Herr Segelbacher, der VfB Stuttgart kommt für zwei Testspiele nach Friedrichshafen. Wie schaffen Sie es nur, so oft hochklassige Fußballteams an den Bodensee zu locken?

Das hat vor gefühlt 20 Jahren begonnen, kurz vor der WM 2006, als die Mannschaft des Iran ihr Quartier in Friedrichshafen hatte. Die Iraner wollten mit aller Gewalt hierher und hatten damals einige Bundesligaspieler in ihren Reihen wie Mehdi Mahdavikia, Ferydoon Zandi, Ali Karimi oder Ali Daei. Wir haben hier eine gute Struktur: schönes großes Stadion im Dreiländereck, tolle Tribüne, Flughafen. Das ist eine Kombination aus vielen Dingen. Wir haben das damals offensichtlich ganz ordentlich gemacht, sodass weitere Anfragen kamen. (lacht) Danach hatten wir ein U20-Länderspiel vor 9500 Zuschauern, oder beispielsweise VfB Stuttgart gegen 1860 München, Bayer Leverkusen gegen FC Augsburg, 1. FC Köln gegen Union Berlin, SC Freiburg gegen St. Pauli.

Bewerben Sie sich aktiv um die Ausrichtung, oder kommen die Clubs auf Sie zu?

Wir haben uns einen guten Namen aufgebaut und werden inzwischen mit Testspielen verbunden. Viele kleine Vereine wissen gar nicht, was da auf sie zukommt. Die großen Agenturen wissen das und wir auch. Ach ja, Eintracht Frankfurt war auch mal da. Vereine und Agenturen kommen also auf uns zu, weil sie wissen, der ganze Ablauf hat funktioniert mit: Sicherheit, Marketing, Ordner, Ticketing. Der ganze Verein ist bei den Spielen im Einsatz, von den Eltern über die Spieler bis zum Vorstand.

Nun also der VfB Stuttgart.

Vor acht bis zehn Wochen kam die Anfrage, ob wir uns vorstellen könnten, ein oder zwei Spiele auszutragen. Voraussetzung war allerdings: Stuttgart muss in der Bundesliga bleiben, weil die zweite Liga viel früher startet. Am letzten Spieltag war ich dann richtig happy, als der VfB es geschafft hatte, drinzubleiben, weil unsere Chancen von 10 bis 20 Prozent auf über 90 gestiegen waren. Jetzt haben wir zwei Spiele innerhalb einer Woche. Das ist der Jackpot, auch mit der Euphorie des Klassenerhalts.

Die Fußballer des VfB Stuttgart beim Mannschaftsfoto für die kommende Saison. Bevor die Pflichtspiele losgehen, kommt der schwäbische ...
Die Fußballer des VfB Stuttgart beim Mannschaftsfoto für die kommende Saison. Bevor die Pflichtspiele losgehen, kommt der schwäbische Bundesligist für Testspiele nach Friedrichshafen. | Bild: Thomas Kienzle/dpa

Die Gegner können sich sehen lassen.

Auf jeden Fall. Der Schweizer Meister FC Zürich kommt aus der Nähe von Friedrichshafen, und beim FC Brentford flippen vor allem die 15- bis 25-Jährigen aus. Die wissen, das ist ein Aufsteiger, der in der letzten Saison locker in der Premier League geblieben ist. Zürich ist ein Abendspiel und Brentford ist um 15 Uhr, und das aus gutem Grund. An dem Tag ist Seehasenfest. Eine schönere Kombination als erst Fußball, dann Party und Feuerwerk gibt es nicht.

Was macht für Sie den Reiz aus in der Organisation solcher Partien?

Es ist einfach eine tolle Geschichte, den Fans hier in der Region großen Sport präsentieren zu können. Wir sind 200 Kilometer weg von Freiburg, Stuttgart, München und sehen nicht jeden Tag Fußball auf diesem Niveau.

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Sie sind auch Begründer und Macher des MTU-Hallencups. Was macht mehr Spaß: Testspiele der Profis oder Budenzauber beim Nachwuchs?

Ein Testspiel erfordert sechs bis acht Wochen gnadenlose Vorbereitung, der MTU-Cup ist ein organisatorisches Monster, das braucht ein halbes bis dreiviertel Jahr. Er ist aber für mich eine echte Herzensangelegenheit. Der MTU-Cup war lange ein vergleichbar kleineres Turnier und ist heute auf höchstem europäischen Niveau. Warum soll der FC Barcelona im Winter nach Friedrichshafen kommen? Die kennen eigentlich gar keinen Hallenfußball und waren zehn Jahre lang mit keiner Jugendmannschaft bei einem Hallenturnier. Wir haben es geschafft, sie an den Bodensee zu holen. Die nächsten Jahre war Barcelona immer wieder da – neben anderen großen Namen wie Manchester United, Manchester City, Arsenal oder Chelsea.

Sie hatten bestimmt eine kleine Nachwuchs-Weltauswahl bei sich zu Gast.

Da waren einige spätere Stars dabei. Thomas Müller, Mario Götze, Marco Reus in der Offensive. Ganz starke Torhüter wie Marc-Andre Ter Stegen, Oliver Baumann, Loris Karius, Bernd Leno. Dann Julian Draxler, Emre Can, David Alaba, Joel Matip, Xherdan Shakiri, Granit Xhaka, Youssoufa Moukoko, Ansu Fati vom FC Barcelona. Die Spieler, die schon bei uns dabei waren, könnten locker in einem Champions-League-Halbfinale spielen.