Eishockey: In der Helios Arena wird nicht nur Eishockey gespielt. Bisweilen verwandelt sich die Eishalle für die Schwenninger Profis zu einem Ort der Besinnung. Von Zeit zu Zeit versammelt sich in einem Raum eine Gruppe von Spielern, die sich ganz anderen Dingen widmen als ihrem Sport. Nicht nur wegen der aktuellen Advents- und Weihnachtszeit ist dies eine bemerkenswerte Geschichte, die so manchen überrascht, der glaubte, alles über das Schwenninger Eishockey zu wissen.
Donnerstag, 12. Dezember: Pat Cannone gesellt sich als Spieler zur allwöchentlichen Pressekonferenz. Er kommt nicht direkt vom Training, sondern von einer Art Gottesdienst. Oder nennen wir es lieber Gesprächskreis. „Das hat nicht ausschließlich etwas mit unserem Glauben zu tun. Wir treffen uns regelmäßig und sprechen über andere, wichtigere Dinge als Eishockey“, sagt der 33-jährige Stürmer. Cannone, selbst Katholik, ist einer von acht Spielern aus Nordamerika, die in Schwenningen unter Vertrag stehen. Einige von ihnen sind gläubig und leben ihren Glauben auch. Und so brachten sie eine Lebensweise mit nach Deutschland, die sie von ihren ehemaligen Klubs in Übersee gewohnt sind.
In den nordamerikanischen Profi-Ligen stehen den Klubs Priester zur Verfügung, die regelmäßig zu den Spielern gehen und sich mit ihnen austauschen. „In der American Hockey League hat jedes Team einen Pastor. Es tut gut, wenn man mit jemandem sprechen kann, um den Kopf wieder freizubekommen. Dabei geht es nicht unbedingt um religiöse Dinge. Im Dialog kann man Sorgen und andere Sachen loswerden“, sagt Cannone.

Auch in Schwenningen steht den Spielern ein ausgebildeter Pastor zur Verfügung: Mark Bassen. Der 50-Jährige stürmte in den Neunziger-Jahren für die Wild Wings und arbeitet aktuell als Co-Trainer von Nachwuchs-Chefcoach Wayne Hynes für die Neckarstädter. Der Vater von Boaz Bassen (20), der ebenfalls den Sprung ins Schwenninger Profi-Team schaffte, ist Trainer und Priester von Beruf.
Der „Stuhlkreis“ wurde nicht vom Verein ins Leben gerufen, sondern von den Spielern selbst, allen voran Kapitän Mark Fraser. Die Gruppe, die sich um den kanadischen Verteidiger schart, hat sich eine besondere Weihnachtsgeschichte zum Thema Eishockey ausgedacht. Am Montag sprechen Mark Fraser und Boaz Bassen zu den U20-Spielern der Wild Wings Future über ihren Glauben und ihren Sport.
Wenn schon von Glauben und Religion die Rede ist, darf die Frage nicht fehlen, wie Pat Cannone Weihnachten verbringt. „An Heiligabend sind wir mit der Familie und Freunden zusammen, gehen in die Kirche und essen Truthahn. Am 25. Dezember werden bei uns morgens die Geschenke verteilt und am Nachmittag gehe ich zum Training in die Helios-Arena. Dann geht‘s auch für den US-Amerikaner nur um Eishockey.