Fußball: Mit seinen 94 Jahren hat Andreas Frank schon viel erlebt. Gute Tage, weniger gute und freilich auch einige schlechte. Unter den guten wird er aber einen mit Sicherheit nie vergessen: den 15. Juni 1947. 12 000 Zuschauer bevölkern das Konstanzer Bodensee-Stadion, feiern ihren VfL, wie der FC Konstanz zwischen 1946 und 1953 hieß, schon vor dem Anpfiff im Endspiel um die französische Zonenmeisterschaft. Aber natürlich auch den Konstanzer Gegner, den 1. FC Kaiserslautern mit den Brüdern Fritz und Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer und Werner Liebrich – damals noch keine Helden von Bern, aber doch Idole für die Fußballfans im besetzten Nachkriegsdeutschland.

Und der „Ala“, wie Andreas Frank heute noch genannt wird, steht im Tor der Konstanzer, soll die Ballzauberer vom Betze stoppen. „Ich war damals 24 Jahre alt und davor vier Jahre in Russland im Krieg“, erinnert sich der gebürtige Mittelfranke. „Dieses Spiel gegen solche Spitzenspieler, die Begeisterung auf den Rängen, die tolle Atmosphäre – all das hat mir nach schlimmen Jahren gezeigt, wie lebenswert das Leben doch sein kann. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich.“ Und nach der doch sehr deutlichen 1:8-Klatsche im Hinspiel auf dem Betzenberg keimt bei Frank und seinen Mitspielern sogar etwas Hoffnung auf sportlichen Erfolg auf, als sie überraschend mit 2:0 in Führung liegen und nach einer Lauterer Druckphase wieder zum 4:4 ausgleichen können. Aber auch in diesem Spiel setzt sich am Ende die Klasse des 1. FCK durch, der mit 8:4 gegen die Konstanzer gewinnt – unter anderem durch „zwei klare Abseitstore von Fritz Walter“, wie der SÜDKURIER damals berichtete.

„Das spielt doch keine Rolle, darüber wollen wir nicht reden“, zeigt sich Frank als fairer Sportsmann. Das Ergebnis? Nebensache. Das Erlebnis zählte. Auch nach dem Schlusspfiff, in der dritten Halbzeit im Waldhaus Jakob, wo die Konstanzer zusammen mit den Gegnern feierten. Und auch die hatten ihren Spaß: „Wir haben uns am Bodensee sehr wohl gefühlt“, sagte der 2013 verstorbene Ottmar Walter dem SÜDKURIER anlässlich des 57. Jahrestages der Partie. Mit seinen Mitspielern von damals kann Andreas Frank nicht mehr in Erinnerungen schwelgen. „Der Klökler Walter, der Klökler Ernst, der Schmidhauser Hannes, der Reichle Hans und all‘ die anderen sind nicht mehr da. Nur ich bin noch übrig“, sagt Frank. Vergessen sind sie aber nicht. Auch heute noch wird der „Ala“ auf die Partie vom 15. Juni 1947 angesprochen. Ein Tag von vielen im Leben des 94-Jährigen. Und doch ein ganz besonderer.

.So berichtete der SÜDKURIER damals über die Partie des VfL Konstanz gegen den 1. FCK:
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Rund um das Spiel im Konstanzer Bodensee-Stadion

  • Der Konstanzer Torwart: Andreas Frank wurde am 13. April 1923 in Krautostheim (Mittelfranken) geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Konstanz. Zuerst als Turner aktiv, begann Frank 1937 beim FC Konstanz mit dem Fußballspielen. Von 1941 bis 1945 war er Soldat und spielte nach dem Krieg wieder beim FC Konstanz, der während der französischen Besatzungszeit VfL Konstanz hieß. Nach einer schweren Verletzung durch eine Stürmer-Attacke zwei Monate nach dem Spiel gegen Kaiserslautern musste der Torwart lange pausieren. 1949 beendete er seine Karriere und begann seine berufliche Laufbahn beim SÜDKURIER, wo er bis zu seiner Pensionierung Fuhrparkleiter war.
  • Das Spiel: Im zweiten Entscheidungsspiel um die französische Zonenmeisterschaft standen sich am 15. Juni 1947 der VfL Konstanz (Zonenmeister Süd) und der 1. FC Kaiserslautern (Zonenmeister Nord) im Bodensee-Stadion gegenüber. Nach dem 8:1 im Hinspiel auf dem Betzenberg gewann die mit Nationalspielern gespickte Lauterer Mannschaft am Bodensee vor 12 000 Zuschauern mit 8:4 (3:2). Tags darauf siegte der 1. FCK in einem Freundschaftsspiel gegen Radolfzell mit 20:2 und schlug am 18. Juni die mit Spielern des FC/Eintracht Singen verstärkte Mannschaft des Singener Kriegsgefangenen-Lagers mit 6:2 (siehe kleines Bild oben).
  • Die Mannschaften: Beim 1. FC Kaiserslautern standen folgende Spieler in der Startelf: Werner Berndt (Tor); Rudolf Huppert, Werner Kohlmeyer, Werner Liebrich, Ernst Liebrich, Hans Christmann, Günther Grewenig, Fritz Walter, Ottmar Walter, Werner Baßler, Heini Christmann. Für den VfL Konstanz spielten: Andreas Frank (Tor); Kurt Sauter, Karl Nutto, Hans Reichle, Werner Kirst, Konrad Uetz, Helmut Wiggenhauser, Walter Klökler, Hannes Schmidhauser, Oskar Engelmann, Ernst Klökler.
  • Die Tore: Für Lautern trafen Ottmar Walter (4), Fritz Walter (3) und Günther Grewenig, für Konstanz waren Werner Kirst (3) und Helmut Wiggenhauser (1) erfolgreich. (mex)
Dateiname : SÜDKURIER-Bericht VfL Konstanz - 1. FCK (1)
Datum : 13.06.2017
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Dateiname : SÜDKURIER-Bericht VfL Konstanz - 1. FCK (2)
Datum : 13.06.2017
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