Fußball-Bezirksliga: – Schnell wie nie verschwanden die Spieler des VfB Waldshut nach dem Schlusspfiff in der Kabine. Kein Auslaufen, kein Kreis – einfach nur weg. Der Frust nach dem 2:3 gegen den SV Herten saß tief und eine Standpauke wie in der Halbzeitpause wollten sie sich von Trainer Alaa Eldin Atalla nicht nochmal anhören. Der war schon zur Pause auf 180 und ließ die Schränke in der Kabine zittern und dann am Ende restlos bedient: „Wenn ich sehe, wie wir mit unseren Chancen umgehen und dass wir zwei Gegentore aus Standards kassieren, fehlen mir eigentlich die Worte.“
Die fehlten letztlich auch Gästetrainer Bülent Güzel, der unwidersprochen von einem „glücklichen Sieg“ sprach. Wie schon vor zwei Wochen beim 5:7 in Jestetten glänzte seine Elf nur 20 Minuten: „Wir hatten extra eine Sitzung, um zu ergründen, warum bei uns zu diesem Zeitpunkt der Stecker gezogen wird – wir haben die Lösung noch nicht gefunden.“ Letztlich sei die individuelle Klasse ausschlaggebend für den Sieg gewesen, gab Güzel unumwunden zu.

Fußball-Bezirksliga in Zahlen

Angetrieben von Mittelfeldmotor Ivan Atlija übernahm der SV Herten sofort das Kommando. So fiel erstmal gar nicht auf, wer beim Gast alles fehlte: „Ich habe insgesamt 18 Absagen bekommen“, fing Bülent Güzel an, die abwesenden Spieler aufzuzählen: „Alle haben ihre nachvollziehbaren Gründe. Im Moment spielt, wem das Trikot passt. Ich selbst hatte schon überlegt, die Kickschuhe einzupacken.“
Jene, die spielten, zeigten den Waldshutern die Hacken. Sascha Strazzeri begeisterte mit einem Fallrückzieher, dem letztlich der „Pfus“ fehlte, um Cihan Ceylan in Verlegenheit zu bringen.
Dann hatte der Waldshuter Schlussmann viel Glück bei Julian Jägers Kopfball an den Pfosten und schließlich fischte er sich einen strammen Schuss von Strazzeri.
Wenig später schien das Unglück seinen Lauf zu nehmen, als Ceylan an einer Strazzeri-Flanke vorbei säbelte und Gabriel Nolte gegen Arianit Tasholli einen Schritt zu spät kam. Vielleicht liegt es am frühen Führungstreffer, der den Gast auf Wellness-Modus umschalten lässt – vor allem gegen vermeintlich schwächere Gegner.
Denn plötzlich übernahm der VfB Waldshut das Kommando und nutzte den Vorteil, die Tücken des holprigen Rasenplatzes besser zu kennen. Shaban Ljimani drang links in den Strafraum ein, wurde vom ungestüm heran fliegenden Massimo De Franco gestoppt, umgehend zeigte Jonas Probst auf den Elfmeterpunkt.
Ljimani nahm den Ball und übernahm Verantwortung: „Das zeichnet ihn aus. Ist doch klar, dass er den Elfer nicht mit Absicht so geschossen hat“, nahm ihn sein Trainer in Schutz, ob des kläglich vergebenen und von Julian Häusel mühelos gehaltenen Penaltys.
Die Verantwortung sei – neben der Chancenverwertung – durchaus ein großes Problem: Wir haben nur wenige gestandene Spieler“, verwies Atalla auf die Kaderstruktur, die vom Umbruch geprägt ist.

„Die Erfahrenen wissen um ihre Aufgabe und nehmen das halt mit ins Spiel“, deutete der Trainer an, weshalb manchmal die Leichtigkeit fehlt: „Natürlich sind die Ergebnisse bitter, aber der Weg ist richtig und der Verein steht dahinter. Wir wollen in der Liga bleiben und eine Elf für die Zukunft aufbauen“, so Atalla.
Dass das zarte Pflänzchen so langsam den Kopf aus dem Boden streckt, war über weite Strecken zu sehen. Nicht zuletzt beim Ausgleich, als Ljimani nur wenige Minuten später seinen Patzer wettmachte. Und hätte sich der SV Herten nicht auf Standards spezialisiert, wäre es beim 1:1 und zur Pause ruhiger in der Waldshuter Kabine geblieben.
Doch einmal mehr schlug „Eckball-König“ Julian Jäger zu. In Jestetten schlenzte er die Kugel vom Fähnchen weg ins lange Eck. In Waldshut reichte es nicht ganz, doch Ariant Tasholli war mit dem 2:1 zur Stelle: „Das üben wir immer wieder“, verriet Bülent Güzel verschmitzt: „Und wir haben noch mehr Varianten auf Lager.“
Eine weitere Gelegenheit ließ Jäger, der im ersten Abschnitt durchaus Glück hatte, dass er für seine Replik nach einem Foul von Anton Klingmann nur „Gelb“ sah, kurz nach dem Seitenwechsel aus. Als Ceylan in die tiefe Sonne blickte, verzichtete der Routinier auf seinen Schlenzer.
Das hätte sich fast gerächt. Denn der VfB Waldshut dominierte fortan das Spiel, erspielte sich ein Chancenplus.
„Acht Hundertprozentige habe ich gezählt“, ärgerte sich Atalla über den Chancenwucher. Rechts und links flogen die Schüsse am Hertener Kasten vorbei und was aufs Tor kam, wurde von Julian Häusel pariert.
Nur beim Ausgleich, den der eigenwechselte Jonas Sprich auf Zuspiel von Albin Hashani flach ins kurze Eck schob, streckte sich der Schlussmann vergeblich: „Danach habe ich wirklich befürchtet, dass wir – wie in Jestetten – auch hier ohne Punkte nach Hause fahren“, gab Bülent Güzel offen zu.
Doch die junge Waldshuter Elf verstand es nicht, die Gunst der Stunde zu nutzen und den zweiten Saisonsieg einzufahren.
Im Gegenteil: Nach einem Foul von John Nyffenegger an Dauerläufer Sascha Strazzeri legte sich Julian Jäger den Ball auf den Kreis am Strafraum und ließ Cihan Ceylan aus 20 Metern keine Abwehrchance.
Die Schlussoffensive des VfB Waldshut blieb ohne Ertrag. Schlimmer noch, es kostete den Torwart. Cihan Ceylan war beim Sturmlauf in der Nachspielzeit mit aufgerückt, sah sich plötzlich Lucas Eschbach gegenüber, der zum Distanzschuss aufs leere Tor ansetzte.

Ceylan flog heran, traf den Hertener frontal und durfte froh sein, dass Jonas Probst vor der Roten Karte auch noch Gelb gezückt hatte.

Für die letzten zwei Minuten streifte sich Max Le die viel zu großen Handschuhe und Trikot über.

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