Herr Dreide, wie war die Stimmung im Team nach der Niederlage in Backnang?
Ja, die Jungs waren natürlich enttäuscht, aber sie sehen noch etwas Hoffnung auf einen Erfolg der SG Sonnenhof Großaspach in der Aufstiegsrunde gegen den TuS Koblenz. Aber Großaspach hat keine stabile Saison gespielt, sodass ich da etwas skeptischer bin.
Wie schätzen Sie die Chancen auf den Klassenerhalt ein?
Bei etwa 30 Prozent!
Was bedeutet das für die Planung der kommenden Saison?
Die Vorbereitung fängt für uns jetzt an und da planen wir ligaunabhägig. Das hatten wir in meiner Anfangszeit in Rielasingen schon einmal, dass wir in der Kreisliga A in die Aufstiegsrunde kamen. Eine Reihe von Spielern wäre bereit gewesen zu kommen, aber nur in die Bezirksliga. Und als die Aufstiegsrunde rum war und wir Planungssicherheit hatten, hatten die Spieler sich schon anders orientiert. Das will ich nicht noch mal erleben.
Wie sieht diese Planung denn ganz konkret aus?
Wir wollen jetzt unseren Weg gehen, der eben zwei bis drei Jahre brauchen wird. Zuletzt haben wir ja viele Spieler von auswärts geholt, das werden wir nicht mehr machen. Mein Ziel ist es, Talente aus der Region zu überzeugen, sie hier auszubilden und dann ein supergeiles lokales Team zu formen. Dazu haben wir schon zwei wichtige Schritte unternommen, indem wir Benjamin Winterhalder und Aurelio Baratta als Trainer für die zweite Mannschaft gewinnen konnten und indem unsere A-Jugend als Meister in die Verbandsstaffel aufgestiegen ist. Bei der Kaderplanung für die kommende Runde sind wir noch mit drei Spielern aus unserem aktuellen Kader im Gespräch, aber die Spieler, die schon lange hier sind, die bleiben auch. Dabei ist das Abschneiden in der nächsten Saison auch gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir die richtigen Schritte machen, sodass wir in zwei bis drei Jahren wieder ein starkes Team haben. Was wir dazu unbedingt verbessern müssen, ist das Scouting im Nachwuchsbereich.
Stichwort Nachwuchsbereich: Auf der Clubhomepage war zu lesen, dass der 1. FC Rielasingen-Arlen den A-Junioren in der kommenden Runde eine Auflaufprämie zahlen will. Ist da nicht auch eine Grenze überschritten?
Man muss einfach sehen, dass mit dem Aufstieg in die Verbandsstaffel der Aufwand für die Spieler und für den ganzen Verein wächst. Aber die A-Jugend muss letztlich auch konkurrenzfähig sein, um ihre Rolle als Unterbau erfüllen zu können. Und wir werden schon bald erste Erfolge sehen, denn die vier besten Spieler der erfolgreichen A-Jugend bleiben bei uns. Und zu unserer Jugendarbeit muss man auch mal sagen: Als wir vor etwa acht Jahren die Spielgemeinschaft mit Worblingen beendet haben, mussten wir in allen Klassen ganz unten beginnen, aber etwa 80 Jugendspieler haben uns die Stange gehalten. Heute haben wir eine Jugendabteilung mit 240 Spielern. Das ist auch eine tolle Leistung der Trainer und Betreuer. Und da habe ich noch ein weiteres Ziel: Ich will auch noch eine Frauenmannschaft im Verein.
Würde sich nach einem Abstieg auch die Trainerfrage stellen?
Ja, wir suchen einen neuen Trainer, aber das liegt daran, dass sich Claudio Lettieri in den letzten Wochen und Monaten für das Team aufgeopfert hat und dies im bisherigen Umfang nicht mehr leisten kann, denn er hat ja auch einen Beruf und Familie.
Von der Kreisliga A in die Oberliga samt zwei Pokalsiegen und DFB-Pokalspielen: Kann man sagen, dass der 1. FC Rielasingen-Arlen seinen Zenit überschritten hat?
Ein klares Ja! Wir haben ja jetzt die Oberliga gesehen und ich denke, wir können eine Fahrstuhlmannschaft zwischen Ober- und Verbandsliga werden. Wenn wir in der Oberliga bleiben sollten, dann werden wir nächste Runde wieder gegen den Abstieg spielen, wenn wir absteigen, dann wollen wir in der Verbandsliga wieder um den Aufstieg mitspielen. Aber zwischen der Verbandsliga und der Oberliga ist es ein großer Schritt, das ist brutal und das hatte ich vor dem Aufstieg so nicht erwartet. Wir gehen wieder dahin zurück, wo wir herkommen – aber im positiven Sinn. Als wir vor Jahren knapp in der Aufstiegsrunde zur Oberliga gescheitert sind, standen nahezu ausschließlich Spieler aus der Region im Kader.
Das Spiel in Backnang
TSG Backnang – 1. FC Rielasingen-Arlen 3:1 (1:0). – Mit der 1:3-Niederlage in Backnang hat es der 1. FC Rielasingen-Arlen nicht mehr in der eigenen Hand, den Klassenerhalt in der Oberliga zu schaffen, er ist vom Abschneiden der SG Sonnenhof Großaspach in der Aufstiegsrelegation abhängig.
In Backnang kamen die Hegauer besser ins Spiel. Christoph Matt erzielte nach einem abgefälschten Schuss ein Tor, stand aber bei Schussabgabe knapp im Abseits. Nach einer Kopfballchance der Gäste von Obed Ugondu wurde Backnang immer stärker. Marco Rienhardt setzte nach 24 Minuten einen Kopfball rund einen Meter über das Tor. In der 42. Minute ging es nach einem Rielasinger Ballverlust vor dem eigenen Strafraum zu schnell. Sebastian Gleißner traf aus zwölf Metern zur 1:0-Pausenführung.
Die Talwiesen-Elf erhöhte nach einer Stunde den Druck und lief nach einem Ballverlust nach 65 Minuten in einen Konter. Mert Tasdelen war mit einem Schuss aus zehn Metern zum 2:0 erfolgreich. Doch die Hegauer gaben keineswegs klein bei. Christoph Matt und Nathan Malonga hatten gute Chancen, ehe Ugondu in der 79. Minute der Anschlusstreffer gelang. Nun taumelten die Gastgeber bedenklich. In der Nachspielzeit warfen die Gäste alles nach vorne und liefen in den entscheidenden Konter, bei dem Gleißner das 3:1 erzielte. (te)
1. FC Rielasingen-Arlen: Dolezal, Rasmus (68. Bohlander), Almeida, Serpa (83. Schmidtke), Malaj (71. Kunze), Ugondu, Adrovic (77. Arutunjan), Kloß, Berger, Matt, Malonga. – Tore: 1:0 (42.) Gleißner, 2:0 (65.) Tasdelen, 2:1 (79.) Ugondu, 3:1 (90.+4.) Gleißner. – SR: Rummel (Frommern). – Z: 400.