Es war Anfang April, als der damalige Schiedsrichterobmann des Bezirks Schwarzwald, Tobias Doering, seinen überraschenden Rücktritt bekannt gab. Aus beruflichen Gründen hieß es. Nun ist klar: Hinter dem Rücktritt steckt mehr. Es stehen Vorwürfe im Raum und ein Streit zwischen zwei Verbandsfunktionären. Im Fokus ist dabei auch Verbandsschiedsrichterobmann (VSO) Ralf Brombacher (Kandern) und seine Befürworter beim Südbadischen Fußballverband (SBFV). Die Vorwürfe sollen Doering dazu bewegt haben, sich jetzt komplett zurückziehen.
Doering meldet sich beim Verband ab
„Es fiel mir alles andere als leicht, mein Hobby – das mir viel Freude bereitete und mein bisheriges Leben geprägt hat – unter diesen Umständen und mit erst 36 Jahren viel früher als geplant zu beenden“, sagt Doering gegenüber dem SÜDKURIER und ergänzt: „Die Entscheidung ist alternativlos, weil ich mich unter derartigen Voraussetzungen nicht mehr mit dem Schiedsrichter-Wesen in Südbaden identifizieren kann.“ Doering hat sich zum Ende der Saison, also zum 30. Juni, als Schiedsrichter beim Verband abgemeldet.
Doch worum geht es? Seit 2019 ist Ralf Brombacher VSO in Südbaden. Dem Verbandsausschuss soll er zu seinem Amtsantritt ein 71-seitiges Konzept vorgelegt haben. Zum Ende seiner ersten Wahlperiode sollen laut Doering drei der sechs südbadischen Fußball-Bezirke nicht mit seiner Arbeit zufrieden gewesen sein und stellten das Konzept in einer Arbeitsgemeinschaft auf den Prüfstand, darunter auch der Bezirk Schwarzwald.
Das Ergebnis soll ernüchternd gewesen sein. Daraufhin sollen sich Großteile der drei Bezirke dazu entschlossen haben, Ralf Brombacher als VSO nicht zu entlasten und einen Gegenkandidaten ins Rennen zu schicken. Dieser Gegenkandidat soll sich aber wenige Tage vor der Wahl zurückgezogen haben, „weil er von Befürwortern Brombachers mit ekligen Mitteln massiv unter Druck gesetzt wurde“, wie Doering schreibt.
Kritik ist rein inhaltlich
Die Folge: Einzig der Bezirk Schwarzwald habe sich entschlossen, Brombacher auch ohne Gegenkandidaten nicht zu entlasten. Doering macht dabei deutlich, dass die Kritik rein inhaltlich gewesen sei und dass er auch das Gespräch mit Brombacher gesucht habe, um „die Wogen zum Wohle aller Schiedsrichter in Südbaden, insbesondere aber zum Wohle der Schiedsrichter aus dem Schwarzwald, zu glätten“.
Der Brigachtaler ist aber der Ansicht, dass Ralf Brombacher ebendiese Kritik persönlich aufgenommen habe und er selbst habe dafür büßen müssen. So sollen Doering und ein weiterer Schiedsrichter aus dem Schwarzwald aufgrund dessen als Verbandsbeobachter gestrichen worden sein – aus nicht nachvollziehbaren Gründen, so Doering. Die Streichung eines Kollegen und eine neue berufliche Herausforderung waren der Grund, warum Doering im April sein Amt als Bezirksschiedsrichterobmann (BSO) niedergelegt hatte.
Jetzt folgte der komplette Rückzug: „Mein Entschluss, mich komplett als Schiedsrichter abzumelden, hängt mit der untragbaren Entscheidung zusammen, mich als Beobachter zu streichen. Diese Vorgehensweise bewerte ich als Schikane und schlichtweg als „Nachtritt“ für die Geschehnisse im Vorfeld, sprich die Nichtentlastung im Mai 2023 sowie meinen Rücktritt als Bezirksschiedsrichterobmann, der auf Verbands- und Bezirksebene Fragen und Erklärungen offen ließ“, so Doering.
Guido Seelig bedauert Doerings Entscheidung
Bezirksobmann Guido Seelig wollte sich auf Anfrage des SÜDKURIER zu den konkreten Vorwürfen nicht äußern. Er will, dass die Angelegenheit zunächst einmal bearbeitet wird. Außerdem werde er das Gespräch mit Ralf Brombacher suchen. Unabhängig von den Vorwürfen bedauert Seelig jedoch den kompletten Rückzug Doerings: „Es ist sehr schade, dass wir Tobias verloren haben, sowohl als BSO und auch als Schiedsrichter. Das ist eine Katastrophe für den Bezirk Schwarzwald“, so Seelig.
Ralf Brombacher selbst weist die Anschuldigungen zurück. Zum Vorwurf der Unterdrucksetzung im Vorlauf der Wahlen 2023 sagt er: „Ich weiß nicht genau, wer dieser Gegenkandidat gewesen sein soll. Zu Wahl hat sich jedenfalls niemand gestellt.“ Auch, dass drei Bezirke an einer Arbeitsgruppe beteiligt gewesen sein sollen, weist Brombacher zurück. „Letztendlich waren es zwei Personen, die das initiiert haben“, sagt er. Das zeige sich auch daran, dass es bei der Wahl im Mai 2023 keine Gegenstimmen gegeben habe. Dem Punkt, dass Teile des Schwarzwaldbezirks gegen seine Entlastung gestimmt haben, stimmt Brombacher allerdings zu.
Der Grund für die Abstimmung
Steht also noch die Streichung Doerings von der Liste der Verbandsbeobachter im Raum. Auch diesen Vorwurf kann Brombacher nicht nachvollziehen. Denn diese sei vom Verbandsschiedsrichterausschuss entschieden worden, dem zwölf Personen angehören. Elf dieser zwölf Personen hätten laut Brombacher für eine Streichung gestimmt, eine habe sich enthalten.
Der Grund für die Abstimmung: „Es ging um sein persönliches Auftreten nach einem Spiel in der Schiedsrichter-Kabine, bei dem er als Beobachter war. Der betroffene Schiedsrichter hat den Vorgang der Oberliga-Kommission vorgetragen, dann wurden Stellungnahmen eingeholt. Und ich habe das alles dann dem Verbandsschiedsrichterausschuss vorgelegt“, so der Verbandsfunktionär. Auch Brombacher betont, dass er kein persönliches Problem mit Tobias Doering habe. Man darf gespannt sein, ob und wie die Beteiligten die Differenzen klären können.