Ralf Brombacher, wie fühlt es sich für den Schiedsrichter-Boss in Südbaden an, wenn seine Unparteiischen nicht mehr nach seiner Pfeife tanzen?

Grundsätzlich muss niemand nach meiner Pfeife tanzen. Ich bin Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im SBFV. In unserem mit zwölf Personen besetzten Gremium fallen Entscheidungen demokratisch. Das scheint zwei, drei Schiedsrichtern nicht zu gefallen – ok. Aber wir haben rund 1400 Unparteiische im Verbandsgebiet und da erfahren wir überwiegend Zuspruch.

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Zuletzt wurden Ihnen Alleingänge vorgeworfen. Es ist von Diskriminierung die Rede. Was ist denn nun Sache bei den Schiris in Südbaden?

Es gibt einen Unparteiischen im Bezirk Baden-Baden, der mit Unwahrheiten an die Öffentlichkeit ging, weil er Entscheidungen nicht akzeptiert. Und es gab im Frühjahr den Rücktritt des Schiedsrichter-Obmanns im Bezirk Schwarzwald, an dem ich Schuld haben soll. In beiden Fällen wird Stimmung gegen mich gemacht. Doch die vorgelegten Fakten halten keiner Überprüfung stand.

Der Schiedsrichter aus Baden-Baden moniert eine Sperre, die Sie ausgesprochen haben. Die habe ihn letztlich den Verbleib in der Landesliga gekostet. Grund für die Sperre sei sein Wechselwunsch in den Badischen Fußballverband gewesen.

Fakt ist, dass er nicht gesperrt wurde, denn er hat in der fraglichen Zeit weiterhin gepfiffen, und schon gar nicht von mir. Der Ausschuss setzte ihn – einstimmig – Ende März von einem Spiel der Landesliga ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die für das Endklassement geforderten vier Beobachtungen. Bis zu sechs Beobachtungen sind möglich.

Schiri-Chef: Ralf Brombacher (52) aus Kandern ist seit 2019 Obmann der Schiedsrichter im Südbadischen Fußballverband (SBFV). Zuvor war ...
Schiri-Chef: Ralf Brombacher (52) aus Kandern ist seit 2019 Obmann der Schiedsrichter im Südbadischen Fußballverband (SBFV). Zuvor war er 16 Jahre lang Obmann der Unparteiischen im Bezirk Hochrhein. Als aktiver Schiedsrichter war er zwölf Jahre lang auf der DFB-Liste. Noch immer ist er an den Wochenenden als Unparteiischer und Beobachter auf den südbadischen Fußballplätzen unterwegs. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Also war er doch gesperrt?

Im Bezirk hat er – und das können wir belegen – um Freistellung gebeten. In der Landesliga bringt es uns ja nichts, einen Unparteiischen zu bewerten, der uns verlassen will. Als klar war, dass er nicht wechseln kann, weil der badische Verband dem Wechsel während der Saison nicht zugestimmt hat, war er wieder im Einsatz. Die fünfte Beobachtung, am 12. Mai in Niederschopfheim, fiel dann aber nicht zu seinem Vorteil aus. Das bedeutete, dass er absteigen musste, weil 37 andere Schiedsrichter einfach besser bewertet wurden.

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Hätte er noch eine sechste und letzte Chance auf eine Beobachtung bekommen?

Ja, die hatte er eine Woche später, als er das Spiel des VfB Waldshut gegen den SV Au-Wittnau leiten sollte. Allerdings kam am Tag vor dem Spiel eine Krankmeldung mit Attest für zwei Wochen. Danach war die Saison eben zu Ende.

Der Unparteiische hat sich zudem mit dem Vorwurf der Diskriminierung an die Ethikkommission des DFB gewandt, weil eine Unparteiische mit schlechterer Note in der Landesliga bleiben darf.

Die Ethikkommission gab den Vorgang an den Verband zurück. Aber der Vorwurf ist schon deshalb haltlos, weil es bei uns aus guten Gründen getrennte Listen für Frauen und für Männer gibt.

Vielfältig: Ralf Brombacher aus Kandern koordiniert die Arbeit des Verbands-Schiedsrichterausschusses im Südbadischen Fußballverband mit ...
Vielfältig: Ralf Brombacher aus Kandern koordiniert die Arbeit des Verbands-Schiedsrichterausschusses im Südbadischen Fußballverband mit seinen rund 1400 Unparteiischen. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Wie ist der aktuelle Sachstand?

Der Unparteiische ist faktisch in die Bezirksliga abgestiegen. Auf seine Initiative hin prüft derzeit das südbadische Sportgericht, ob die Herausnahme aus dem Spielbetrieb unsererseits korrekt war. Wenn nicht, dann pfeift er wieder in der Landesliga. Gleichzeitig wird vom Sportgericht in Baden geprüft, ob die Ablehnung des Wechsels rechtmäßig gewesen ist.

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Aus dem Bezirk Schwarzwald hat der Ende März als Schiedsrichter-Obmann zurückgetretene und Ende Juni komplett ausgeschiedene Tobias Doering Ihren Führungsstil kritisiert. Mittlerweile ist sogar die Spitze des Bezirks zurückgetreten.

Die Führungskrise im Bezirk kann ich nicht kommentieren, da ich als SBFV-Obmann mit der Bezirksführung keine Kontakte pflege. Von Doering wurde mir allerdings vorgeworfen, dass ich Anfang Juni mit seiner Abberufung als Beobachter eine alte Rechnung hätte begleichen wollen.

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Wollten Sie?

Wieso sollte ich – vor allem nach über einem Jahr. Fakt ist, dass Tobias Doering mit einem früheren Unparteiischen im vergangenen Jahr bestrebt war, meine Wiederwahl zu verhindern. Allerdings ging dieses Unterfangen schief. Weder Konzept noch Strategie überzeugten die Obmänner der sechs Bezirke. Die wählen mit ihren Ausschüssen den SBFV-Obmann. In der Folge hat sich Doering bei mir und dem südbadischen Ausschuss sogar für seine versuchte Palastrevolution entschuldigt. Für mich war die Sache damit abgeschlossen.

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Was war der wahre Grund für die Streichung als Beobachter?

Das war einzig und allein seinem Verhalten als Beobachter Mitte Mai in Oberachern gegenüber einem jungen Unparteiischen geschuldet. Diese Entscheidung hat der Ausschuss – nach Vorliegen der Stellungnahme aller in der Kabine anwesenden Personen – mit elf von zwölf Stimmen bei einer Enthaltung gefällt – nicht ich im Alleingang.

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Es kursiert zudem der Vorwurf der Vetterles-Wirtschaft. Sie hätten alles dafür getan, dass Ihr Sohn Jonas trotz fehlender Qualifikation in der 3. Liga bleibt.

Ein lächerlicher Vorwurf. Zunächst einmal endete meine Zuständigkeit als Obmann bei der Verbandsliga. Für Schiedsrichter der 3. Liga ist der DFB zuständig. Bei Jonas ist die Sachlage eindeutig. Er hat sich in der Vorrunde verletzt, fiel über drei Monate aus. Seine Leistungstest nach Jahresbeginn hat er bestanden und zählt nach wie vor zu den besten Unparteiischen auf dieser Ebene.

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Welche Konsequenzen ziehen Sie aus den vergangenen Wochen?

Mal ganz ehrlich. Ich bin Schiedsrichter mit Leib und Seele und lasse mir das nicht von zwei, drei Leute nehmen. Beim Lehrgang der Liga-Schiris in Saig am vergangenen Wochenende wurde mir verdeutlicht, dass diese Leute hinter mir stehen. Vor drei Wochen haben mir die Obmänner aller sechs Bezirke versichert, dass sie das Vorgehen dieser beiden Schiedsrichter verurteilen und mir ihre Wertschätzung ausgedrückt. Zöge ich mich jetzt zurück, dann hätten jene, die mit Unwahrheiten und Diffamierungen arbeiten, gewonnen.

Fragen: Matthias Scheibengruber