Radsport: – Wovon träumen Teenager heute? Sicher von vielem, aber bestimmt nicht von einem Besuch der unterfränkischen Kleinstadt Amorbach im Odenwald. Es sei denn, sie heißen Letizia Daudey und Sofia Baier und fahren Kunstrad beim RV Lottstetten. Egal, wohin ihre Schulkameradinnen in diesem Jahr wollen – für die beiden Mädchen aus Lottstetten gibt es am 10. und 11. Mai nur ein Ziel: Amorbach. Dort finden die Europameisterschaften des Nachwuchses im Hallenradsport statt: „Und dort wollen wir hin“, sagen sie wie im Chor.

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Zehn Wochen bleiben noch bis zu diesem fixen Termin. Bis dahin stehen drei Durchgänge des Junior Masters auf dem Plan – und dort gilt es zu bestehen. Punkte sammeln ist jetzt angesagt für Daudey/Baier. Zunächst in Roth am 9. März, eine Woche später – kurz vor der Nordsee – in Schwanewede bei Bremen und abschließend in Rauen, nahe vor der polnischen Grenze in Bandenburg. Die Reisen kreuz und quer durch die Republik sollen sich lohnen und werden sich auch lohnen.

Teamwork: Beim Kunstradfahren müssen die beiden Sportlerinnen auf die Konzentration der Partnerin vertrauen. Letizia Daudey (unten) und ...
Teamwork: Beim Kunstradfahren müssen die beiden Sportlerinnen auf die Konzentration der Partnerin vertrauen. Letizia Daudey (unten) und Sofia Baier vom RV Lottstetten demonstrierten das beim Auftakt zum Ba-Wü-Cup in Wallbach. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Schließlich zählen Letizia Daudey und Sofia Baier aktuell zum Besten, was bei den U19-Juniorinnen zusammen auf dem Kunstrad fährt. Welche Klasse sie zu bieten haben, zeigten sich – im Ansatz – beim Auftakt des Ba-Wü-Cups in Wallbach. Der Sieg mit 90,90 von 124,40 eingereichten Punkten war nie gefährdet.

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Doch die Kür stotterte schon in den ersten Sekunden: „Ich dachte noch, was mach ich bloß, wenn wir nicht los kommen – und schon war‘s passiert“, lächelte Sofia Baier den Patzer weg: „Im Training kam das schon vor, aber im Wettkampf noch nie.“ Beim zweiten Sturz gab es nochmals Punktabzug, den nahm Letizia Daudey auf ihre Kappe: „Ein Leichtsinnsfehler. Aber ich bin im Lauf des Vormittags immer nervöser geworden.“

Letizia Daudey (RV Lottstetten): „Der zweite Sturz in Wallbach war ein Leichtsinnfehler und nur meiner hohen Nervosität ...
Letizia Daudey (RV Lottstetten): „Der zweite Sturz in Wallbach war ein Leichtsinnfehler und nur meiner hohen Nervosität geschuldet.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Es gilt also noch zu feilen, bis der Traum von Amorbach erfüllt wird. Schon in einer Woche, wenn sich die U19-Juniorinnen in Stockach zu den Landesmeisterschaften wieder treffen. Dann sollten auch Nele Schillinger und Leonie Moser vom RV Gutach am Start sein. Die Schwarzwälderinnen hatten für Wallbach kurzfristig abgesagt, was die beiden Fahrerinnen aus Lottstetten bedauerten: „Sie sind eine gute Konkurrenz und wenn sie vor uns auf dem Parkett fahren, steigert das den Druck für uns und hält die Konzentration hoch“, ist Sofia Baier überzeugt.

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Spagat zwischen EM-Quali und Abschlussprüfungen

Mit Konzentration kennt sich die 17-Jährige aus, denn parallel zu den sportlichen Zielen möchte sich auch ihre Schulausbildung auf sichere Füße stellen: „Zwischen den Wettkämpfen stehen immer wieder Prüfung zur Fachhochschulreife an.“

Sofia Baier (RV Lottstetten): „Den Spagat zwischen Junior Masters und Abschlussprüfungen bekomme ich hin.“
Sofia Baier (RV Lottstetten): „Den Spagat zwischen Junior Masters und Abschlussprüfungen bekomme ich hin.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Nervenflattern löst das bei allerdings bei ihr nicht aus: „Gelernt wird auf den langen Fahrten – das habe ich vor zwei Jahren bei der Mittleren Reife auch gut hinbekommen“, geht sie zuversichtlich in die kommenden Monate und Letizia Daudey nickt anerkennend. Die 16-jährige Tochter von Trainerin Susanne Daudey hat das alles erst im nächsten Jahr vor sich.

Nummer 1 in Deutschland: Sofia Baier (links) und Letizia Daudey vom RV Lottstetten gewannen den Auftakt des Ba-Wü-Cups in Wallbach. Ihr ...
Nummer 1 in Deutschland: Sofia Baier (links) und Letizia Daudey vom RV Lottstetten gewannen den Auftakt des Ba-Wü-Cups in Wallbach. Ihr Ziel ist es, als bester Juniorinnen-Zweier bei den Europameisterschaften in Amorbach zu starten. | Bild: Scheibengruber, Matthias

So konzentrieren sich die beiden Teenager auf die anstehenden Aufgaben in Trainingshalle und Schule, denn es geht ja nicht nur um die Teilnahme in diesem Odenwald-Nest. Sie haben durchaus die Chance als drittes Paar in der Vereinsgeschichte des RV Lottstetten, einen internationalen Titel zu gewinnen.

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Nach dem Weltmeistertitel von Susanne Daudey – damals noch Seifert – und Kerstin von Schneyder – damals noch Stark – im Herbst 1996 in Malaysia, legte die nächste Generation – Anika Papok und Anna-Sophia von Schneyder – mit den Siegen bei den Junioren-Europameisterschaften 2019 und 2021 nach. Und nun schicken sich Sofia Baier und Letizia Daudey an, aller guten Dinge drei sein zu lassen.