Der Fußball begleitet Konrad Matheis schon fast sein ganzes Leben lang. Dabei dauerte seine aktive Karriere nicht länger als ein Jahrzehnt. Der 67-Jährige gehört zu denen, die nicht lange selbst gekickt haben, sondern den Ball für andere am Laufen halten. Heute macht das Matheis in seiner Funktion als Vorsitzender des Bezirks Bodensee.

Aber zum Anfang: Los ging es in der Fußball-Welt für den gebürtigen Sauldorfer mit zwölf Jahren bei seinem Heimatverein, dem VfR Sauldorf. Was in der heutigen optimierten Nachwuchsarbeit nach einem kicktechnischen Spätzünder klingt, war damals ganz normal, wie sich Matheis erinnert: „Früher hat man eben in der C-Jugend angefangen, da gab es noch keine D-Jugend, zumindest nicht bei den kleineren Vereinen.“

Karten und Pfeife statt Pässe und Tore

Wie für viele Jugendliche waren es die Freunde, die den Sauldorfer auf den Kickplatz trieb. Auf Rechtsaußen wurde der heutige Funktionär, der sich selbst nicht als regionalen Lionel Messi bezeichnen würde, eingesetzt. „Ich war nicht der talentierteste“, resümiert Matheis seine Karriere als Fußballer mit einem Grinsen. Wohl auch deshalb ging seine aktive Laufbahn nur bis zum 22. Lebensjahr – von gelegentlichen Aushilfseinsätzen einmal abgesehen.

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Als seine Karriere als Amateurkicker endete, ging es für Matheis eigentlich erst so richtig los. Denn dem Sportplatz kehrte der heutige Ruheständler, der eine Schreinerlehre absolvierte und später als Industriemeister und im Verkauf arbeitete, nicht den Rücken. Vielmehr wechselte er nur die Rolle – vom Spieler zum Unparteiischen. „Man kam ins Gespräch mit den älteren Schiedsrichtern im Verein, die einem auch dazu geraten haben, den Lehrgang zu besuchen.“ Die Ratschläge schienen überzeugend zu sein: Matheis nahm an den Schulungen teil und merkte schnell: „Das macht mir Spaß.“

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Dass ihm der Job als Unparteiischer gefiel, braucht Matheis nicht lange zu erklären. Seine damalige Freizeitgestaltung war Beweis genug: Zwei- bis dreimal war er pro Wochenende im Einsatz, als Schiedsrichter bis in die Bezirksliga, aber auch als Linienrichter in der Landes- und Verbandsliga. Ab da war für ihn sowieso klar, dass er sich entscheiden musste: „Man kann zwei bis drei Spiele am Wochenende pfeifen und im Aktivenbereich spielen“, erzählt Matheis, der bis 2019 Partien selbst leitete und nun noch als Beobachter bis in die Verbandsliga am Spielfeldrand steht.

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Spiele zu pfeifen, das war für Matheis mehr als nur ein Hobby, vielmehr auch eine Lehre fürs Leben. „Man lernt einiges, wenn man ein Spiel leitet“, weiß der 67-Jährige. Sich durchzusetzen in hitzigen Situationen zum Beispiel, oder auch Verantwortung zu übernehmen. Und das tat der Schiedsrichter aus Leidenschaft im Laufe der Zeit auch abseits des Platzes. So fungierte er sieben Jahre lang als Gruppenobmann der SR-Gruppe Meßkirch und Jugendstaffelleiter, bevor er 1999 für ein Jahr stellvertretender Bezirksjugendwart war. Von 2000 bis 2003 war er Nachfolger von Hans Hillesheim als Bezirksjugendwart.

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2003 folgte dann der nächste Schritt. Vom damaligen Vorsitzenden des Bezirks Bodensees, Karl Dieter-Rückgauer, wurde Matheis gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, ihn als Bezirksvorsitzenden zu beerben. „Das habe ich mir genau überlegt“, erinnert sich Matheis an die damalige Entscheidung. „Das waren große Fußstapfen, in die ich da treten musste. Außerdem wollte ich das erst mit meiner Familie abklären.“ Denn ein Ehrenamt ist ein hungriger Geselle und frisst nun einmal Zeit, besonders das eines Vorsitzenden. Außerdem war Matheis damals auch noch als Unparteiischer auf den Sportplätzen unterwegs. „Aber meine Frau war da immer sehr verständnisvoll“, fügt der 67-Jährige hinzu. So nahm er die Aufgabe schließlich an.

„Man macht sich Gedanken um das Finanzielle bei den Vereinen, aber auch um die Situation beim Nachwuchs.“
Konrad Matheis, Vorsitzender des Bezirks Bodensee

Bereut hat er diesen Schritt nicht, auch wenn mit Corona die Arbeit nicht weniger, aber definitiv „trostloser“ wurde, wie Matheis zugibt. Viel Gesprächsbedarf herrsche bei den Vereinen in einer Zeit, in der zum zweiten Mal eine Saison abgebrochen werden musste. Das treibt dem Bezirksvorsitzenden Sorgenfalten auf die Stirn. „Man macht sich Gedanken um das Finanzielle bei den Vereinen, aber auch um die Situation beim Nachwuchs“, erklärt er.

Die schwerste Zeit bisher

Es ist die schwerste Zeit, die Matheis bisher als Bezirksvorsitzender erlebt hat. Sonst bestanden schwierige Phasen vor allem aus Spielabbrüchen aufgrund von Ausschreitungen oder Zusammenstößen. „Das kam im Laufe der Jahre immer wieder mal vor“, erinnert sich der Funktionär. Da kam ihm seine Zeit als Schiedsrichter zugute. Auf die Vereine zugehen, sie anhören, schlichten, wieder Ruhe reinbringen. Fähigkeiten, die Matheis nicht nur auf, sondern auch neben dem Spielfeld immer wieder einsetzen musste und muss. Und wenn es nach ihm ginge, am liebsten so schnell wie möglich wieder – zu normalen Umständen, mit Betrieb auf dem Spielfeld.