Fußball-Bezirksliga: – Auf den ersten Blick scheint die fast beendete Vorrunde der Saison 2021/22 die Zahlen der Ende Oktober abgebrochenen Corona-Saison 20/21 zu bestätigen. Bekanntlich war diese Spielzeit der Pandemie wegen annulliert worden, so dass in der laufenden Saison die Liga identisch besetzt ist.

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Doch der erste Blick trügt, schon beim zweiten Hinsehen werden markante Unterschiede deutlich. Damals stand der SV Herten an der Spitze, vor dem Trio FC Erzingen, SG Mettingen/Krenkingen und FC Zell. Diese drei Clubs stehen erneut ganz oben, nur vom SV Herten ist nichts mehr zu sehen. Erst auf Rang sieben taucht die Elf von Musa Musliu auf. Die Souveränität ist den Hertenern im Fußball-Lockdown etwas abhanden gekommen. Es fehlt die Konstanz – vor allem in der Fremde.

Zu Hause eine Macht: Der FC Schönau gewann – bis auf das 3:3 gegen den TuS Efringen-Kirchen – alle Heimspiele der Vorrunde.
Zu Hause eine Macht: Der FC Schönau gewann – bis auf das 3:3 gegen den TuS Efringen-Kirchen – alle Heimspiele der Vorrunde. | Bild: Neithard Schleier

Zu Hause bleibt der SV Herten eine Macht, ging nur beim 2:2 gegen den FC Schönau nicht als Sieger vom Feld. Ausgerechnet gegen jene Schönauer, die zu Hause ebenfalls unbesiegt sind, sich einzig ein 3:3 gegen den TuS Efringen-Kirchen leisteten. Das Team von Christian Lais könnte ebenfalls weiter vorne stehen, wäre die Ausbeute auf fremden Plätzen nicht so dürftig. Während der SV Herten in Untermettingen und Tiengen siegte, gewann der FC Schönau nur bei der U23 des FV Lörrach-Brombach.

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Bis 2. Oktober sah es an der Spitze nach einem Alleingang zweiter Mannschaften aus. Tabellenführer FC Erzingen hatte alle sieben Spiele gewonnen, wer wollte die Elf von Klaus Gallmann noch aufhalten? Die Hoffnungen ruhten auf dem zwei Punkte weniger aufweisenden FC Zell, der sich zwischendurch nur das 1:1 gegen den SV Herten geleistet hatte. Der „Bezirksliga-Gipfel“ im Klettgau stand allerdings erst drei Wochen später auf dem Terminplan.

Gipfeltreffen: Lukas Ruf (rechts, gegen Hannes Linke und beobachtet von Lukasz Jan Wojtyna) gewann mit dem FC Zell das Spitzenspiel beim ...
Gipfeltreffen: Lukas Ruf (rechts, gegen Hannes Linke und beobachtet von Lukasz Jan Wojtyna) gewann mit dem FC Zell das Spitzenspiel beim FC Erzingen mit 2:1. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Drei Wochen, die es für den FC Erzingen in sich hatten. Die Siegesserie endete mit dem 2:3 beim FC Schönau, es folgten das 1:2 gegen den FC Hochrhein und ein 0:5-Debakel gegen den SV Jestetten. Kurioserweise reiste die Gallmann-Elf dennoch als Spitzenreiter zum VfB Waldshut und gewann mit 4:0. Der FC Zell gelang es im gleichen Zeitraum aber nur, den Abstand auf einen Punkt zu verkürzen. Die Elf von Michael Schwald und Lars Müller leistete sich ein böses 2:5 gegen die sieglose U23 des FV Lörrach-Brombach und ein mageres 1:1 bei der SG FC Wehr/Brennet.

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Zeitgleich schlichen sich die SG Mettingen/Krenkingen und – zu aller Überraschung – der FC Hochrhein an die Platzhirsche heran. Gut, dass die Jungs aus dem Steinatal kicken können und in Georg Isele einen Trainer der ersten Güte haben, war längst bekannt. Bereits im Jahr zuvor – als Aufsteiger – hatte die Spielgemeinschaft für Furore gesorgt. Dass der Abbruch-Dritte aber ein gutes Jahr später wieder vorn mitmischen würde, war so nicht zu erwarten. Setzt sich der Trend fort, kommt Isele bei Fragen zum Saisonziel in Erklärungsnöte.

Überraschung: Der FC Hochrhein – hier beim Jubel über das Tor von Axel Peterhans (Zweiter von rechts) gegen den FC RW Weilheim ...
Überraschung: Der FC Hochrhein – hier beim Jubel über das Tor von Axel Peterhans (Zweiter von rechts) gegen den FC RW Weilheim – widersetzt sich den Experten und mischt die Bezirksliga mächtig auf. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Das Etikett „Überraschungs-Elf“ gebührt eindeutig dem FC Hochrhein, den so genannte „Experten“ als „sicheren“ Absteiger auf dem Zettel hatten. Sechs Pünktchen aus dem Vorjahr taugten nicht als Visitenkarte. Das 0:6 zum Auftakt gegen den FC Zell schien alle Pessimisten zu bestätigen. Doch dann startete das Team von Philip Brandl durch, kletterte trotz prominenter Verletztenliste mit fünf Siegen in Folge auf Rang zwei – mit negativer Tordifferenz.

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Damit stahl der FC Hochrhein dem SV Buch fast die Show. Der stand unter dem neuen Trainer Daniel Pietzke nach sechs Spielen auf Abstiegsrang 13, startete dann eine Serie von sieben Siegen und überwintert nun als Vierter.

Zusammenstehen: Der „Bezirksliga-Dino“ FC Wallbach – seit 2008 ununterbrochen dabei – steht im Frühjahr unter Druck.
Zusammenstehen: Der „Bezirksliga-Dino“ FC Wallbach – seit 2008 ununterbrochen dabei – steht im Frühjahr unter Druck. | Bild: Neithard Schleier

Fehlt noch der Blick in die untere Tabellenhälfte. Selbst der VfB Waldshut mit einem Potenzial, aber nicht der Kadergröße, eines Titelkandidaten hat nur acht Punkte Vorsprung auf den potenziellen Abstiegsplatz 13. Dem dahinter liegenden Trio wird es auch im Frühjahr nicht langweilig, denn ohne Konstanz wird es kritisch. Schließlich stehen im TuS Efringen-Kirchen und dem FC RW Weilheim dahinter zwei Kandidaten, die in der Vorrunde ihr Können zu selten ausgeschöpft haben.

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Richtig schwer wird es im Frühjahr für die letzten Vier. Ob ihre Anstrengungen, den Abstieg zu vermeiden, von Erfolg gekrönt sein werden? Klar dagegen spricht die Statistik: In kompletten Spielzeiten der letzten zehn Jahre standen spätere Absteiger fast immer schon zur Saisonhälfte „unter dem Strich“. Und wegen des Ziels, in der Saison 2022/23 wieder mit 16 Mannschaften zu spielen, ist durchaus damit zu rechnen, dass fünf Clubs in die Kreisliga A müssen. Auch mit Blick auf die Landesliga, in der der VfR Bad Bellingen und der FC Wittlingen in Abstiegsnöten stecken.

Übrigens: Nur einmal rettete sich ein Vorrunden-Schlusslicht. In der Saison 2011/12 holte der FC Wallbach in der Rückrunde noch stolze 32 seiner 41 Punkte – ein seltenes, aber Mut machendes Beispiel.