tina Fröhlich

Eishockey: Manchmal ist es wie verhext rund um die Wild Wings. Da schlugen die Schwenninger am Donnerstag Abend die Grizzlys aus Wolfsburg mit 3:2 und am Ende überlagerte ein ganz anderes Thema den Erfolg. Die Mannschaft sollte sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen, geht es doch nochmals auf eine kleine Deutschland-Tour. Am Sonntag treffen die Schwarzwälder in München auf den Tabellenführer (16.30 Uhr) und fahren anschließend direkt weiter Richtung Berlin, um am Dienstag zum Nachholspiel bei den Eisbären anzutreten (19.30 Uhr).

Es war eine sehr feine Leistung, die die Neckarstädter im vorletzten Heimspiel der Saison ihren nicht gerade sehr zahlreich erschienenen Fans präsentierten. Zweikampfstark, willig und mit ordentlich Tempo zogen sie den wie gehemmt wirkenden Wolfsburgern den sprichwörtlichen Zahn. Grizzly-Trainer Pat Cortina war denn auch ziemlich angesäuert. „Schwenningen hat den Sieg verdient, sie waren die bessere Mannschaft“, meinte der Ex-Coach der Wild Wings. „Wir waren nicht bereit zu kämpfen und das geht in dieser Liga nicht. Schon am Dienstag gegen Köln hatten wir nicht genug Kampfgeist. Wir haben leider aus diesem Spiel nichts gelernt. Das ist jetzt ein Weckruf.“ Den es eigentlich nicht hätte brauchen dürfen, immerhin geht es für die Niedersachsen noch um Platz sechs und damit um die direkte Viertelfinal-Qualifikation.

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Für die Gastgeber hingegen sind sportliche Ziele nicht mehr in Sicht. Es geht vor allem darum, sich mit einem positiven Gefühl und Anstand aus dieser erneut verkorksten Saison zu verabschieden. Und es geht für etliche Spieler um einen neuen Vertrag. Allerdings nicht in Schwenningen. Nach der Partie gegen Wolfsburg wurden Geschäftsführer Christoph Sandner und Sportmanager Jürgen Rumrich deutlich. „Es gibt nur einen Spieler aus dem aktuellen Kader, den wir weiter verpflichten werden, außer denen, die wir schon unter Vertrag haben“, erklärten die beiden. Eine etwas erstaunliche Ansage, war doch vor Kurzem noch davon die Rede, dass man nicht wieder einen so großen Umbruch wie vor der noch laufenden Saison haben möchte. Elf Spieler hat man derzeit für die kommende Runde im Kader, dazu kommt voraussichtlich Youngster David Cerny, der auch gegen die Grizzlys eine tolle Partie machte. Womit man für eine ausreichende Tiefe im Team mindestens 13 neue Profis verpflichten muss.

Dazu zählt auch das Torhütergespann. Nachdem Ilya Sharipov bereits nach Kaufbeuren gewechselt hat, ist der Abgang von Dustin Strahlmeier jetzt auch offiziell bestätigt. Dies hatte allerdings gehörig Ärger zur Folge. Offenbar gab es zwischen den Wild Wings und dem neuen Arbeitgeber des Goalies, ausgerechnet den Wolfsburgern, eine Absprache, den Wechsel am Tag nach dem Aufeinandertreffen zu verkünden. Grizzly-Manager Karl-Heinz Fliegauf aber hielt sich nicht daran, „verplapperte“ sich in einem TV-Interview in der zweiten Drittelpause des Spiels. Dumm nur, dass Schwenningens Geschäftsführer Sandner in der ersten Pause gemäß Absprache versucht hatte, eine Antwort zu umgehen. Nach dem Spiel beriefen die Wild Wings noch eine kleine Pressekonferenz ein, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Es ist eine Unverschämtheit, dass Herr Fliegauf uns im Fernsehen so bloß stellt“, meinte Rumrich. „Wir wollten es eigentlich früher bekanntgeben, wurden von Wolfsburg aber gebeten, das Spiel abzuwarten. Dass sich ein erfahrener Manager wie Charly Fliegauf dann nicht daran hält, kann ich absolut nicht nachvollziehen.“ Sandner kündigte gar Konsequenzen an. „Das ist hinterhältig und falsch und unprofessionell, das gehört sich nicht. So verhält man sich nicht unter Kollegen“, so der 49-Jährige.

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Gar nicht dazu äußern wollte sich der Spieler. Dustin Strahlmeier ging verständlicherweise auf „Tauchstation“. „Im Moment gibt es ohnehin nicht viel zu sagen“, erklärte der Keeper auf Nachfrage. Seinen Job hatte er zuvor im Übrigen ohne Fehl und Tadel gemacht. Wie auch schon in den vergangenen Wochen, lediglich zu Saisonbeginn waren auch seine Leistungen etwas schwankend. „Ich glaube nicht, dass es etwas mit dem Sportlichen zu tun hat“, vermutet denn auch SÜDKURIER-Experte Matthias Hoppe andere Gründe dafür, dass die Wild Wings dem DEL-Torhüter des Jahres 2018 kein Angebot unterbreitet haben. „Ich denke, da geht es mehr um das Preis-Leistungsverhältnis und sie haben schon einen anderen im Auge, bei dem es aus ihrer Sicht besser passt“, meinte der Ex-Torwart. Sandner allerdings verwies durchaus auf die Leistung von Strahlmeier. „Es gab Gespräche, aber das heißt ja nicht, dass wir dem Spieler dann ein Angebot machen müssen“, erklärte der Geschäftsführer. „Zudem obliegt es ja dem Trainer, die Mannschaft für die neue Saison aufzustellen.“ Im vergangenen Jahr hatten Manager Rumrich und der damalige Trainer Paul Thompson noch ein Team um Strahlmeier bauen wollen. „Wenn er seine Leistung wie erwartet gebracht hätte, hätten wir es vermutlich dieses Mal wieder so geplant“, sagte Sandner.

Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten schnell wieder zurück zum sportlichen Geschehen finden. Am Sonntag geht es gegen den unumstrittenen Tabellenführer. Die letzte Partie gegen Red Bull München gewannen die Schwenninger Mitte Januar mit 2:0. Die „Roten Bullen“ könnten mit einem Sieg den ersten Platz nach der Hauptrunde vorzeitig sichern.