Tina Fröhlich

Eishockey: Es hätte so schön sein können. Was wäre das in normalen Zeiten für eine fulminante Stimmung gewesen an diesem Donnerstagabend in der bildschön runderneuerten Helios Arena. Das Spiel der Schwenninger Wild Wings gegen die Eisbären Berlin im Rahmen des Magenta-Sport-Cups hätte nun wahrlich Zuschauer verdient gehabt.

Hätte, hätte, Fahrradkette… So aber war es recht einsam im weiten Rund. Einige Fanclub-Banner waren aufgehängt, die Haupttribüne war mit Sponsorentransparenten abgehängt und Stadionsprecher Domenic Liebig gab sich alle Mühe. Doch als kurz vor Beginn das SERC-Lied „Du bist mein Leben“ erklang, hing ein Hauch von Traurigkeit in der Luft. Ohne lautstarkes Mitsingen der Fans ist es eben nicht mal halb so schön. Das galt umso mehr für den ersten Treffer der neuen Saison in der neuen Arena. Man konnte den tausenfachen Jubel erahnen, als Dylan Yeo nach 16 Sekunden das 1:0 schoss. Tatsächlich hörte man aber nur die Schwenninger Spieler.

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Je länger diese vierte Partie der Wild Wings bei diesem Vorbereitungsturnier dauerte, je besser und abgeklärter wurden die Gastgeber. Und je weniger nahm man die leere Halle wahr. Die Akteure hatten dies im Vorfeld davon berichtet und auch Cheftrainer Niklas Sundblad sprach vor dem Spiel von einer Art „Tunnel“, in dem man als aktiver Teilnehmer während der 60 Minuten sei. Erstaunlicherweise gilt dies für den außenstehenden Betrachter ebenfalls. Es war jedenfalls interessant, die Geräusche eines Eishockeyspiels einmal hautnah mitzubekommen.

Die Fans aber fehlen definitiv – und das nicht nur beim Torjubel. Immerhin weitere sechs Mal wäre an diesem Abend die Arena davon erfüllt worden. Und nach diesem famosen 7:2 gegen zum Ende hin überforderte und frustrierte Berliner hätten die wohl restlos begeisterten Anhänger ihr Team zurecht überschwänglich gefeiert. So aber blieben die Spieler unter sich, beglückwünschten sich zum dritten Sieg im vierten Spiel und verschwanden Richtung Kabine.

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Die Analyse fiel ohne große „Feier“ und entsprechend verhalten aus. Torschütze Dylan Yeo bezeichnete das Spiel seiner Mannschaft als „solide“. Viel Interessanter waren die Worte des in der letzten Saison heftig gescholtenen Verteidigers zu den Stärken des neuen Teams. „Wir bewegen die Scheibe gut und reden sehr viel miteinander. Jeder unterstützt den anderen, das macht es viel einfacher“, so Yeo. Da scheint in Schwenningen etwas zusammenzuwachsen, was zusammengehört.

Das Spiel der Wild Wings gegen Berlin war neben den vielen Toren auch geprägt von etlichen Nickligkeiten. Hier rammt ...
Das Spiel der Wild Wings gegen Berlin war neben den vielen Toren auch geprägt von etlichen Nickligkeiten. Hier rammt Eisbären-Verteidiger Ryan McKiernan (weißes Trikot) Schwenningens Stürmer Troy Bourke den Stock ins Gesicht. | Bild: Roger Müller

Diese Entwicklung zeigte sich im Spiel gegen die Eisbären auch in einer eher unschönen Szene. Berlins Jonas Müller hatte SERC-Youngster David Cerny mit einem üblen Kniecheck niedergestreckt. Cernys Kollegen Troy Bourke und Christopher Fischer nahmen sich den Übeltäter sofort zur Brust. Fischer allerdings übertrieb es dabei ziemlich. Sein Stockstich gegen Müller wurde von den Schiedsrichtern lediglich mit zwei Minuten geahndet, hatte aber ein Nachspiel. Lorenz Funk jun., Vorsitzender des Disziplinar-Auschusses der Deutschen Eishockey Liga, kontaktierte Schwenningens Sportdirektor Christof Kreutzer bereits unmittelbar nach dem Spiel. Am Morgen darauf gaben die Wild Wings ihre Stellungnahme ab. Am Nachmittag folgte die nachträgliche Strafe. Fischer muss lediglich für die weitere Dauer des Magenta-Sport-Cups zuschauen und darf beim Saisonstart der DEL wieder spielen. Kreutzer: „Da haben wir doch ein bisschen Glück gehabt. Fischer kam wohl zugute, dass er vorher noch nicht auffällig geworden war in dieser Hinsicht. Ob wir intern noch eine Strafe verhängen, werde ich noch mit dem Trainer besprechen.“ Das Strafmaß für einen Stockstich sieht übrigens ein Sperre zwischen ein und 16 Spielen vor.

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Die weiteren Auffälligkeiten an diesem Abend waren indes durchweg positiv. So sorgte die um vier Meter schmalere Eisfläche für ordentlich Action. „Ich finde, es ist sehr intensiv und gefühlt auch viel schneller“, meinte Schwenningens Stürmer Alexander Weiß. „Es gibt auch mehr Zweikämpfe und das alles kommt unserem Spielstil schon ziemlich entgegen.“

Auch der nächste Gegner wird sich mit diesen Gegebenheiten auseinandersetzen müssen. Der EHC Red Bull München kommt am Sonntag (14 Uhr) trotz der Tabellenführung der Wild Wings als Favorit an den Neckarursprung. Die Bayern unterlagen den Schwenningern vor Wochenfrist auf eigenem Eis mit 1:2, schlugen aber bisher zweimal die Mannheimer Adler.

Die Gastgeber können bis auf Fischer wohl auf das komplette Team zurückgreifen. Die leicht angeschlagenen Travis Turnbull, Darin Olver und Alex Weiß, die am Donnerstag allesamt vorzeitig vom Eis gingen, dürften mit von der Partie sein. Mit einem weiteren Erfolg stünden die Gastgeber bereits im Halbfinale des Magenta-Sport-Cups. Was würde da in normalen Zeiten für eine fulminante Stimmung in der Helios Arena herrschen.