Selina, wie kommt ein Teenager aus dem kleinen Schwarzenbach mit gerade einmal 13 Jahren auf die Idee eine Fußball-Schiedsrichterin zu werden?

Ach ja – das war eigentlich eine spontane Sache. Andreas Schmidt, der schon seit Jahren als Schiedsrichter für den SV Todtmoos aktiv ist, sollte im Herbst 2021 in Bernau ein Spiel der E-Junioren leiten und ich habe ihn damals dorthin begleitet. Und dann habe ich ihn spontan gefragt, ob ich das Spiel pfeifen darf.

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Und das gingt gut?

Ja, sicher. Ich war zwar zuerst etwas aufgeregt, aber als das Spiel vorbei war, hat Andreas mir spontan vorgeschlagen, dass ich mich doch für den Lehrgang im Januar in Wehr anmelden könnte.

Und dann gleich bestanden?

Die Prüfung zu schaffen, war gar nicht so einfach. Samstags hat uns Luigi Satriano online die Fußballregeln erklärt und anschließend die Regelfragen geschickt. Sonntags haben wir dann alle im Sportheim beim FC Wehr gebüffelt.

Bild 1: Gibt ein Trainer keine Ruhe, kassiert er von Jung-Schiedsrichterin Selina Ebner eine klare Ansage
Bild: Scheibengruber, Matthias

Wie bist du überhaupt zum Fußball gekommen? Schwarzenbach ist doch eher für Schlittenhunderennen bekannt?

Ja, findet das Rennen Ende Januar statt, bin ich dabei und helfe meiner Mama dort am Stand der DRK-Rettungshundestaffel. Aber zum Fußball kam ich, als wir noch in Wolpadingen wohnten. Mein Bruder Lucas begann beim FC Dachsberg. Das hat mir gefallen, Also bin ich auch mit . Bei uns gehört Fußball einfach zur Familie. Julian spielt mittlerweile auch und mein Papa, der viele Jahre in Dachsberg gespielt hat, ist heute Co-Trainer von Lucas und mir bei den C-Junioren der SG Todtmoos/Bernau.

Nur die Mama kickt nicht?

Nein, aber sie unterstützt uns Kinder natürlich und vor allem mich als „Taxi“.

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Als Fußball-Schiedsrichterin kommst du ja sicher viel herum?

Bisher waren es 31 Einsätze, bis nach Lörrach und Gurtweil. Meist fährt mich Mama und nimmt unsere Hunde mit, um spazieren zu gehen. Große Unterstützung kriege ich von Andreas Schmidt und seinem Sohn Jan. Sie pfeifen auch für den SV Todtmoos und haben mich bei den ersten Spielen super betreut. Sie sind immer für mich da. Erst wie kürzlich beim Hallenturnier in Schönau halfen sie mir aus der Patsche. Der mit mir eingeteilte Schiedsrichter kam nicht, ich stand allein da. Ich rief Andreas in meiner Not an. Nach 20 Minuten standen Jan und er in voller Montur da und leiteten mit mir die Spiele.

Da geht‘s lang: Aber die 14-jährige Realschülerin Selina Ebner vom SV Todtmoos weiß sich als junge Schiedsrichterin durchzusetzen ...
Da geht‘s lang: Aber die 14-jährige Realschülerin Selina Ebner vom SV Todtmoos weiß sich als junge Schiedsrichterin durchzusetzen und ist dank dieses Hobbys, so betont ihre Mutter Anita Ebner stolz, reifer und selbstsicherer geworden. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Hat man es denn schwer als junges Mädchen auf dem Fußballplatz?

Bei den Schiris in der Gruppe nicht, die helfen mir, wo es geht. Nur auf dem Sportplatz ist es manchmal etwas anstrengender. Da höre ich hin und wieder auch mal weniger nette Worte.

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Und trotzdem hast du die Pfeife nicht einfach wieder an den Nagel gehängt?

Nein, ich kann mich ja wehren. Einem Trainer habe ich mal die Gelbe Karte gezeigt und deutlich gesagt, dass er sich den Rest des Spiels hinter dem Zaun anschauen kann, wenn er nicht bald Ruhe gibt. Meine klare Ansage fanden sogar die Zuschauer klasse. Ich verstehe so ein Verhalten nicht. Gerade der Trainer sollte ein Vorbild für die Kinder sein.

Dein erstes Spiel als Schiedsrichterin ist sicher ganz speziell gewesen?

Na klar – ich war total nervös. In St. Blasien musste ich ausgerechnet meine ehemalige Mannschaft gegen den SV Dogern pfeifen. Mein ehemaliger Trainer hat vielleicht geschaut. Aber nach dem Spiel war er zufrieden mit mir.

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Welche Altersklassen pfeifst du denn?

Von den D-Junioren aufwärts bis zu den B-Junioren – Aktivspiele kriege ich erst mit 16. Einmal hat mich einer bei den B-Junioren gefragt, wie alt ich sei. Als er hörte, dass ich 14 bin, hat er erst mal große Augen gemacht, weil ich ja jünger bin. Aber das Spiel lief doch ganz gut.

Was war das schönste Erlebnis bisher?

Nach einem Schiedsrichterinnen-Lehrgang in Saig bot mir Melina Krämer aus Donaueschingen an, ihr im November beim Regionalliga-Spiel des VfL Herrenberg gegen Wacker München zu assistieren – eine tolle Erfahrung. Grundsätzlich freue ich mich schon, wenn ich Lob für meine Leistung bekomme.

Selina, verrate uns doch mal ob dich die Jungs dich auf dem Platz auch anflirten?

(grinst) Ach ja, manchmal zwinkern sie mir schon kurz zu, wenn ich mal ein Foul gepfiffen habe – oder so.

Neue Schiris gesucht! Die Schiedsrichter-Vereinigung Hochrhein bildet wieder Schiedsrichter aus. Der Neulingslehrgang wird in Hybridform ...
Neue Schiris gesucht! Die Schiedsrichter-Vereinigung Hochrhein bildet wieder Schiedsrichter aus. Der Neulingslehrgang wird in Hybridform mit Präsenzterminen im Frankenmattstadion beim FC Wehr durchgeführt. Termine sind die Wochenenden 21./22. sowie 28./29. Januar 2023. Infos gibt es beim Lehrwart Luigi Satriano unter luigisatriano@aol.com | Bild: sbfv

Nun gibt es wieder einen Neulings-Lehrgang. Hoffst du auf Verstärkung?

Natürlich wäre es cool, gäbe es mehr Mädchen an der Pfeife. Aber letztlich ist es egal, wer pfeift. Einer meiner Fußballkollegen hat jedenfalls angedeutet, dass er den Kurs auch besuchen will.

Und du? Was sind deine Ziele?

Ich will erfolgreich werden, als Fußballerin und Schiedsrichterin. Deshalb nutze ich gern die angebotenen Lehrgänge und das Kadertraining, wenn es von der Schule passt. Nach meiner Mittleren Reife strebe ich einen medizinischen Beruf an – gern Arzthelferin.

Fragen: Matthias Scheibengruber