FC Radolfzell
Zwar wird Radolfzell als Titelanwärter gehandelt, doch Trainer Oliver Sorg möchte da etwas Druck vom Team nehmen. „Ja, andere sehen uns als Favorit. Wir wollen ganz einfach in jedem Spiel ans Maximum gehen. Und wenn das gelingt, dann werden wir sehen, wozu es reicht!“, versucht der Ex-Profi das Ziel offener zu formulieren, das Wort Meisterschaft zu meiden. Doch da gravierende Änderungen im Kader ausblieben und der FC Radolfzell die vergangene Saison auf Rang drei beendete, erhoffen sich viele auf der Mettnau eine zeitnahe Rückkehr in die Verbandsliga. Wieder einmal ist der eigene Nachwuchs die wichtigste Quelle für den Landesliga-Kader, obwohl die Talente aus der Radolfzeller Jugend von anderen Clubs in der Region, die nicht so viel Engagement in die Nachwuchsarbeit investieren, heftig umworben sind. Und nach dem ersten Pflichtspiel der Saison, dem 2:1-Sieg im Pokal gegen den ESV Südstern Singen, konnte Sorg dann auch schon feststellen, dass sein Team wirklich einiges erreichen kann, wenn es ans Maximum geht.
Türkischer SV Singen
In der Abschlusstabelle waren der TSV Singen und Radolfzell punktgleich dicht hinter den beiden Spitzenteams. Daher werden beide Teams auch von der Konkurrenz zu den Favoriten gezählt. Doch auch auf der Trainerbank gibt es Gemeinsamkeiten. Denn bei beiden sitzt jeweils ein Ex-Profi auf der Bank – Oliver Sorg auf der Mettnau, Ali Günes bei Singen. Beide starteten ihre Profi-Laufbahn beim SC Freiburg, beide wurden je einmal in die Nationalmannschaft berufen. Die hochklassige Fußball-Kompetenz erzeugt natürlich eine hohe Erwartungshaltung im Umfeld, doch Günes bremst: „Wir sind beide keine David Copperfields, können auch nicht zaubern!“ Doch auch das furiose erste Landesligajahr weckt Hoffnungen. Allerdings drehte sich das Personalkarusell bei den Singenern besonders heftig, sodass Günes betont: „Zunächst geht es darum, eine neue Einheit zu formen.“ Besonders schwer wiegt natürlich der Abgang von Torjäger Marcel Simsek. „Das ist schon sehr schade, zumal ich ihn auch als Mensch sehr schätze!“, bedauert Günes, sieht aber auch eine Chance darin, wenn das Spiel nicht auf einen Akteur ausgerichtet ist.
FC Überlingen
Ein Titel der Saison 2022/23 ging aufgrund der spannenden Schlussphase der letzten Runde fast unter. Und dieser geht an den FC Überlingen. Mit klarem Vorsprung war die Elf von Trainer Michael Krause die fairste Mannschaft der Liga, handelte sich die wenigsten gelben Karten ein und beendete nur einmal ein Spiel nicht in voller Besetzung. Chapeau! Lange Zeit schien Überlingen mit den Spitzenteams auf Augenhöhe, doch fehlte es letztlich ein wenig an der Konstanz. Ist der FC Überlingen nun bereit, ganz vorne mitzumischen, nachdem die beiden Spitzenteams aufgestiegen sind? „Diese Frage habe ich erwartet!“, lacht FCÜ-Trainer Michael Krause und erläutert: „Natürlich ist unser Ziel, möglichst alle Spiele zu gewinnen und der Ehrgeiz der Mannschaft ist ungebremst!“ Allerdings sagt er mit Blick auf die Entwicklung im Kader: „Wenn wir wieder einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, dann sind wir zufrieden.“ Wichtige Stammspieler haben sich umorientiert und die Lücken wurden vorwiegend mit Spielern aus unteren Ligen gefüllt.
SpVgg F.A.L.
Die Spielvereinigung zählt seit Jahren zur Landesligaspitze. Vor zwei Jahren stand F.A.L. im Halbfinale des SBFV-Pokals, vor einem Jahr als Vizemeister in der Aufstiegsrunde. Nach der Corona-Zwangspause wurde also nahezu durchgespielt. Nachvollziehbar, dass in der Saison 2022/23 der Start nicht optimal gelang, am Ende reichte es aber doch noch zu Rang sechs. Darauf möchte das neue Trainergespann Philip Schinn/Sebastian Willibald nun aufbauen. „Zunächst wollen wir als Trainer in der Liga ankommen, aber nach Möglichkeit wollen wir besser abschneiden als in der letzten Saison!“, sagt Willibald. Der ehemalige Verteidiger Schinn und der langjährige Torhüter Willibald haben ihre sportlichen Wurzeln gemeinsam beim SC Pfullendorf. Allerdings müssen sie auf den bisherigen Antreiber im Mittelfeld verzichten, denn der technisch versierte Timo Senn ist zum Oberligisten FV Ravensburg gewechselt. Da aber ansonsten das Team zusammenblieb, kann das Trainer-Duo auf Kontinuität und auf eine starke Offensive bauen. „Es macht Spaß und Lust auf mehr!“, schildert Willibald die ersten Eindrücke.
SG Dettingen-Dingelsdorf
Zwischen Rang drei und 13 war bei der SG alles dabei in der letzten Runde, früh war allerdings klar, dass das Team von Trainer David D‘Incau nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird. Bei Spitzenteams gelang die eine oder andere Überraschung, dafür wurde gegen eher schwächere Gegner nicht immer das Potenzial abgerufen. Daher klingt es nur logisch, wenn der SG-Trainer sein Ziel nennt: „Wir wollen weiter an unserer Entwicklung arbeiten. Es gilt, die bisher guten Dinge aus der letzten Saison zu festigen und die weniger guten zu verbessern.“ Dabei muss er jedoch auf zwei langjährige Stützen – sowohl Torjäger Simon Büttner als auch der Chef der Abwehr, Marco Haug, haben sich in die zweite Mannschaft zurückgezogen. Doch D‘Incau zeigt sich mit Blick auf die Neuzugänge zuversichtlich: „Es sind Spieler dabei, die sofort ihren Beitrag dazu leisten können und jüngere Spieler, bei denen es gilt, sie an die Landesliga heranzuführen.“
SV Denkingen
Furios startete der SV Denkingen in die letzte Saison, war nach drei Spieltagen gar Tabellenführer, ehe es steil nach unten ging, doch der Klassenerhalt war, auch durch das früh erarbeitete Polster, kaum gefährdet. Nun kehrt mit Jürgen Reichle ein Urgestein des Denkinger Fußballs auf die Trainerbank zurück und er setzt vorwiegend auf Eigengewächse: „Mein Ziel mit dem SVD ist die Integration der Spieler aus der eigenen A-Jugend. Weiterhin möchte ich mit der Mannschaft in der Liga bestehen und dann natürlich ab und an einen Großen ärgern.“ Die Talente aus der A-Jugend wurden schon im Laufe der vergangenen Saison herangeführt, sodass Reichle mit Blick auf die Tabelle durchaus konkreter werden kann: „Gerne möchte ich einen einstelligen Tabellenplatz erreichen.“ Mit der Vorbereitung ist der frühere und neue SVD-Trainer im Großen und Ganzen zufrieden, auch wenn das erste Pflichtspiel gegen einen Bezirksligisten verloren wurde. Doch ein knappes 0:1 gegen den stark besetzten FC RW Salem sollte nicht überbewertet werden. Beim Markdorf-Cup wäre dafür fast der Turniersieg geglückt.
SC Gottmadingen-Bietingen
Durchwachsen verlief für das Team aus dem Katzental die Hinrunde der letzten Saison, nach der Winterpause jedoch blieb die Elf von Trainer Ronny Warnick konstant im einstelligen Tabellenbereich. Insgesamt aber doch ein wenig unbefriedigend, denn in der Spielzeit zuvor hatte der SC lange an der Spitze mitgemischt. Warnick stellt klar: „Wir wollen in erster Linie konstanter werden und da Fußball auch ein Ergebnissport ist, wollen wir das auch am Tabellenplatz festmachen. Auch wenn die Liga noch ausgeglichener geworden ist, streben wir eine sorgenfreie Saison, einen Tabellenrang im Bereich zwischen Platz fünf und acht an.“ Mit der Entwicklung im Kader – „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht und der Kader ist nochmals breiter aufgestellt!“ – und dem Verlauf der Vorbereitung ist der SC-Coach zufrieden. Und die Ergebnisse im Pokal deuten sogar auf eine starke Frühform hin, konnten doch schon der Ligarivale FV Walbertsweiler-Rengetsweiler und zuletzt der Verbandsligist FC Singen geschlagen werden.
VfR Stockach
Nach einer stabilen Rückrunde in der Saison 2020/21 hatte VfR-Trainer Ertan Tasdemirci gehofft, in der Runde 2022/23 einen Schritt nach vorne zu machen, sein Team im vorderen Tabellendrittel etablieren zu können. Doch die Hinrunde der letzten Spielzeit verlief durchwachsen, nach sechs Spieltagen war der VfR Vorletzter. Danach aber ging es aufwärts, das Zittern um den Klassenerhalt hielt sich in engen Grenzen, der VfR beendete die Runde auf Rang zehn. Als Saisonziel für das Spieljahr 2023/24 gibt Tasdemirci aus: „Wir wollen besser sein als in der letzten Saison!“ Da sich im Kader mit nur einem Neuzugang, aber auch lediglich zwei Abgängen, wenig getan hat, kann Tasdemirci auf eine intakte, eingespielte Mannschaft bauen. Mit dem Verlauf der Vorbereitung und der Trainingsbeteiligung ist der VfR-Coach zufrieden, auch wenn – wie bei allen Landesligisten – urlaubsbedingt nicht immer alle Spieler anwesend waren. Das erste Heimspiel am Samstag wird schon eine erste Standortbestimmung gegen den SC Gottmadingen-Bietingen.
Hegauer FV
In der Saison 2021/22 war der HFV nahezu ständig in der oberen Tabellenhälfte zu finden, in der letzten Runde hingegen in der unteren. Lediglich die Konstellation in der Verbandsliga sorgte dafür, dass nicht um den Klassenerhalt gezittert werden musste. Nicht ganz überraschend daher die Zielsetzung des neuen HFV-Trainers Javier Martin: „Wir wollen wieder eine bessere Runde spielen und in der Tabelle nach oben klettern.“ Dabei kann er bei nur einem Abgang im Wesentlichen auf den Kader der Vorsaison bauen – „was für die Mannschaft und den Verein spricht!“, so der HFV-Coach. Und auch die Tatsache, dass vier Talente aus der eigenen Jugend nun in den Landesligakader integriert werden, zeigt, dass es im Club stimmt. Von einer Vorbereitung mit Höhen und Tiefen berichtet Martin und vor allem ein Blick auf die Ergebnisse – kein Test- oder Pokalspiel konnte gewonnen werden – bestätigt die Prognose des Trainers: „Wir werden wohl noch einige Trainingseinheiten brauchen, um alle fit zu bekommen.“
FV Walbertsweiler-Rengetsweiler
Eigentlich stand der FV zum Jahreswechsel nach einer völlig misslungenen Hinrunde mit einer Ausbeute von nur drei Punkten schon als Bezirksligist fest. Aber eine beeindruckende Moral und eine ordentliche Portion Glück bescherte dem Team um Spielertrainer Florian Müller dann doch noch den Last-Minute-Klassenerhalt. Müller kehrt in seine Rolle als spielender Co-Trainer zurück, auf der Trainerbank nimmt nun ein Trainerneuling mit einem in Walbertsweiler bestens bekannten Namen Platz – Torsten Ruddies, dessen Vater Joachim mehrere Jahre beim FV war. Seine Zielsetzung liegt bei der Vorgeschichte auf der Hand: „Wir freuen uns, dass wir nach der starken Rückrunde den Klassenerhalt geschafft haben und möchten diesen – diesmal nach Möglichkeit früher – erneut erreichen.“ Der Abgang von Torhüter Nico Specker schmerzt zwar, doch in der Breite scheint man nun besser aufgestellt und in der Rückrunde hat der FV ja gezeigt, dass er zurecht weiter in der Liga spielt.
FC Öhningen-Gaienhofen
Die Saisonvorgabe klingt logisch für einen Aufsteiger: „Das Ziel ist ganz klar, dass wir auch noch in einem Jahr in der Landesliga sind, dass wir versuchen wollen, mit unserer Art, Fußball zu spielen, auch in der Landesliga zu bestehen!“ Doch wenn das der Coach des FC Öhningen-Gaienhofen, Toni Fiore Tapia, sagt, dann wirkt das doch etwas sehr zurückhaltend. Denn die Öhninger Art, Fußball zu spielen, sorgte in der letzten Runde für 125 Saisontore und zudem den Einzug ins Pokalviertelfinale und auch der Oberligist Offenburger FV weiß nach der 1:3-Niederlage auf der Höri, wie die Fiore-Elf Fußball spielt. Vielmehr darf man wohl von einer Belebung der Liga durch den Rückkehrer sprechen. „Die Jungs haben richtig Gas gegeben!“, fasst der Coach die Vorbereitung zusammen. Er erwartet zum Auftakt in Gutmadingen eine Standortbestimmung. Allerdings will sich die Höri-Elf nicht zu sehr am Gegner orientieren.
ESV Südstern Singen
Auf die Frage nach dem Titelanwärter antwortete Radolfzells Trainer Oliver Sorg nach dem spannenden Pokalfight gegen Südstern (Radolfzell drehte das Spiel, das der Landesliga-Aufsteiger lange dominiert hatte, in der Schlussphase noch zu einem 2:1-Sieg) mit Blick auf den Gegner: „Das hat man heute doch gesehen!“ Singens neuer Coach Neno Rogosic sagt hingegen: „Wir wollen in der oberen Hälfte dabeibleiben!“ Beim ESV Südstern scheint die Ausgangslage gut, denn das Team hat mit Nedzad Plavci und Albert Malaj zwei Offensivspieler, die reichlich Oberliga-Erfahrung mitbringen. „Heute haben wir schon gesehen, dass viel Qualität da ist!“, durfte Rogosic nach der Pokalniederlage feststellen. Zum Saisonauftakt dürfte auf jeden Fall die Motivation extrem hoch sein, kann man sich doch gleich für die Pokalniederlage gegen den FC Radolfzell auf eigenem Platz revanchieren. „Ich hoffe, dass dann die Chancenauswertung ein wenig besser ist!“, sprach der Südstern-Coach das diesmal entscheidende Manko an.