Fußball-Bezirksliga: – Steffen Hönig redet nicht lang drum herum: „Es tut mehr weh, draußen zu stehen, und der Mannschaft nicht helfen zu können.“ Der 27-jährige Kurpfälzer, der seit einigen Jahren im Südschwarzwald heimisch wurde, fehlt dem FC Rot-Weiß Weilheim seit vier Wochen an allen Ecken und Enden. Eine Blockade im Becken macht dem Zimmermann zu schaffen: „Auf der Arbeit geht‘s. Aber Fußball ist nicht möglich. Sobald ich laufen oder gar sprinten will, kommen die Schmerzen.“
Eine eingehende Untersuchung im Gesundheitszentrum Feldberg am heutigen Freitag soll ihm endlich Klarheit bringen: „Ich fühle mich bei Dr. Just gut aufgehoben. Er hat mir bei einer früheren Verletzung schon sehr geholfen.“ Sorge bereitet Steffen Hönig die Tatsache, dass andere Ärzte bei ihm noch keine konkrete Diagnose gestellt haben und die Übung bei der Physiotherapie Letzigrund in Zürich nur Linderung, aber keine Besserung brachten: „Ich habe durchaus noch Hoffnung, dass ich in diesem Jahr nochmal kicken kann. Ohne Fußball geht es einfach nicht bei mir.“
Die von ihm hinterlassene Lücke zu schließen, war für die Trainer eine große Herausforderung: „Steffen ist sportlich, aber auch als Mensch eine wichtige Stütze“, so Michael Hagmann: „Er ist reifer geworden und ruhiger. Für uns ist er quasi ein Alpha-Tier, das die jungen Spieler mitzieht.“ Dass Hönig weder im Spielerrat sitzt, noch als Kapitän fungiert, sei kein Problem: „Er braucht keine Binde, um seinen Status zu unterstreichen.“

So sieht es der einst aus der Region Mannheim zum FC Weizen gewechselte Abwehrrecke auch: „Wenn man mir vertraut, dann muss ich nicht Kapitän sein. Da haben wir in Patrick Merz den richtigen Mann am richtigen Platz. Hier in Weilheim spüre ich das Vertrauen vom Trainer, den Mitspielern, der Vereinsführung und der Fans – das ist mir wichtig und tut mir sehr gut. Man gibt mir das Gefühl, dass sie froh sind, dass ich da bin.“
So lernt die Bezirksliga mittlerweile einen Steffen Hönig kennen, der nicht mehr in jedem Spiel am Rande eines Platzverweises balanciert. In den Jahren beim FC Erzingen, zu dem er 2016 gewechselt war, etablierte er sich als Heißsporn, wurde prompt suspendiert. Nach seiner Demission schloss er sich im Schwarzwald dem FC Lenzkirch an, kam dann vor einem guten Jahr – geläutert – zum FC RW Weilheim.
Hier erntet er nicht nur wegen seiner Spielkultur viel Anerkennung: „Steffen hat eigentlich selbst dafür gesorgt, dass wir seinen Ausfall ganz gut kompensieren können“, verrät Michael Hagmann: „Er hat unsere Innenverteidiger durch die Erfahrung, die er den Jungs weiter gibt, verbessert. Davon profitiert derzeit Lucca Flum, der Steffen voll und ganz ersetzt.“
Zudem, das hebt Hagmann heraus, sei Hönig auch außerhalb des Spielfelds eine wichtige Konstante geworden: „Er wohnt mittlerweile in Gündelwangen. Da hat er eine ganze Ecke zur Anfahrt. Aber er ist stets im Training gewesen und auch jetzt trotz seiner Verletzung immer dabei, wenn wir ein Spiel haben.“

So wird Steffen Hönig auch am Samstag das Derby gegen den FC Schlüchttal sehen und seine Mitspieler davor warnen, das Schlusslicht auf die leichte Schulter zu nehmen: „Die Tabelle kannst du derzeit vergessen. In dieser Liga kann jeder gegen jeden gewinnen. Jedes Wochenende gibt es mindestens ein Ergebnis, mit dem keiner gerechnet hat“, lässt Hönig durchblicken, dass er nicht mit einem Spaziergang gegen den Nachbarn aus dem oberen Schlüchttal rechnet: „Aber ich habe ein gutes Gefühl. Mit unseren Fans im Rücken sollten wir die Punkte bei uns behalten können – schließlich wollen wir bis zur Winterpause den Abstand zum Abstiegsstrich noch vergrößern.“
Und spätestens im neuen Jahr will Steffen Hönig wieder mitmischen und die jungen Wilden vom Nägeleberg durch die Bezirksliga führen: „Wir haben eine talentierte Elf und bekommen immer wieder sehr starke Nachwuchsspieler, die mit den A-Junioren in der Landesliga spielen. Das wäre nichts für die Jungs, wenn sie in der Kreisliga spielen müssen“, gibt Hönig trotz seiner Zwangspause die Richtung vor: „Wenn wir so spielen, wie beim 3:3 in Zell, habe ich absolut keine Sorge, was den Verbleib in der Liga angeht. Wir können mit jedem Gegner mithalten.“
Und bis Steffen Hönig dann tatsächlich wieder fit ist, vertreibt er sich die freie Zeit mit einem etwas kleineren Ball: „Zum Ausgleich gehe ich mit meinen Kumpels gern mal golfen in Kappel bei Lenzkirch.“ Den Putter hat der Hüne gut im Griff, aber zum Profi reicht es nicht: „Die sind froh, wenn ich den Platz nicht kaputt mache“, lacht er verschmitzt: „Profi wäre ich lieber im Fußball geworden. Aber das hat damals in Mannheim nicht geklappt.“