Es läuft die 14. Minute, als Alexander Leindl, Winter-Neuzugang der HSG Konstanz, aufs Feld darf. Ein Linkshänder für den rechten Rückraum, dringend nötig, in Gedanken muss der Konstanzer Handballfreund da gar nicht so weit zurückgehen, um sich an einen gewissen Fynn Beckmann zu erinnern, der in den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga wie berauscht Tor um Tor geworfen hatte. Der danach seinen Abschied von der HSG und dem Handballsport überhaupt bekannt gegeben hatte und dann plötzlich für den HSC Kreuzlingen auf Torjagd ging. Von diesen Kreuzlingern kam nun Alexander Leindl zur HSG. Zweieinhalb Minuten auf der Platte, schallt sein Name durch die Schänzlehalle. Tor für die HSG, Schütze Alexander Leindl, es ist der Anschlusstreffer zum 6:7 gegen die HSG Nordhorn-Lingen, zu dieser Zeit ist die Handballwelt noch in Ordnung.
Doch nach dem 7:8 durch Lars Michelberger in der 17. Minute geht‘s dahin. Aus dem 7:8 wird in zehn Minuten ein 8:16 – in Kürze ein 1:8 also, vorbei alle Hoffnung, dranzubleiben gegen eine Mannschaft, die noch Richtung Aufstiegsränge schielt. Wie hat Alexander Leindl, der am Ende mit drei Toren aus fünf Würfen auf eine 60-Prozent-Quote kommt, diesen Einbruch erlebt? „Natürlich war Nordhorns Torhüter Ivan Budalic sehr stark“, sagt er, „aber wir haben ihn auch stark gemacht. In Summe haben wir einfach zu viele freie Würfe vergeben.“ Wo er recht hat, hat er recht. Eine zweistellige Anzahl an Fehlwürfen vom Kreis aus ist zu viel des Schlechten, auch weil das weitere negative Folgen hat. „Wenn du Fehlwürfe hast oder einen technischen Fehler produzierst, da drehst du dich um und schon liegst du ein Tor mehr zurück“, beschreibt Leindl das unschöne Szenario zwischen Minute 17 und Minute 27.
Das wirft freilich die Frage auf, warum es umgekehrt den Konstanzern nicht gelingt, über Tempogegenstöße zu Toren zu kommen? Immerhin war auch HSG-Keeper Konstantin Poltrum von Anfang an top drauf und schuf mit Paraden eine Voraussetzung für schnelle Attacken. Doch Fehlanzeige, und wenn es doch mal zum schnellen Angriff kam, wie etwa durch Nikita Pliuto kurz vor der Pause, da schnappte sich der formidable Budalic den Wurf.
Zurück zu Alexander Leindl, der sich drei Riesen im Nordhorner Abwehrblock gegenüber sah. „Das war klar“, sagt er, „und eingespielt sind die natürlich auch.“ Den Mut und den Spaß lässt er sich aber nicht nehmen. „Ich war den ganzen Tag über angespannt und hatte dann beim Einlaufen ein Kribbeln im Magen“, schildert Leindl diesen speziellen Moment und verteilt gleich noch ein Lob an die Konstanzer Handballfans: „Noch ohne einen Punkt, das ist echt besonders, das ist imponierend, wie die Zuschauer kommen und mitgehen.“
Keine Kapitulation
Droht nun endgültig die Kapitulation der HSG Konstanz? Da kann Alexander Leindl lachen. „Auf keinen Fall“, sagt er, „wir arbeiten konzentriert und geben alles.“ Er meint das Arbeiten auf den einen erlösenden Tag hin, an dem freie Würfe ihr Ziel finden und zwei Punkte auf der Habenseite stehen. „Ich will auf jeden Fall einen ersten Sieg in der Zeitung lesen“, sagt Leindl, nehmen würde er ihn egal wo, „aber am liebsten zuhause.“ Bei den besonderen Fans.