Fußball-Bezirksliga: – Giuseppe Stabile musste sich arg zusammenreißen: „Die Tabelle lügt nicht“, zog der Trainer des SV Blau-Weiß Murg sein Fazit unter ein Spiel, das seine Elf durch böse individuelle Fehler aus der Hand gegeben hat. Bis der 2:1-Erfolg beim bislang erst einmal siegreichen Aufsteiger in trockenen Tüchern war, tat sich die SG Mettingen/Krenkingen nämlich extrem schwer: „Es war ein nervenaufreibendes Spiel, aber wichtig für unser Selbstvertrauen“, so Trainer Philip Brandl nach dem zweiten knappen Erfolg seiner Elf.
Ein haarsträubend ausgeführter Freistoß von Pasquale Oddo wendete das Blatt zu Gunsten der Gäste. Was auch immer sein Plan war, die Ausführung war fatal. In der eigenen Hälfte spielte er den Ball quer und zwar genau vor die Füße von Frederik Happle. Der nahm das Geschenk dankend an und überwand Elvis Gojak zur 2:1-Führung.
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Das dieses ausgesprochene „Kacktor“ das Spiel entschieden hat, war allerdings noch nicht abzusehen. Denn die Murger Elf bemühte sich, spielte eifrig nach vorn – allerdings ohne jene Torgefährlichkeit zu entwickeln, die es im Abstiegskampf braucht. Immer wieder rannte sich die Offensive fest, brachte die Abwehr des keineswegs souveränen Gastes ernsthaft in Verlegenheit.
Eine Viertelstunde vor Schluss schienen es die Fußballgötter dann aber doch gut mit den Hausherren zu meinen. Alessandro Disca, seit zwölf Minuten im Spiel, drang von links in den Strafraum ein, fiel im Laufduell mit Tim Beck. Für Holger Trefzer gab es keine zwei Meinungen – Strafstoß.
Alessio Paciulli schnappte sich den Ball – „Stamm-Elfmeterschütze“ Alija Kapidzija war bereits ausgewechselt – und legte ihn sich lang zurecht. Yannik Boll hüpfte auf der Linie, tendierte ins rechte Eck. Doch der Schuss von Paciulli kam nach elf Metern bei Boll nur noch als Schüsschen an. Boll parierte den Ball zwar, hielt ihn aber nicht fest. Disca versuchte sich im Nachschuss, doch wieder reagierte der Schlussmann der SG Mettingen/Krenkingen und klärte zur Ecke.
„Paciulli hat wenigstens Verantwortung übernommen“
Spätestens an dieser zweiten Schlüsselszene hätte sich Stabile festbeißen und seine Kritik noch lauter und vernichtender äußern können. Doch der Trainer verkniff es sich, wurde fast mild: „Alessio hat in dieser Szene zumindest die Verantwortung übernommen“, stellte er sich vor den Routinier und nahm sich selbst ins Visier: „Es war wohl mein Fehler, dass ich zehn Minuten zu spät gewechselt habe.“
Nach 63 Minuten hatte Stabile drei vermeintliche Stützen – Alija Kapidzija zusammen mit Gökalp und Cihangir Uyar – vom Platz genommen und neben Disca auch Leon Villinger und Kevin Lajthia gebracht: „Sie haben für frischen Schwung gesorgt“, deutete Stabile an, dass es dem Kader zumindest nicht an Breite fehlt: „Die englische Woche mit dem Pokalspiel in Brennet hat Kraft gekostet.“
Letztlich sammelt der Neuling auch nach elf Spielen noch immer an Erfahrung, fremdelt weiter mit der höheren Liga: „Jetzt merken einige Beobachter, weshalb wir so lang gebraucht haben, um wieder aufzusteigen“, so Stabile, der im ersten Durchgang fast mit dem Schlimmsten gerechnet hat: „Dass wir nicht deutlich hinten lagen, war ein großes Glück. In der Abwehr waren wir nicht gallig genug“, deutete er an, dass ihn der Auftritt seiner Elf mehr an die im Sommer verlassene als die nach sieben Jahren erreichte Liga erinnerte.
Mariusz Rymsza hatte nach einem Freistoß von Kapidzija zu Nico Maenza seinen Fuß in die Schussbahn gehalten und so Yannik Boll zum 1:0 überwunden. Was nach einem glücklichen Treffer aussah, war für Stabile der Lohn für viel Arbeit: „Solche Varianten üben wir ein“, nahm er der Kritik, dass seine Elf bei Standards oft hilflos wirkt, den Wind aus den Segeln.
Weitaus gefährlicher aber nicht minder glücklos agierten die Gäste: „Es war immer wieder zu sehen, dass noch immer nicht alles rund läuft“, hat Philip Brandl die Abschlussschwäche vor der Pause nicht übersehen. Mehrfach versagten seiner Offensive in Tornähe die Nerven.

Und doch klappte es zum fast optimalen Zeitpunkt innerhalb der zwei Nachspielminuten arbeitete sich Julian Bächle über rechts durch, legte den Ball auf Samuel Gantert zurück.
Mit einem satten Schuss gelang ihm der längst fällige Ausgleich: „Für uns zum optimalen Zeitpunkt – so kurz vor dem Halbzeitpfiff“, atmete Brandl tief durch: „Wir hatten zwar die klareren Chancen und waren nicht mehr so verkrampft, aber etwas stecken uns die letzten Wochen trotzdem noch in den Klamotten.“
Und dabei wäre es wahrscheinlich auch geblieben, denn die Offensivaktionen wurden auf beiden Seiten nicht gefährlicher. Weder Elvis Gojak noch Yannik Boll mussten an ihre Grenzen gehen. Also brauchte es individuelle Fehler, um einem eher niveauarmen Spiel einen am Ende zwar nicht unverdienten, aber doch glücklichen Sieger zu bescheren.
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