Fußball-Landesliga: Sportlich kam die erneute Corona-Pause in der Landesliga zu einem geschickten Zeitpunkt: Die Hinrunde ist nahezu abgeschlossen, die von Jahr zu Jahr steigende Zahl an Wintertransfers wirkt sich daher kaum mehr wettbewerbsverzerrend aus, denn im Idealfall spielt nach der Pause noch mal jeder gegen jeden, teilweise eben mit mehr oder minder verändertem Personal. Allerdings: Vor allem die vielen ausgefallenen Begegnungen des letzten Hinrunden-Spieltags verzerren die aktuelle Tabelle ein wenig. Und so kommt es, dass der FC Singen 04 zwar als Tabellenführer überwintert, der heimliche Herbstmeister jedoch der FC Überlingen ist.
„Ich habe in Überlingen bisher noch keine Runde zu Ende gespielt. Es wäre schön, wenn das jetzt klappen würde!“Michael Krause, Trainer des FC Überlingen
Die Elf von Trainer Michael Krause pausiert schon seit zwei Wochen und hat mit den sechs Punkten, die in zwei Nachholspielen möglich sind, die Chance, den FC Singen 04 noch zu überholen. Nicht ganz unwichtig, wenn man auf die Szenarien blickt, die der Südbadische Fußballverband (SBFV) erwägt. „Die Hinrunden sollten gespielt sein, um sportliche Gerechtigkeit bei einer möglichen Wertung zu haben“, so Christian Dusch, im SBFV-Vorstand für den Spielbetrieb zuständig. „Natürlich wäre das möglich!“, so Überlingens Trainer Michael Krause zu einer möglichen Meisterschaft, doch mit Blick auf die Nachholspiele betont der Trainer-Routinier: „Aber auch diese Spiele müssen erst einmal gespielt werden!“ Und dann hat er auch noch ein anderes Ziel in seiner dritten Spielzeit beim FC Überlingen: „Ich habe in Überlingen bisher noch keine Runde zu Ende gespielt. Es wäre schön, wenn das jetzt klappen würde!“ Sein Wunsch für die Rückrunde daher: „Wir wollen mit schönem Fußball Zuschauer anlocken – immerhin haben wir den FC Singen 04 und den SC Gottmadingen-Bietingen noch zuhause.“ Und zu Titelambitionen sagt er knapp: „Kein Trainer will Spiele verlieren. Aber in der Mannschaft sprechen wir darüber gar nicht!“
Nach den Erfahrungen aus bisher drei Wellen und den aktuell diskutierten Maßnahmen ist allerdings das Szenario naheliegend, dass ab März wieder gespielt werden kann. Für die Landesliga bedeutet das, und da sind sich alle Experten einig, eine spannende Rückrunde, denn die Liga ist ausgeglichen wie selten. Zwar dürfte außer Frage stehen, dass Titel und Aufstieg unter den vier aktuellen Spitzenteams, neben dem FC Singen 04 und dem FC Überlingen die SpVgg F.A.L. und der SC Gottmadingen-Bietingen, ausgespielt wird, doch gerade hier könnte entscheiden, wer möglichst wenig Rückschläge gegen vermeintlich leichte Gegner erleidet. „Die Spiele bisher waren meist knapp im Ausgang oder zumindest sehr lange offen!“, fasst Krause die Hinrunde aus seiner Sicht zusammen. „Die Liga ist allgemein enger geworden, das heißt: Es kann jeder gegen jeden gewinnen!“, bestätigt auch Joachim Ruddies, der wie Krause die Liga seit langem beobachtet und kennt.
FC Singen 04 als Titelanwärter
Auch wenn Singens Trainer Christian Jeske stets betont, dass man unterm Hohentwiel mehr Wert drauf legt, an etwas Längerfristigem mit gesunden Strukturen zu arbeiten als am kurzfristigen Erfolg, so gilt der Traditionsclub als Titelanwärter Nummer 1. Nicht zuletzt das Potenzial im Kader, Spieler mit Oberliga- und Regionalligaerfahrung, sorgen wieder für eine entsprechende Erwartungshaltung im Umfeld des Traditionsclubs.
„Die Liga ist allgemein enger geworden, das heißt: Es kann jeder gegen jeden gewinnen!“Joachim Ruddies, Trainer des SV Denkingen
Laut Mittelfeldspieler Jonas Holzreiter hat die Singener Elf aber einen großen Schritt gemacht: „Sicherlich haben wir eine hohe spielerische Qualität. Aber man sieht ja auch in höheren Klassen, dass das nicht immer reicht. Aber wir haben uns menschlich weiterentwickelt.“
Vergleichsweise unbeschwert kann der Hegau-Nachbar, der SC Gottmadingen-Bietingen aufspielen. Eine harmonisierende Mannschaft mit Freude an der Offensive – so präsentierte sich Team vom Katzental bisher und hat mit einem Nachholspiel sogar im „Worst-Case-Szenario“ noch Chancen auf die Vizemeisterschaft.
Lauf für SpVgg F.A.L.
Recht unruhig waren die letzten Monate für SpVgg F.A.L., nun kam für die Elf von Trainer Florian Stemmer fast zu früh. Das Nachsitzen im Pokal, noch unter Trainer Joachim Ruddies, sorgte im Sommer für spektakuläre Erfolge und führte bis ins Halbfinale, erzeugte aber auch Erwartungen, die dann, nicht zuletzt auch wegen Verletzungen, zunächst nicht erfüllt werden konnten. Doch nun schien nach dem Trainerwechsel das Tief überwunden, unter Florian Stemmer eilten die Linzgauer von Sieg zu Sieg – bis der gute Lauf von Corona gestoppt wurde. „Wir haben jetzt acht Spiele gewonnen, 24 Punkte geholt, viele Tore geschossen, wenige bekommen – das spricht für sich, für die Mannschaft, für den Verein!“, lässt Stemmer Zahlen sprechen und ergänzt: „Die Jungs waren gut drauf und da ist es natürlich schade, dass jetzt abgebrochen wurde. Aber diese Entscheidung muss man einfach verstehen!“ Vor allem die Tatsache, dass die Heimschwäche abgelegt wurde, lässt den (Noch-)Interimstrainer positiv in die Zukunft blicken.
„Die Jungs waren gut drauf und da ist es natürlich schade, dass jetzt abgebrochen wurde. Aber diese Entscheidung muss man einfach verstehen!“Florian Stemmer, Trainer der SpVgg F.A.L.
Hinter den Top-Vier klafft eine große Lücke, so dass vom Tabellenfünften, dem FC Gutmadingen (26 Punkte) bis zum Elften, dem Hegauer FV (20 Punkte) vom gesicherten Mittelfeld ausgegangen werden darf. Mit dabei ist etwa der SV Denkingen, der lange sogar ganz vorne mitmischte. „Wir sind im Soll und können im Großen und Ganzen zufrieden sein!“, fasst Joachim Ruddies die Saison aus Sicht des SV Denkingen zusammen. Ähnlich sieht man dies auch beim VfR Stockach, wo man im Vergleich zu Vorjahr schon einen großen Schritt nach oben gemacht hat.
Einen weiteren krassen Schnitt gibt es zwischen Rang elf und zwölf. Sieben Punkte fehlen dem Türk. SV Konstanz zum Tabellennachbarn, dem Hegauer FV. Damit beginnt bei den Konstanzern die Zone der gefährdeten Teams. Und der Blick auf die Verbandsliga entspannt die ohnehin verschärfte Abstiegslage nicht gerade. Aus Sicht des Bezirks Bodensee immerhin ein positiver Aspekt: Mit dem Türk. SV Konstanz ist lediglich ein potenzieller Absteiger in die Bezirksliga Bodensee unter den sechs stark gefährdeten Clubs. Allerdings wird den Konstanzern stets spielerisches Potenzial attestiert, doch mehrfach stand man sich dann auch selbst im Wege. Nicht überraschend daher das Fazit von TSV-Coach Aydo Kir: „Nein, zufrieden kann ich nicht sein!“. Er nennt vor allem konditionelle Defizite, die Punkte gekostet hätten. „Manche Spieler können eben nicht regelmäßig trainieren und das macht sich dann nach 60 oder 70 Minuten bemerkbar.“ Mit vier bis fünf Neuzugängen wollen die Konstanzer den Kampf um den Klassenerhalt aufnehmen.
Zahlen zur Landesliga
503 Tore fielen in Summe bis zur vorgezogenen Winterpause
3,9 Treffer fielen bisher durchschnittlich pro Spiel
9 Treffer gab es jeweils in den beiden torreichsten Spielen (3:6)
14 Mal hat der beste Torschütze Marco Gruber bisher getroffen
0 Platzverweise gab es für Fairness-Spitzenreiter F.A.L.