Fußball: Der anonyme Brief mit fremdenfeindlichen Hassparolen, der am Samstag vor einer Woche beim Türkischen SV Konstanz im Briefkasten vorgefunden wurde, beschäftigt nicht nur den Club und die Polizei, der Vorfall ist unter anderem auch in den sozialen Netzwerken ein Thema. Ein Bericht über den Spielabbruch in der Bezirksligapartie zwischen dem SC Konstanz-Wollmatingen und Anadolu Radolfzell im November 2018 diente als Aufhänger für eine ganze Reihe von Hassparolen, obwohl der TSV Konstanz daran gar nicht beteiligt war.

Nun solidarisiert sich der Türkische SV Singen via Facebook mit dem Konstanzer Club. „Wir distanzieren uns von solch einer Menschen verachtenden Denkweise und verabscheuen jegliche Art von Rassismus und Diskriminierung“, heißt es etwa in einem Facebook-Beitrag, der mit #TürkischerSVSingen unterzeichnet ist.

Der Stadtsportverband Konstanz geht ebenfalls mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit (siehe Infokasten), in der die Angriffe auf den TSV Konstanz auf das Schärfste verurteilt werden. Ähnlich sieht dies auch der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Bodensee, Konrad Matheis (Sauldorf): „Das geht überhaupt nicht. Wir verurteilen solche Aktionen gegen Ausländer!“

Zugleich kündigt der Bezirksvorsitzende Maßnahmen zur Gewaltprävention von Verbandsseite an. In der Saison 2003/04 habe es laut Matheis 18 Spielabbrüche gegeben, eine negative Rekordmarke im Bezirk. Schon damals hat der Verband mit präventiven Maßnahmen reagiert, woraufhin die Zahl der Abbrüche abnahm. Aktuell sehe man hier, so Matheis, aber wieder Handlungsbedarf.

Dass hierbei nicht selten Vereine mit Migrationshintergrund beteiligt sind, belegen die jüngsten Ereignisse, wie etwa der Spielabbruch im November oder Auseinandersetzungen zwischen zwei türkischen Teams bei einem Hallenturnier am vergangenen Samstag. Ein Schiedsrichter äußerte sich zudem gegenüber dem SÜDKURIER, dass bei den Lehrabenden sehr oft über Vereine mit Migrationshintergrund diskutiert werde und dass es den Unparteiischen teilweise schwer gemacht werde, da ein normaler Pfiff schnell als ausländerfeindliche Aktion gedeutet werde.

Beim TSV Konstanz freut man sich über die Unterstützung aus dem Umfeld, wie der Vorsitzende Abdullah Karaboga erläutert: „Wir haben viel positives Feedback bekommen. Die Leute sagen uns, dass es nur wenige Idioten sind, die so denken, und nicht die Mehrheit.“ Karaboga räumt allerdings auch ein, dass es Zeiten auch gegeben hat, in denen man bei der Kaderbestückung eher auf mögliche Torgefahr eines Spielers als auf seine Disziplin geachtet habe. Doch man habe daraus die Lehren gezogen.