Für die Zuschauer war es Unterhaltung pur, für beide Trainer eher zum Haareraufen, weil Toren im Fußball meist Fehler des Gegners vorausgehen. Das war beim 4:3-Erfolg des FC 08 Villingen über den SSV Reutlingen nicht anders. Nur mit dem Unterschied, dass Reiner Scheu anschließend ob der drei gewonnenen Punkte schon wieder lächeln konnte, sein Gegenüber Mike Stingel dagegen haderte.
„Das war kein Spiel für schwache Nerven. Auch wenn wir gewonnen haben, können wir nicht komplett zufrieden sein, denn wir haben einfach zu viele Geschenke verteilt“, meint der Villinger Chef-Trainer. Und Stingel betont: „Wenn du auswärts drei Tore erzielst, darfst du nicht mit leeren Händen nachhause fahren. Dennoch bin ich stolz darauf, wie wir gerade im zweiten Durchgang aufgetreten und nach Rückschlägen immer wieder zurückgekommen sind.“
Dem konnte Scheu nicht widersprechen. Kam Reutlingen in Halbzeit eins aus eigentlich null Chancen zu zwei Treffern, machten die Gäste nach dem Wechsel doch gehörig Druck. „Wir dagegen haben unsere Kontermöglichkeiten zwar oft super eingeleitet, dann aber nicht mit der letzten Konsequenz zu Ende gespielt“, analysiert der 08-Coach. Was ihm zudem sauer aufstieß: „Wenn wir treffen, kassieren wir in letzter Zeit zu oft ein schnelles Gegentor.“ Weshalb Scheu scherzhaft darüber nachdenkt, seiner Mannschaft den Jubel ganz zu verbieten, sich die Spieler stattdessen gleich wieder auf Defensiv-Aufgaben konzentrieren sollen.
Schonung auf beiden Seiten
SV Oberachern – FC 08 Villingen (Samstag 15.30 Uhr). Jetzt ist guter Rat teuer. Der Spielplan in der Oberliga Baden-Württemberg wollte es so, dass Villingen nun beim SV Oberachern antreten muss. Ausgerechnet fünf Wochen bevor sich beide Mannschaften im Finale des südbadischen Pokal-Wettbewerbs in Emmendingen erneut gegenüberstehen. Da will natürlich vor diesem wichtigen Spiel, in dem es neben Prestige auch um viel Geld geht, keiner der Beteiligten seine Karten offen auf den Tisch legen. Noch dazu werden alle Akteure tunlichst vermeiden, sich auf den letzten Drücker eine Verletzung zuzuziehen oder gar eine Sperre nach einem Platzverweise einzuhandeln, um dann möglicherweise in diesem Endspiel zum Zuschauen verdammt zu sein. „Vielleicht treten wir dort ja jetzt größtenteils mit unserer U21 an“, meinte 08-Sportvorstand Denis Stogiannidis schon vor Tagen mit einem Augenzwinkern. Ganz aus der Luft gegriffen ist diese Überlegung aus genannten Gründen nicht.
Was auch Scheu so bestätigt. „Wir werden mit einer im Vergleich zum Reutlingen-Spiel stark veränderten Elf antreten“, verrät er. Dem ein oder anderen hätte er ohnehin eine Pause gegönnt, namentlich nennt er dabei Leon Albrecht, Nico Tadic und Frederick Bruno. Die schleppen sich seit einiger Zeit mit Beschwerden durch die Partien oder mussten gegen den SSV das Feld vorzeitig verlassen. Dafür werden Spieler aus dem zweiten Glied aufrücken, diesbezüglich gab es eine Rücksprache mit Daniel Miletic, dem Trainer der Villinger U21.
Darüber hinaus ist es für beide Teams das dritte Spiel innerhalb einer Woche. Da am Mittwoch nicht nur der FC 08, sondern auch die Kicker aus Oberachern etwas überraschend gegen Pforzheim gewannen, sind sie im Abstiegskampf ebenfalls so gut wie aus dem Schneider. „Sie haben – genauso wie wir – einen relativ kleinen Kader. Werden dementsprechend ebenfalls Spieler schonen“, vermutet Scheu.
Nichtsdestotrotz kann er auf Aussagen von Jonas Busam zurückgreifen. Der hat dort gespielt, kennt jeden einzelnen Akteur aus dem Effeff und war als Spion beim Halbfinalsieg des SVO im Pokal gegen Rielasingen vor Ort. „Selbst wenn wir weder daraus, noch aus der nun anstehenden Begegnung zu viele Rückschlüsse ziehen können, wissen wir doch um die Zweikampfstärke des Gegners“, betont der Chef-Coach.