Volleyball: Für den VfB Friedrichshafen ist die Reise nach Berlin zum zweiten Finalspiel (best of three) nicht wunschgemäß verlaufen. Statt mit der Meisterschale mussten die Volleyballer mit der ersten Niederlage gegen Berlin in dieser Saison zurück an den Bodensee.
"Der Flug ist nicht ganz ausgebucht“, sagte die freundliche Lufthansa-Stewardess, „wir werden noch einen passenden Platz für sie finden. Armin Mustedanovic bekam seinen Wunschsitz. Am Notausstieg, mit viel Raum für die langen Volleyballbeine auf dem Flug des VfB Friedrichshafen von München nach Berlin.
„Bei mir dauert das immer länger“, sagte Teammanagerin Gesa Katz beim Sicherheitscheck im Flughafen entschuldigend. „Die Kamera und alles“, fügte sie an. Stimmt. Sie hatte einige Fragen zu beantworten, selbst ihren Pass wollte der freundliche Herr sehen. Doch wirklich Probleme machten ihre Arbeitsgeräte nicht. Mein Bordgepäck wurde minutenlang in der Checkbox durchleuchtet, während die Dame am Gerät ihrem Kollegen dies und das zeigte, dabei immer wieder den Kopf schüttelte. „Alles okay“, versuchte der die Bedenken der Dame zu zerstreuen. Er hatte Erfolg und wir erfuhren, was ihren Argwohn erweckt hatte. Der Computerstick. Wer hätte gedacht, dass die kleine Festplatte in Form von Darth Vader aus Star Wars, ein Geschenk der Enkeltochter, für ein Sicherheitsrisiko gehalten werden würde.
Der Flug von der bayerischen in die bundesrepublikanische Hauptstadt hatte gerade mal 55 Minuten gedauert, die Fahrt von Tegel zum Hotel mit dem Bus der Berlin Recycling Volleys sollte etwa gleich viel Zeit beanspruchen. „Schau mal aus dem Fenster und winke nach links“, sagte Ko-Trainer Adrian Pfleghar, das Handy an linken Ohr. Warum das denn, mitten Berlin? Hier kenne ich doch keinen, blöder Scherz! Egal, warum nicht? Und plötzlich winkte der Autofahrer in der Schlange neben dem Bus zurück. Das Gesicht kam doch irgendwie bekannt vor. Wie es der Zufall wollte, fuhr Söhnke Hinz, der ehemalige Trainer der Volley Youngstars, justament in diesem Moment neben dem Bus voller Friedrichshafener Volleyballer her.
Die hatten nach der länger als geplanten Stop-and-go-Fahrt durch Berlin nicht viel Zeit zum Auspacken. Der Snack stand nach der überlangen Anreise über verstopfte Straßen und unglaublich viele roten Ampeln schon bereit, und kurz darauf war auch schon Training in der Max-Schmeling-Halle angesetzt. „Wir dürfen nicht vor 19 Uhr in die Arena“, war plötzlich Gesa Katz im Bus zu hören. „Bis dahin trainieren noch die Berliner.“ Und die wollen ganz offensichtlich keine Kiebitze vom Bodensee. Als aber der VfB-Tross in der Halle angekommen war, hatten die Sportler von der Spree ihre Übungseinheit schon beendet und fuhren mit ihren Smarts, „Platz für die Größten“, steht als Slogan auf den Autotüren, nach Hause. Trotzdem standen die Friedrichshafener Volleyballer vor verschlossenen Türen. Alle Versuche, auf sich aufmerksam zu machen, blieben vergeblich. Vielleicht aber, dachte sich der Hausmeister, mal abwarten, bis die Burschen vom Bodensee merken, dass die Eingangstür der Max-Schmeling-Halle nach außen aufgeht.
Dass die Mannen von Vital Heynen total fokussiert waren auf die Partie am Mittwochabend in der Max-Schmeling-Halle klingt wie Eulen nach Athen tragen. Und dass sie sich auch von super engen Spielständen am Ende der Sätze nicht aus der Ruhe bringen lassen, haben sie nicht zuletzt gegen Berlin stets bewiesen. Wer sich in der Nacht vor der entscheidenden Partie um die deutsche Meisterschaft nicht einmal von einer Party auf dem Flur des sechsten Stockwerks, das Hotel Lüneburg war voll mit jungen Sportlern, um den Schlaf bringen lässt, der hat beste Nerven, oder? Unter anderem findet das Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“, Wettkampf III in der Hauptstadt statt. Das Graf-Zeppelin-Gymnasium mit Trainer und Sportlehrer Jürgen Jammer ist übrigens auch dabei und wie. Die Jungs vom Bodensee hatten am Mittwoch sensationell das Viertelfinale erreicht, so war zu hören.
Hermann Hummler