Fußball-Bezirksliga: – Nach Abschluss der Saison 2021/22 analysiert der SÜDKURIER im Gespräch mit Trainern und Verantwortlichen der 17 Bezirksligisten das Abschneiden ihrer Mannschaften.
Der FC Königsfeld geht als einer der souveränsten Meister der vergangenen Jahre in die Geschichte ein. Schon vor dem ersten Spieltag als Top-Favorit gehandelt wurde die Elf der Trainer Patrick Fossé und Erik Raab ihrer Rolle gerecht. Die Mannschaft hat die Rolle als Motivation und nicht als psychologischen Rucksack. Die 86 Punkte und eine Tordifferenz von plus 100 sind Rekordwerte. „Wir hatten über die gesamte Saison immer einen großen Kader und konnten Ausfälle kompensieren. Die Mannschaft hat stets hervorragend mitgezogen und war auf das große Ziel fokussiert“, unterstreicht Fossé.
Der SV Geisingen wurde vor der Saison nicht unbedingt als einer der Top-Favoriten gehandelt, spielte dann jedoch eine sehr konstante Saison und war da, wenn die Mitkonkurrenten patzten. Das Ergebnis sind 16 Punkte Vorsprung auf Rang drei. Geisingen hat nun die Chance, in den zwei Aufstiegsspielen gegen Wollmatingen noch den Sprung in die Landesliga zu schaffen. „Ich bin rundum zufrieden. Wir haben ein tolles Team mit guten Einzelspielern, in dem sich aber keiner zu wichtig nimmt und immer für den Erfolgs der Mannschaft alles gibt. Die 72 Punkte bei 90 geschossenen Toren haben in den vergangenen Jahren auch schon einmal zum Titel gereicht, aber mit Königsfeld hatten wir einen Überflieger“, resümiert Geisingens Trainer Stefan Pröhl. Der Coach war von den Leistungen, aber auch von der Trainingsbereitschaft seiner Akteure begeistert.
Mit Königsfeld, Bräunlingen und dem FC Pfaffenweiler galten vor der Saison drei Teams als die großen Favoriten. Pfaffenweiler musste schnell abreißen lassen. „Bei uns lag es nicht an der Qualität, bei uns lag es an der Konstanz in den Leistungen. Wir haben zu viele Punkte gegen Teams aus der zweiten Tabellenhälfte liegen gelassen. So reicht es eben nicht, um ganz oben mitzuspielen“, analysiert der scheidende Trainer Patrick Anders. Er ist sich sicher, seinem Nachfolger Björn Schlageter ein Team zu übergeben, das für die kommenden Jahre einiges verspricht. Anders: „Die Mannschaft ist intakt, in sich gewachsen und auch von der Altersstruktur passt es. Mit etwas mehr Eigenmotivation der Spieler kann Pfaffenweiler auch zukünftig eine gute Rolle in der Liga spielen.“
Eine überwiegend positive Bilanz der vergangenen Saison zieht Andreas Holdermann, Trainer des FC Bräunlingen. „Nach den Abgängen im Winter wurde uns von einigen Experten ein Einbruch prophezeit. Den hat es nicht gegeben. Bis in den Mai wurden unsere Erwartungen erfüllt. Dann gab es jedoch einen unerklärlichen Leistungseinbruch, wobei wir zu viele Gegentreffer bekommen haben“, analysiert Holdermann. Abgänge wird es auch im Sommer geben, wobei die Bräunlinger sich um Zugänge bemühen. Holdermann sieht Platz vier und die 54 Punkte als in Ordnung an. „Vor einigen Jahren musste der FC Bräunlingen noch um den Ligaerhalt bangen. Wir haben uns stabilisiert, wissen aber auch, dass die nächste Saison noch schwieriger wird“, ergänzt Holdermann.
Der FV Tennenbronn ließ einer schwachen Vorrunde eine bärenstarke zweit Saisonhälfte folgen. Die Elf von Trainer Sebastian von Au war die drittbeste Rückrundenmannschaft der Liga. „Die Freude über die gute Rückrunde überwiegt. Wir haben uns nach Anfangsschwierigkeiten in eine gute Form gebracht und diese durchgezogen“, sagt von Au. Die 87 erzielten Tore sprechen für viel Qualität. Die 61 Gegentore zeigen, woran Tennenbronn arbeiten muss. „Wir können jeden Gegner in der Liga bezwingen. Wir haben viel Qualität“, ergänzt von Au, der in der kommenden Saison weitgehend auf den aktuellen Kader bauen kann. Nur zwei, drei ältere Spieler hören auf.
Pünktlich am letzten Spieltag hat der FV Möhringen mit Rang sechs die beste Platzierung der Saison erreicht und damit seit Jahrzehnten die beste Abschlussplatzierung der Möhringer. „Auch wir hatten Phasen, in denen es nicht so gut lief. Die Mannschaft hat eine großartige Entwicklung vollzogen. Wir waren immer hungrig, haben weiterhin junge Spieler eingebaut und sind gewachsen. Die Mitbewerber werden uns jetzt mit anderen Augen sehen“, resümiert Trainer Heinz Jäger. Möhringen hat die fünftbeste Abwehr der Liga. Leicht besser ist die Auswärts- als die Heimbilanz.
Beim FC Hochemmingen gab zwischenzeitlich ein Auf und Ab. Zweimal gewann die Mannschaft gegen Bräunlingen, zweimal verlor sie gegen Absteiger Grafenhausen. Hinzu kam der überraschende Abgang von Trainer Mario Maus im Herbst. Mario Bucelli sprang als Spielertrainer ein. „Ich bin ohne Erfahrung in den Job gestartet und sehr dankbar, dass mir alle geholfen haben. Wir haben die Arbeit auf mehrere Schultern verlegt und sind weitgehend zufrieden mit der Saison“, sagt Bucelli. Ab dem 18. Spieltag hielt sich Hochemmingen nur noch auf den Plätzen fünf bis acht auf. Wie die Trainerlösung in Hochemmingen für die kommende Saison aussieht, ist noch offen.
Der SV Hölzlebruck war mit der Zielsetzung, eine Platzierung unter den sechs besten Mannschaften zu erreichen, gestartet. Im Abschlussklassement steht Rang acht. „Unsere Bilanz fällt etwas zwiegespalten aus. Wir waren lange auf einem guten Weg, doch dann fielen Leistungsträger und Stammspieler über einen längeren Zeitraum aus, so dass wir uns von unserer Zielsetzung verabschieden mussten. So stehen wir etwas im Niemandsland der Tabelle“, resümiert Matthias Rogg, Spielausschussvorsitzender. Die Mannschaft bleibt personell zusammen, soll aber, wenn möglich, in der Breite erweitert werden, um Ausfälle zukünftig besser zu kompensieren.
Die SG Riedböhringen/Fützen schaffte mit Platz neun und sieben Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz noch souverän den Klassenerhalt. „Bis zum Oster-Wochenende sah es noch nicht danach aus. Glücklicherweise haben wir die richtungweisenden Spiele gegen Grafenhausen und Obereschach gewonnen. So sind wir doch sehr zufrieden mit dem Saisonverlauf“, sagt Manuel Meister, Spielausschussvorsitzender der SG. Trainer Zeljko Cosic setzte viele junge Spieler aus dem erfolgreichen A-Jugendjahrgang ein, die alle sofort einschlugen. „Wir sollten auch die erfahrenen Spieler nicht vergessen. Alle haben ihren Beitrag zur guten Saison geleistet“, ergänzt Meister. Die jungen Spieler werden alle übernommen und sollen helfen, auch in der kommenden Saison den Klassenerhalt zu realisieren.
Björn Schlageter, scheidender Trainer des TuS Bonndorf, bezeichnet die Saison des TuS als „nicht zufriedenstellend“ und ergänzt: „Gründe gibt es viele, wobei die Spieler sie alle kennen. Einige haben zu wenig investiert, um dauerhaft Erfolg zu haben. Die Spieler werden zukünftig mehr tun müssen“, so Schlageter, der zum Ligakonkurrenten Pfaffenweiler wechselt. Schwach sind die nur 49 Tore, wobei Schlageter relativiert: „Wir haben auch in den vergangenen Jahren nie viele Tore geschossen, weil wir einfach zu wenig Optionen haben.“ Abschlussplatz zehn ist die schlechteste Platzierung seit der Jahrtausendwende.
Die DJK Villingen holte in der Vorrunde 22 Punkte und in der Rückrunde 19. Zwei ähnliche Werte, was auf die kassierten Tore nicht zutrifft. In der Vorrunde gab es 26 Gegentreffer, in der Rückrunde 37. „Das lag natürlich auch daran, dass wir über einen längeren Zeitraum ohne gelernten Torhüter auskommen mussten, was natürlich auch in den Köpfen der Spieler feststeckte und doch für einige Unruhe sorgte. Uns hat über die gesamte Runde hinweg die Konstanz gefehlt. Daher bin ich auch nicht zufrieden mit unserem Abschneiden“, sagt DJK-Trainer Adrian Schade. Die Mannschaft müsse mehr als Einheit auftreten. Schade: „Ich brauche 16 bis 18 Spieler, auf die ich mich verlassen kann. Sind diese da, ist für die DJK auch mehr möglich.“
Furios startete der SV Aasen in die Saison. Noch am neunten Spieltag stand Aasen auf Rang drei. Nach 32 Spielen hat die Elf nur noch einen Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. „Wir können dennoch zufrieden sein. Wir hatten gegen Ende der Runde nur Top-Gegner und waren froh, schon vorher den Klassenerhalt sicher zu haben. Leider fehlten in der Rückrunde einige Leistungsträger“, resümiert Trainer Axel Schweizer, der sein Amt an Jackson Agbonkhese übergibt. Schweizer: „Mein Nachfolger übernimmt eine intakte Mannschaft, in der alle Spieler noch Entwicklungspotenzial haben.“ Schwer wiegt der Abgang von Tim Stolz (DJK Donaueschingen). „Die Jungs sind eine verschworene Einheit, doch zuletzt hatte ich das Gefühl, dass zu viel Verantwortung an Tim abgeladen wurde“, so Schweizer
Ein Punkt fehlt im Abschlussklassement der SG Dauchingen/Weilersbach zum Klassenerhalt. „Wir haben zu selten das Potenzial abgerufen, was in der Mannschaft steckt. Wir sind nicht am letzten oder vorletzten Spieltag abgestiegen. Natürlich ist es bitter, wenn am Ende ein Punkt fehlt, aber das haben wir uns selbst zuzuschreiben“, resümiert Trainer Jörg Holik. Die SG Dauchingen schoss zwar viele Tore (77), kassierte aber auch 85. Nur einmal gab es eine Punkteteilung. Eine zweite hätte zum Ligaerhalt gereicht. Ziel von Holik ist es, in der Kreisliga A wieder vorne mitzuspielen. Vom sofortigen Wiederaufstieg spricht er nicht.
Wie die erste Mannschaft in der Verbandsliga muss auch die DJK Donaueschingen II einen Abstieg verkraften. Der scheidende Trainer Nasser Alassani nennt zwei Hauptgründe, warum es nichts mit dem Saisonziel wurde. „Wir hatten nie die Chance, über vier, fünf Spiele in Folge mit der gleichen Elf zu beginnen. Da wir viele Studenten haben, war uns das vorher bewusst, aber es kamen Verletzungen und Abstellungen in die Verbandsliga-Elf hinzu“, betont Alassani. Der zweite Grund ist die mangelnde Chancenverwertung. Die 48 Treffer werden nur von Schlusslicht Rietheim unterboten. Alassani wird künftig die A-Jugend der DJK trainieren. Sein Nachfolger bei der DJK-Reserve wird Max Rosentreter.
Der SV Grafenhausen kam in der gesamten Saison nie von den zweistelligen Tabellenplätzen weg und stand seit dem 18. Spieltag immer auf einem Abstiegsplatz. Der Abstieg zeichnete sich frühzeitig ab. Letztendlich fehlten elf Punkte zum Klassenerhalt. Im Jahr 2019 war Grafenhausen in die Liga aufgestiegen, nun geht es wieder in die Kreisliga A zurück. Nach dem Abstieg 2017 folgte die sofortige Rückkehr, die auch diesmal wieder angepeilt wird.
Seit 2013 gehörte der SV Obereschach zum festen Inventar der Bezirksliga. In der Saison 2017/18 spielte Obereschach sogar eine Spielzeit in der Landesliga. Nun muss die Elf von Trainer René Riegger in der Kreisliga A einen neuen Anlauf starten. 23 Mal setzte es Niederlagen. Nur am ersten Spieltag stand die Elf nicht auf einem Abstiegsplatz. Zudem setzte es einige deutliche Klatschen, wie die 102 Gegentreffer zeigen. Mit Riegger starten die Obereschacher einen neuen Anlauf eine Etage tiefer. Vom Potenzial her sollte die Elf gute Chancen haben, in den kommenden ein, zwei Jahren eine Rückkehr in die Bezirksliga anzupeilen.
Der Abstieg des SV Rietheim hat sich lange abgezeichnet. Mit nur acht Punkten, 23 eigenen und 144 kassierten Treffern fällt die Saisonbilanz denkbar schlecht aus. Die Personalsorgen waren immer groß. „Viele Spieler hatten nach dem Aufstieg um eine Saison verlängert. Im zweiten Jahr waren sie nicht mehr da. Wir waren sportlich nie in der Situation, für potenzielle Neuzugänge interessant zu sein. So kam alles zusammen, was natürlich kein Ruhmesblatt ist“, bilanziert Spielertrainer Markus Knackmuß. In der kommenden Saison spielt Rietheim in der neuen SG Marbach/Rietheim.
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Zahlen und Fakten zur Bezirksliga
- Extraklasse: Es gibt kaum eine Statistik, die Bezirksliga-Meister FC Königsfeld nicht anführt. Das Team von Trainer Patrick Fossé hat die meisten Tore geschossen (123) und die wenigsten kassiert (23). Königsfeld war mit jeweils 43 Punkten sowohl die beste Vorrunden- als auch beste Rückrundenmannschaft. Der Meister liegt auch in der Heim- und Auswärtsbilanz vorne. Auf eigenem Platz holte Königsfeld 44 Punkte und blieben dabei in 16 Partien ungeschlagen. Auswärts sammelte die Mannschaft 42 Zähler.
- Torjäger: Eine der wenigen Bilanzen, die der Meister nicht dominiert, ist die Torschützenliste. Hier steht Luca Arceri vom Vizemeister SV Geisingen mit 34 Treffern ganz oben. Auf Rang zwei liegen gleichauf Florian Haselbacher (SV Grafenhausen) und Jallow Saja (FC Pfaffenweiler) mit je 24 Toren.
- Negativbilanz: Rekordverdächtig negativ ist die Bilanz des SV Rietheim in der zweiten Saisonhälfte. In 16 Rückrunden-Partien kassierte das Liga-Schlusslicht im Schnitt mehr als fünf Gegentore pro Spiel und holte nur einen einzigen Zähler.
- Absteiger: Fünf Teams müssen eine Liga tiefer. Dies sind: SG Dauchingen/Weilersbach, DJK Donaueschingen II, Grafenhausen, SV Obereschach und SV Rietheim.
- Tabellenführung: Es gab an 34 Spieltagen nur zwei unterschiedliche Spitzenreiter. Nach den ersten vier Partien lag der FC Pfaffenweiler ganz vorn. Ab dem fünften Spieltag übernahmen die Königsfelder Rang eins und gaben ihn nicht mehr her.
- Trainerwechsel: Lediglich einen einzigen Trainerwechsel gab es in der gesamten Saison. Und dieser hatte keinen sportlichen Hintergrund. Im Dezember 2021 löste das Duo Pascal Heinig/Mario Bucelli beim FC Hochemmingen den langjährigen Trainer Mario Maus ab. Maus gab sein Amt aus zeitlichen Gründen ab. Ein Trainer aus einem Duo verließ in der Winterpause den FC Bräunlingen. Tevfik Ceylan kehrte zum FC 08 Villingen zurück, so dass Andreas Holdermann alleiniger Chefcoach der Bräunlinger wurde.
- Zweistellig: Den höchsten Saisonsieg landete kurioserweise ein Absteiger. Die SG Dauchingen/Weilersbach gewann zuhause gegen Rietheim mit 13:0. Die Rietheimer kassierten auch zweit- und dritthöchste Niederlage der Saison, jeweils gegen Königsfeld – 0:9 zuhause und 0:11 auswärts.
- Fairness-Tabelle: Die fairste Mannschaft war der SV Obereschach. In 32 Spielen kassierte der Tabellenvorletzte keine Rote Karte und lediglich eine Gelb-Rote. Gelbe Karten gab es für die Obereschacher 53. Schlusslicht der Fairplay-Tabelle ist die DJK Villingen mit über 100 gelben Karten und sechs Platzverweisen (dreimal Rot und dreimal Gelb-Rot)
- 18 Mannschaften? Obwohl es fünf Absteiger aus dem Bezirksoberhaus gibt, kann die Liga nicht auf 16 Teams reduziert werden. Im Gegenteil: Es könnte sogar eine noch größere Spielklasse werden. Steigt der FC Löffingen aus der Landesliga ab, hat die Bezirksliga Schwarzwald nächste Saison 18 Mannschaften. Sechs neue Teams wird es auf jeden Fall geben: Der FC Furtwangen, der FC Schonach, die SG Marbach/Rietheim aus der Landesliga sowie die SG Eintracht Neukirch-Gütenbach, der SV Hinterzarten und der Sieger der Bezirksliga-Relegation (FC Schönwald oder SG Riedöschingen/Hondingen) als Aufsteiger. Löffingen wäre der siebte Neue. (kat)