Einen Treffer steuerte Felix Heuel beim 4:2-Sieg seines SC Gottmadingen-Bietingen gegen den FC Öhningen-Gaienhofen bei. Und niemand weiß, ob es sein letzter gewesen ist. Diese Frage stellt er sich wohl vor jedem der verbleibenden sechs Ligaspiele. Sobald die Saison vorüber ist, verabschiedet sich Heuel für ein Jahr ins Ausland. Weg aus der Landesliga, weg aus Gottmadingen.
Denn der langjährige Verteidiger des SC hat sich eine große Reise vorgenommen – um eine Pause einzulegen und sich einen Traum zu erfüllen, wie er sagt. Zunächst soll es nach Barcelona gehen, dann nach Südamerika.
„Ich bin seit fast 30 Jahren hier in Gottmadingen, doch jetzt ist mal Zeit für etwas Anderes“, erzählt Heuel. Er möchte mehr von der Welt sehen. Und die Fußballpause kommt mit 29 Jahren gerade recht, denn „die Knochen werden schwerer und generell alles zäher“, fügt er lächelnd hinzu.
Doch auch mit schweren Knochen versuche er, die verbleibenden Partien – so gut es geht – zu genießen. Allen voran natürlich die Partie gegen seinen Ex-Club, den FC 03 Radolfzell, auf den der SC am Samstag um 14.30 Uhr trifft. Das Hinspiel im Oktober 2023 gewann Gottmadingen-Bietingen mit 4:2, Heuel erzielte den Treffer zum zwischenzeitlichen 3:2.
Es werde ihm mit jedem Spiel bewusster, dass der Abschied bald bevorsteht. „Du denkst dir, jetzt kommt noch einmal Radolfzell, noch einmal Dettingen – und dann stehst du da und weißt, dass du bald dein letztes Spiel vor dir hast“, erzählt Heuel. Das wäre dann am 26. Mai gegen die SpVgg. F.A.L., bis dahin wolle er alles für seinen Verein geben, der aktuell auf dem siebten Platz rangiert.
Den spanischen Amateurfußball erleben
Heuel spielte bereits in der Jugend für die Gottmadinger. Nach einem zweijährigen Abstecher zum FC Radolfzell kehrte er zu seinem Heimatverein zurück.
Als die Entscheidung auf Barcelona und Südamerika fiel, habe er auf sein Bauchgefühl gehört. Die Hauptstadt Kataloniens bezeichnet er als eine „Top-Stadt“. Dorthin fliege er jedes Jahr mit Freunden in den Urlaub. Deshalb habe er schon seit geraumer Zeit den Wunsch gehabt, dort für einen längeren Zeitraum zu bleiben. Dieser geht nun in Erfüllung. Anschließend gehe es für ihn unter anderem nach Kolumbien und Peru.
Seine Spanischkenntnisse sollten in dem Fall aber sitzen, oder? „Ich lerne es gerade mit verschiedenen Sprach-Apps“, antwortet der 29-Jährige. „Ein bisschen mehr Disziplin beim Lernen würde mir guttun“, gibt er schmunzelnd zu.
Aber ein Jahr ganz ohne Fußball, ist das möglich? „Ganz ohne wird es nicht gehen“, so Heuel. Vor allem wolle er sich den Amateurfußball in Spanien genauer ansehen. Und ein Besuch bei den Profis des FC Barcelona steht ebenfalls auf dem Programm.
Er möchte sich persönlich weiterentwickeln
Mit der Zeit im Ausland verfolge er aber noch weitere Ziele, vor allem persönliche Weiterentwicklung. Schließlich begebe er sich in ein unbekanntes Umfeld – und das für einen langen Zeitraum. Er freut sich, etwas völlig Neues kennenzulernen und auch mal „weit weg von zuhause zu sein.“
Ein paar Sorgen habe er im Vorfeld der Reise dennoch: „Hier in Gottmadingen lebe ich in meinem gewohnten Umfeld. Die Eltern sind da, die Kumpels sind da“, sagt der Verteidiger. In Spanien und in Südamerika werde er sich alleine zurechtfinden müssen.
Für seine persönliche Weiterentwicklung sei dies natürlich sehr bereichernd – und darauf „freue ich mich schon sehr.“ Heuel ist als Physiotherapeut in Gottmadingen und der Schweiz tätig. Für seine Reise habe er lange gespart.
Bei aller Vorfreude, der Abschied in ein paar Wochen wird ihm schwerfallen. Auch Gedanken um seine sportliche Zukunft hat er sich bereits gemacht. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich nach meiner Rückkehr weiterhin aktiv Fußball spielen werde“, deutet Heuel an. Ein Karriereende schließt er aktuell nicht aus. Nach einer so langen Pause könne es schwierig sein, wieder an die Leistungen von früher anzuknüpfen, erklärt er.
Viele Pläne für die Zukunft
In den verbleibenden Partien gehe es ihm vor allem darum, jede Spielminute zu genießen. Nach dem letzten Spieltag sei zudem noch eine Reise nach Porto geplant, zusammen mit seiner Mannschaft. „Das wird unsere Abschlussfahrt“, so der 29-Jährige. Und sobald er mit seinen Mitspielern wieder zurück ist, soll am heimischen Sportplatz ein Abschlussfest stattfinden.
Und vielleicht gibt es ein Jahr später ja ein Comeback für Señor Heuel, der dann sicher perfekt Spanisch sprechen und vielleicht noch immer Lust auf Fußball haben wird.