Als die Partie zu Ende war, wussten die Spieler der SG Liggeringen-Güttingen, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Noch im Jubelkreis schickte Kapitän Silvio Lorenzi seinen Torwart zum Interview, schließlich hatte der kurz zuvor den Sieg im Spitzenspiel der Kreisliga A, Staffel 1, gegen den SV Allensbach festgehalten.
2:1 führten die Platzherren zu diesem Zeitpunkt, als eine Hereingabe erst zwei Mann tunnelte, ehe der Ball einem Verteidiger an den Arm sprang. „Für mich war das kein Elfmeter“, sagte Torwart Frank Baumgärtner. Der Schiedsrichter entschied dennoch auf Strafstoß, den bereits sicher geglaubten Sieg wähnte mancher Zuschauer schon dahin. „Der Allensbacher Schütze schaute kurz nach links, wollte mich in die Ecke locken. Das habe ich aber geahnt“, so Baumgärtner, der den Schuss rechts antizipierte und hielt. Glück gehört dazu, aber auch Können. „Man muss fokussiert sein, muss sich vor dem Schuss sammeln. Und wenn man den ersten Ball pariert, auch bei einem zweiten zur Stelle sein.“
Die Partie hätte zu diesem Zeitpunkt schon längst entscheiden sein können. Vor allem in der ersten Halbzeit vergaben Philip Braun, Alexander Stocker und Lorenzi für die Platzherren beste Gelegenheiten.
Erst kurz vor dem Pausenpfiff gelang Stocker dann doch noch der verdiente Führungstreffer (44.). Nach dem Seitenwechsel brachte ein Fehlpass der Gäste in der 52. Minute Felix Bächle in ideale Abschlussposition, der gekonnt auf 2:0 stellte.
Abermals Stocker und Lorenzi vergaben in der Folgezeit den dritten Allensbacher Treffer, wodurch der Gegner stark gemacht wurde.

Der SV Allensbach, der auf seinen erkrankten Trainer Serdar Yalcinkaya verzichten musste, drängte nun auf den Ausgleich, scheiterte aber im Abschluss – und eben vom Elfmeterpunkt an Torwart Baumgärtner.
Dessen Qualitäten sind weit über Radolfzell hinaus bekannt. Nachdem er in Liggeringen alle Jugendstationen absolviert hatte, suchte er eine neue Herausforderung, da die erste Mannschaft des Radolfzeller Teilorts damals lediglich in der Kreisliga B spielte. Die fand der inzwischen 34-Jährige beim FC Öhningen-Gaienhofen, mit dem er 2013 in die Landesliga aufstieg. Nach dem Abstieg mit der Höri-Elf im Jahr darauf wechselte er zur SG Dettingen-Dingelsdorf, ein Jahr später folgte die Rückkehr zu seinem Heimatclub, wo er als Abteilungsleiter und Torwart seither an der Erfolgsgeschichte des Clubs mitwirkt. „Wir haben uns zuletzt stets verbessert, waren Sechster, Fünfter, Vierter, Dritter“, weiß Baumgärtner, der als Projektleiter in der Schweiz arbeitet, bei einem Betrieb für Sonder- und Verpackungsmaschinenbau bei Schaffhausen.
Nun also der Aufstieg? „Wir haben eine tolle Mannschaft, wir wollen wieder besser abschneiden als vergangene Saison, als wir am letzten Spieltag den Relegationsplatz verpasst haben“, so der in Möggingen wohnhafte Baumgärtner, der gleich aber einschränkt: „Wir müssen aber nicht zwingend aufsteigen.“
Bei der SG Liggeringen-Güttingen ist Fußball bei vielen eine Familiensache
Ein Traum wäre es dennoch, denn bei der SG Liggeringen-Güttingen ist Fußball bei vielen eine Familiensache. Baumgärtners Papa spielte für den SV Liggeringen, engagierte sich im Vorstand, der Opa war Schiedsrichter beim SV Güttingen – und sein sechsjähriger Junior schürt nun für die Spielgemeinschaft bei den Bambinis die Kickschuhe.

Und wer sind die größten Konkurrenten im Titelkampf? „Der SV Allensbach gehört sicher dazu. Auch Konstanz-Egg wird noch kommen, Moos und vor allem Bohlingen sind stark“, so der Torwart, der am Samstagabend dann noch einmal gefordert war. Helferdienst beim Oktoberfest in Liggeringen stand im Plan. „Da werden wir richtig Party machen.“ Ein Sieg im Spitzenspiel muss schließlich gefeiert werden. Es dürfte wahrscheinlich nicht die letzte Feier für Baumgärtner & Co. in dieser Saison gewesen sein.