Katharina Keßler, Sie sind seit einem Jahr Vorsitzende des Fußballbezirks Hochrhein. Wie fällt die Bilanz aus?
Die Bilanz fällt so weit sehr gut aus. Es war ein Jahr, das relativ schnell vergangen ist, ohne dass es im Bezirks-Fußballausschuss besonders positive oder negative Ausreißer gegeben hätte.
Was könnten positive oder negative Ausreißer sein?
Wenn ich mir jetzt zum Beispiel den Bezirk Schwarzwald anschaue, mit den Rücktritten, den Personalquerelen, wo der Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende zurückgetreten sind, dann hätte das für den Bezirk eine sehr negative Auswirkung gehabt. Oder wenn wir unglaublich viele Spielabsagen gehabt hätten, wobei mir jetzt auch ein bisschen der Vergleich zu den Vorjahren fehlt.
Zum Stichwort Spielabsagen. Es ist aufgefallen, dass sich diese gerade am letzten Spieltag häufen, was sportlich und organisatorisch oft problematisch ist. Wie will man das in den Griff bekommen?
Insgesamt betrachtet ist die Zahl der Spielabsagen in der vergangenen Saison von 62 auf 42, deutlich zurückgegangen. Was richtig ist, dass es gerade am letzten Spieltag drei- bis viermal vorgekommen ist, wobei es bei einer Mannschaft sogar das dritte Mal in der Saison der Fall war und diese dann komplett aus der Wertung genommen worden ist. Dies kann dann einen erheblichen Einfluss auf die Tabellensituation haben. Das ist dann natürlich der schlechteste Fall, den wir als Bezirksfußball-Ausschuss auch nicht haben wollen. Ob es jetzt am Saisonende im Vergleich zu den Vorjahren mehr geworden ist, kann ich jetzt nicht sagen, aber es sollte nicht sein.

Fußball-Bezirkstage am 13. Juli
Wird versucht, dem durch härtere Sanktionen entgegenzuwirken?
Die Sanktionen sind in der Verbandsordnung des südbadischen Fußballverbandes festgelegt und sind nicht Sache des Bezirks. Mir liegen derzeit keine konkreten Pläne vor, dass daran aktuell etwas geändert werden soll. Das kann aber durchaus ein Thema werden. Man wird das beobachten, wie sich das weiterentwickelt. Ob dann die Höhe der Geldstrafen angepasst wird oder andere Sanktionen wie Punktabzüge verhängt werden, muss man sehen und hätte auch Auswirkungen auf die anderen Bezirke in Südbaden.
Gibt es jetzt mehr Spielabbrüche im Bezirk als früher?
Auch hier ist die Tendenz erfreulich. Im Vergleich zur Vorsaison haben sich die Spielabbrüche von 20 auf zehn halbiert. Aber natürlich ist jeder Spielabbruch einer zu viel und man muss genau hinschauen, wie es dazu gekommen ist.
Spielklassen für die Saison 2024/25
Welche Pläne haben Sie für den Fußball im Bezirk?
Klar ist, dass wir die 169 Männer- und 20 Frauen-Mannschaften, die wir jetzt haben, auch in Zukunft halten wollen. Aber das können wir als Vorstand nur schwer beeinflussen. Hier sind vor allem die Vereine gefordert, die Angebote des Verbandes von der Clubberatung bis zum DFB-Mobil zu nutzen, um ihre Mannschaften zu festigen oder vor allem im Bereich des Frauen- und Mädchenfußballs noch auszubauen. Es ist mir schon ein besonderes Anliegen, dass wir gerade im weiblichen Bereich auf stabilere Füße kommen, was die Anzahl der Mannschaften angeht.

Wie wollen Sie das unterstützen und voranbringen?
Es gibt bereits entsprechende Angebote des Verbandes, wie zum Beispiel den Tag des Mädchenfußballs. Für Vereine, die noch keinen Mädchenfußball betreiben, gibt es auch Angebote über die AOK, wo auch eine finanzielle Unterstützung dahinter steht. Die Vereine sollten sich grundsätzlich Gedanken machen, wie sie sich in Zukunft aufstellen wollen, was durch die Vereinsberatung des Südbadischen Fußballverbandes unterstützt wird. Dabei geht es auch darum, wie der Verein zum Beispiel ehrenamtliche Mitarbeiter gewinnen kann. Davon hängt dann ab, ob ich Mannschaften melden kann oder eine Jugendmannschaft betreuen kann.

Der Trend zu weniger Mannschaften ist allerdings ungebrochen. Welche Überlegungen gibt es, dagegen zu steuern?
Der Verband hat Arbeitsgruppen eingerichtet, in denen über den Spielbetrieb nachgedacht wird. Dabei werden auch Vereinsvertreter aus der gesamten Region einbezogen. Es wird zum Beispiel überlegt, wie der Rahmenterminkalender gestaltet werden muss, damit er dazu beiträgt, Spieler und Mannschaften zu halten beziehungsweise zu gewinnen. Dazu gehören auch geografische Aspekte. Letztlich geht es darum, wie die Rahmenbedingungen attraktiver gestaltet werden können. Aber um die Spieler zu bekommen und zu halten, müssen sich die Vereine kümmern.
Ist das Thema Gewalt auf dem Fußballplatz ein Problem im Bezirk?
Das ist schwer zu beurteilen, aber wenn ich mir die Zahlen der Strafen anschaue, dann haben wir einen Anstieg von 426 Strafen in der Vorsaison auf 565 in der vergangenen Saison. Das ist besorgniserregend. Daraus abzuleiten, dass die Gewalt generell zugenommen hat, ist aber kaum möglich, da jeder Einzelfall individuell betrachtet werden muss. Klar ist aber, dass jeder Fall von Bedrohung, Gewalt oder Schlägerei auf dem Fußballplatz einer zu viel ist. Vergleichszahlen mit anderen Bezirken fehlen mir.
Gibt es Maßnahmen, auch präventive, um dem entgegenzuwirken?
Eine wichtige Sache sind zum Beispiel die Platzordner, die eingeführt wurden, um mögliche Konfliktsituationen frühzeitig zu erkennen, zu entschärfen und zu beruhigen. Weitere geplante Maßnahmen in dieser Richtung sind mir nicht bekannt. Es fehlt im Moment aber auch die Datengrundlage dafür, dass wir hier ein echtes Problem hätten, das wir angehen müssten.
Fußball ist eben auch ein sehr emotionaler Sport.
Ja, aber Emotionen und Beleidigungen sind für mich zwei verschiedene Dinge. Ich kann und darf Emotionen haben, ohne in beleidigendes Verhalten abzudriften. Das ist völlig inakzeptabel und muss konsequent geahndet werden.

Wie schwierig ist es, vor der Saison eine Staffeleinteilung zu finden, mit der alle Vereine zufrieden sind?
Wir machen es uns wirklich nie leicht. Wir versuchen, die bestmögliche Einteilung zu finden, wohl wissend, dass wir es nicht allen Vereinen hundertprozentig recht machen können, weil es immer wieder Grenzfälle gibt, eine Mannschaft in die eine oder andere Staffel einzuteilen. Am Ende müssen wir eine Entscheidung treffen.
Welches persönliche Resümee ziehen Sie aus den letzten zwölf Monaten?
Es war ein Jahr, in dem ich viel Neues erlebt und gelernt habe. Es hat sehr viel Freude und Spaß gemacht. Aber ich musste auch einige Male den Kopf schütteln über das, was auf den Fußballplätzen teilweise so los ist. Zum Beispiel, wenn sich Spieler für völlig unnötige Dinge wie Beleidigungen oder ähnliches eine rote Karte einhandeln. Insgesamt habe ich es nicht bereut, das Amt übernommen zu haben.
Fragen: Ralf A. Schäuble