Es war ein mutiger Schritt, aber ein unumgänglicher. Als am 6. März 2019 der FC Binzgen, SV Hänner, SV 08 Laufenburg, SV Luttingen und FC Rotzel ihre Jugendabteilungen zusammenlegten und den neuen Jugendförderverein (JR) Region Laufenburg gründeten, hat es keine Alternative gegeben. So viel steht für den Vorsitzenden Michael Rieple fest: „Durch die Gründung des neuen Vereins haben wir gesichert, dass jede Altersklasse zumindest mit einer Mannschaft vertreten ist.“
Jeder Verein für sich selbst? Das hätte nicht hingehauen. Davon ist Rieple heute überzeugter denn je. Lücken in der Nachwuchsarbeit hätten auf kurz oder lang dazu geführt, dass Kinder und Jugendliche aus den Vereinen abgewandert wären oder – noch schlimmer – mit Fußball aufgehört bzw. gar nicht angefangen hätten.
Natürlich mussten bei den Vorbesprechungen und Planungen ab Herbst 2018 manche Widerstände überwunden werden. Wer kann nicht nachvollziehen, dass die vier kleinen Vereine des künftigen JFV nicht Angst davor hatten, eigene Talente an den höherklassig spielenden großen Nachbarn aus Laufenburg zu verlieren?
Andererseits war allen klar, dass Kirchturmdenken nicht weiter führt, da dann am Ende alle Vereine Verlierer sein würden. Schon seit geraumer Zeit nutzen vor allem kleine Vereine die Möglichkeit, bei den Aktiven oder in den Nachwuchsabteilungen eine Spielgemeinschaft (SG) zu bilden. Nach den Statuten des Südbadischen Fußballverbands können aber maximal drei Vereine sich zu einer SG zusammenschließen. Sind mehr Vereine beteiligt, muss ein neuer Verein – bei der Jugend ein JFV – gegründet werden.
Was die Skeptiker beruhigte, war und ist die Tatsache, dass die Jugendlichen des neuen Vereins Mitglieder in ihrem Stammverein bleiben. „Wenn sie zu den Aktiven wechseln, können sie selbst entscheiden, für welchen Verein sie spielen wollen“, sagt Rieple, der kritische Stimmen nie ignorieren wollte: „Kritik war für uns der Motor, eine Ideallösung zu finden. Und diese war die Gründung des JFV.“
Zweifelnde Eltern wurden überzeugt, unterschiedliche Philosophien bei der Nachwuchsarbeit zusammen geführt. „Ehemalige Derbygegner arbeiten heute reibungslos miteinander“, ist Rieple überzeugt, damals die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Eine Entscheidung, die aber für den neuen Vorstand weitreichende Konsequenzen hat, da der eingetragene Verein Rechte, aber auch Pflichten hat.
Die Bilanz der JFV Region Laufenburg nach einem Jahr kann sich sehen lassen. 16 Mannschaften sind für den Spielbetrieb gemeldet – mit 274 Kindern und Jugendlichen. Jede Altersklasse ist besetzt, bis auf die A-Junioren mindestens doppelt. „Alle Teams haben jeweils zwei einheitliche Trikots. Wir hatten null Euro Startkapital. Dank unserer Sponsoren und mit Hilfe der Eltern haben wir alles gepackt“, freut sich Rieple.
Auch für die kommende Saison, die vielleicht im September beginnen kann, hat der JFV Region Laufenburg ehrgeizige Pläne. „In der A- und der F-Jugend wollen wir je eine Mannschaft mehr stellen“, hofft der Vorsitzende. Dann wären es zwei A-, zwei B- und zwei C-Junioren-Teams, drei D-, vier E-, und fünf F-Junioren-Mannschaften sowie viele Teams bei den Bambini. Insgesamt wären es über 300 Kinder und Jugendliche, die für den JFV Region Laufenburg kicken.
Die A-, B- und C-Junioren spielen schon jetzt höherklassig in der Landesliga. Aber auch der nicht ganz so hochtalentierte Nachwuchs soll im neuen Verein ein Zuhause finden. „Unser Ziel ist, dass die ersten und zweiten Mannschaften jeder Altersklasse näher zusammenrücken. Dann ist der Wechsel von der zweiten in die erste Mannschaft problemloser möglich“, sagt Rieple.
Mit Struktur arbeiten – das ist für den Vorsitzenden unabdingbar. So hat der Verein ein neues Organigramm erstellt und darin eine neue Funktionärsebene geschaffen. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht: Zwischen den Jugendleitern und den Spielern werden vier Spielbetriebsleiter (Herbert und Marco Scherzinger, Roberto Tuzzolino und vielleicht Nico Bufalo), ein „Trainer Koordinator“ (Peppe Indelicato) und sogar ein Schiedsrichter-Beauftrager (Henri Hager) zwischengeschaltet. Sie sind die Schnittstelle zwischen Mannschaft und Vorstand. Dass sogar ein kleines Budget für die Ausbildung von Jungschiedsrichtern bereit stehen soll, ist besonders erwähnenswert.

Ein weiteres Ziel ist, im Mädchenfußball aktiv zu werden. „Der SV Hänner hat ein Frauen-Team. Wir wollen auf jeden Fall für die neue Runde ein Mädchen-Team melden“, gibt Rieple die Richtung vor und sagt: „Dafür haben wir eine Projektgruppe gegründet.“
Wenn der Verbandstag am Samstag entscheidet, wann und wie es in der nächsten Saison weiter geht, soll es beim JFV Region Laufenburg zur Sache gehen. „Wir haben ungefähr 40 Trainer. Jetzt stellen wir das Trainerteam zusammen, und die Spielbetriebsleiter werden sich dann sogleich mit den Trainern absprechen“, hofft Rieple mit seinen Vorstandsmitgliedern, dass dann das Training gleich beginnen kann.
Das klingt jetzt alles so, als ob Rieple das alles eigenmächtig durchzieht. Ist aber nicht so – das stellt er gleich klar: „Ich kann den Takt vorgeben, aber ohne mein Team würde ich untergehen. Ich habe so viele engagierte Leute, die hinter mir stehen.“ Mit Eifer seien seine Trainer bei der Sache. Auch die Stammvereine würden hinter dem Konzept stehen.
Andere Vereine aus dem Bezirk sind schon auf das Modell eines Jugendfördervereins aufmerksam geworden und haben sich bei den Laufenburgern nach deren Erfahrungen erkundigt. Eines dieser Gespräche hatte auch schon Folgen: Während der Corona-Pause gründeten am 26. März der SV Herten, der SV Nollingen und der FV Degerfelden ganz ohne Öffentlichkeit den JFV Region Rheinfelden. „Im Bezirk waren wir nur die Ersten“, ist Rieple ein bisschen stolz auf sein Laufenburger Muster.