Fußball-Bezirksliga: – Das nennt man dann wohl einen Lauf. Der SV Blau-Weiß Murg feierte beim 2:0 gegen die SG FC Wehr/Brennet den dritten Sieg in Folge und hat nun wieder Blickkontakt zum ersten Nichtabstiegsplatz: „Davon will ich im Moment noch nicht reden“, bremste Trainer Giuseppe Stabile die Euphorie: „Erst wenn wir auch gegen den SV Jestetten im Nachholspiel entsprechend gepunktet haben, sind wir wirklich dran.“
Und dennoch wird in Murg gerechnet – mit möglichen Punkten, die noch eingefahren werden können und müssen. Aber auch mit den Landesligisten, die in der Bredouille stecken. Denen werden die Daumen gedrückt, denn jeder Nicht-Absteiger von oben bedeutet einen Absteiger weniger aus der Bezirksliga.

Fußball-Bezirksliga in Zahlen

Dass das auch für die Gäste noch ein Thema werden kann, wurde ihnen bitter vor Augen geführt. Nach zuletzt ordentlichen Leistungen setzte es in Murg einen herben Rückschlag: „Wir hatten über die 90 Minuten kaum eine Torchance“, war Trainer Urs Keser etwas enttäuscht: „Wir machen uns das Leben selbst schwer.“ Mit Blick auf die kommenden Aufgaben betonte er vor dem Spiel, dass „die nächsten zwei Spiele entscheidend für das Saisonfinale sind.“
Dem Gastspiel im Murg folgt das Heimspiel gegen Schlusslicht SV 08 Laufenburg U23 und dann die Fahrt zum TuS Efringen-Kirchen: „Zwei Siege brauchen wir noch, um alles klar zu machen“, so Keser: „Wir haben es in der Hand, uns zu retten – oder uns zum Deppen zu machen“, hat er die Resultate in der Abstiegszone durchaus registriert.
Die schwache Leistung in Murg relativierte Keser dennoch: „Auch wenn es richtig schlecht war, lassen wir uns nicht irritieren.“ Zuletzt sei es doch richtig gut gewesen, „was wir auf den Platz gebracht haben.“ Seine Hoffnung, dass sein Team dem Spiel nach der Pause nochmal eine Wende geben könne, verpuffte: „Die Murger haben ihr 2:0 mit Leidenschaft verteidigt.“

Letztlich war es die Trinkpause, die Schiedsrichter Ralf Brombacher nach 25 Minuten anordnete, die den Murgern entscheidend half. Bis dahin hatte die Keser-Elf optische Vorteile, ließ mit einem Lattenschuss (14.) von Marco Götz kurz aufhorchen.
Also verteilte Giuseppe Stabile nicht nur Wasserflaschen, sondern auch neue Aufgaben: „Francesco Lo Presti in den Sturm und Gökalp Uyar für ihn nach links“, beschrieb er den Schachzug, der die – für ein Abstiegsduell erstaunlich wenigen – Zuschauer schon wenige Sekunden nach Wiederanpfiff jubeln ließ.
Nach einem Einwurf waren die Gäste reichlich unsortiert. Alija Kapidzija versuchte es aus der Distanz, traf die Lattenunterkante. Anders als seinerzeit in Wembley, fiel der Ball schon hinter der Linie auf den Boden. Gökalp Uyar drückte das Leder vorsichtshalber noch mit dem Kopf ins Netz.
Damit war bei der SG FC Wehr/Brennet der Stecker gezogen. Es lief kaum noch etwas zusammen und prompt setzte es den nächsten Nackenschlag noch vor der Halbzeit. Pasquale Oddo fuchste Johannes Baumgartner den Ball ab, setzte zum Solo an und spielte auf Winter-Neuzugang Ahmet Yigit.
Was der 31-jährige Türke dann aus seinem rechten Fuß zauberte, hinterließ ungläubiges Staunen. Aus vollem Lauf schlenzte er den Ball mit dem Außenrist über Pascal Lindenmann – ein Treffer der Marke „Tor des Monats“.
Noch ehe Brombacher zur Pause bat, hätten die Murger den „Sack zumachen“ müssen, wie Stabile nicht nur wegen der Riesenchance von Francesco Lo Presti anmerkte. Dem lange Zeit verletzten Stürmer will der Knoten nicht platzen. Er schob – zu seinem eigenen Entsetzen – eine Flanke von Gökalp Uyar freistehend am leeren Tor vorbei.

Italienischer Riegel vor Niklas Frey
Im zweiten Durchgang passierte nicht mehr viel, auch wenn Giuseppe Stabile betont, dass „wir gelitten haben.“ Nur noch gelegentliche Konter sorgten für Entlastung. Aber auch die Gäste versuchten vergeblich, nun gefährlicher zu agieren. Es wollte nicht gelingen. Einzig eine scharfe Ecke von Toni Santoro, die die Latte touchierte, sorgte für etwas Aufregung in der Murger Defensive.
Die stand über 90 Minuten felsenfest, weil der italienische Riegel – Manuele Laisa und Pasquale Oddo – so gut wie nichts zuließ und hinter sich einen bärenstarken Vertreter des beruflich verhinderten Elvis Gojak wusste.
Der 20-jährige Niklas Frey machte seine Sache in seinem zweiten Bezirksliga-Spiel richtig gut, hielt die „Null“ fest und parierte zwei scharf getretene Freistöße von Alex Rebis wie ein „alter Hase.“
Eine Leistung, die nicht nur Giuseppe Stabile begeisterte: „Es ist gut, zwei starke Torhüter zu haben. Einen alten Meister und einen jungen Lehrling, die die Zukunft noch vor sich hat“, verklausulierte der Trainer die Antwort auf die Frage, ob sich jetzt in der Saisonschlussphase noch ein „Torwart-Problem“ ergebe: „Niklas hat sich diese Leistung verdient. Er ist immer im Training und eine große Hilfe für Elvis.“
Während die Murger nach 13 Punkten aus fünf Spielen nun mit Schwung – aber ohne Cihangir Uyar, der sich in der Nachspielzeit noch Gelb-Rot abholte – ins Nachholspiel gegen den SV Jestetten gehen, ist bei der SG FC Wehr/Brennet erst einmal durchatmen angesagt.
„Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir uns nicht selbst wieder Druck aufbauen“, blickt er zuversichtlich auf die Partie gegen die Laufenburger U23: „Und danach können wir dann auch wieder übers Pokalfinale reden“, deutete er an, dass im Team der Gedanke ans Endspiel am 9. Mai gegen den VfR Bad Bellingen zu präsent war: „Da musste ich tatsächlich mal ein Machtwort sprechen.“
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