Fußball, Bezirksliga: Obwohl es in der Bezirksliga Bodensee aufgrund der hohen Leistungsdichte selten an überraschenden Spielergebnissen mangelt, hätten wohl nur die wenigsten auf einen 2:1-Sieg der SG Reichenau/Waldsiedlung beim Tabellenführer VfR Stockach getippt. Auch Hartmut Nessit, der Reichenauer Trainer, hatte sich im Vorfeld der Partie nur geringe Chancen ausgerechnet beim in dieser Saison bisher so brillant aufspielenden Spitzenreiter Punkte zu entführen.
„Natürlich wollen wir immer das bestmögliche Ergebnis erzielen, aber einen Sieg hatten wir eigentlich nicht erwartet“, gesteht Nessit ein. Trotzdem hatte er sein Team ermahnt, stets an die eigene Stärke zu glauben. „In solchen Spielen kannst du nicht verlieren, sondern nur gewinnen. Zudem haben wir eine gute Defensive“, betont er. „Ich habe den Jungs gesagt, dass Stockach zurzeit ein kleines Tief durchschreitet und dass sie unsere Stärken nicht wirklich kennen.“
Doch auch sein Gegenüber Stefan Pröhl hatte seine Mannschaft gewarnt, den Gegner nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Wir haben es schon für möglich gehalten, dass wir gegen Reichenau Punkte liegen lassen könnten, aber erwartet haben wir es natürlich nicht“, verrät Pröhl. „Für Nessit und seine Mannschaft ist die Bezirksliga gerade aufgrund der Spiele gegen nominell bessere Gegner auch im zweiten Jahr noch ein spannendes Abenteuer. „Das sind für uns echte Highlights“, schwärmt der Reichenauer Coach. „Vereine wie Stockach sind hier in der Gegend eine echte Fußballmarke.“ Trotzdem wollte man auch dem Tabellenführer nicht nur mit übermäßigem Respekt begegnen, sondern sich auch selbst ins Spiel einbringen.
Zu Beginn gelang das jedoch nur mäßig. „In den ersten zehn Minuten sind wir total geschwommen, waren zu weit vom Gegenspieler weg und sind nicht in die Zweikämpfe gekommen“, analysiert Trainer Nessit. „Später haben wir dann umgestellt und einen Mann auf Timo Reiser, über den bei Stockach das ganze Spiel läuft, angesetzt.“ Ein taktischer Kniff, der zündete, auch weil der VfR nicht zu gewohnter Stärke fand. „Wir haben uns nach der 1:0-Führung zu sehr dem Gegner angepasst und viel zu viele Chancen liegenlassen“, ärgert sich Stefan Pröhl. Er will trotz zweier Niederlagen in Folge in der Liga weiter voranmarschieren. „Es ist nicht so, dass wir in den letzten beiden Spielen nicht hätten gewinnen können“, meint er. „Wir werden genauso weitermachen, wie bisher – ich bin guter Dinge.“
Auf der Reichenau will man sich trotz des Sieges beim Ligaprimus nicht verrückt machen lassen und das Augenmerk weiter auf den Klassenerhalt richten. „Dadurch, dass fünf Vereine absteigen, spielt ein Drittel der Liga gegen den Abstieg“, unterstreicht Hartmut Nessit. „Hätten wir drei Punkte mehr, wären wir jetzt Vierter in der Tabelle, bei drei Punkten weniger, wären wir tief unten drin – so eng hängt das alles zusammen.“