Herr Kayan, wie sehr vermissen Sie den Amateurfußball in diesen Wochen?

Der Fußball ist in unserer derzeitigen Situation Nebensache, aber ich vermisse ihn schon. Mit fehlt vor allem der persönliche Kontakt auf den Sportplätzen in der Region.

Am Samstag soll beim virtuellen Verbandstag entschieden werden, ob die Saison 2019/20 abgebrochen oder doch noch weitergeführt wird. Der Südbadische Fußballverband hat den Abbruch vorgeschlagen. Erwarten Sie, dass die Vereine dem zustimmen?

Ich bin guter Dinge. Der Vorschlag, den wir unterbreitet haben, ist der vernünftigste. Deshalb glaube ich auch, die Vereine werden ihm zustimmen.

Mehrere Klubs stellten den Antrag, dass in Südbaden auch die Zweitplatzierten ein Aufstiegsrecht haben. Ist das für Sie nachvollziehbar?

Ich verstehe natürlich, dass jeder das sportlich Bestmögliche für seinen Verein will. Aber dass auch die Zweiten aufsteigen sollen, ist engstirnig und nicht zu Ende gedacht. Es ist von diesen Vereinen egoistisch.

Inwiefern?

Sollte dieser Antrag genehmigt werden, hätten wir zum Beispiel in der Bezirksliga 18 Mannschaften. Der geplante Saisonstart Anfang September ist ohnehin schon zwei Wochen später als normal. Zudem gibt es Pokal- und Aufstiegsspiele. Dies würde bedeuten, dass es viele Begegnungen unter der Woche gibt. Uns als Funktionäre könnte das ja egal sein, aber wir denken an unsere Vereine. Wenn wir im Schwarzwald einen Wintereinbruch im November bekommen, hätten wir riesige Terminprobleme. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob wir überhaupt im September beginnen können.

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Immerhin stehen 28 Vereine in Südbaden hinter diesem Antrag.

Diese hohe Zahl hätte es gar nicht gegeben, wenn nicht einige Klubs andere gezielt angesprochen und ihnen den Aufstieg über diesen Weg schmackhaft gemacht hätten. Einige wollen den Aufstieg mit aller Macht erzwingen. Wer sich das zeitlich mit Blick auf den Saisonverlauf vor Augen führt wird sagen: Es geht nicht.

Wie sehen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Antrag der Zweitplatzierten von den Delegierten genehmigt wird?

Gering. Ich bin zu 99 Prozent überzeugt, dass dem Verbandsvorschlag mehrheitlich zugestimmt wird. Wir sitzen alle im gleichen Boot und sollten auch in die gleiche Richtung rudern.

Nehmen wir an, die Zweitplatzierten dürfen nicht aufsteigen. Erwarten Sie dann juristische Schritte?

Schwer zu sagen. Wir haben uns im Vorfeld juristisch abgesichert. Der Verbandstag ist das höchste Organ des Verbandes. Das Ganze hat auch vor einem Zivilgericht Hand und Fuß. Wenn ein Verein klagen will, hat er keine Chance. Ärgerlich wäre nur, dass sich dann mit Blick auf die neue Saison einiges verzögern würde.

Welche Mehrheiten sind für eine Entscheidung notwendig?

Es reicht die einfache Mehrheit. Zwei-Drittel-Mehrheiten benötigt man nur bei Satzungsänderungen.

In Württemberg wurde der Aufstiegsantrag erst gar nicht zugelassen. War dies beim Südbadischen Fußballverband auch ein Thema?

Nein. Der Württembergische Verband hat eine andere Satzung als wir und ist in diesem Punkt rigoroser. Wir wollen die Vereine mit entscheiden lassen.

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Wird die Saison abgebrochen, soll im September die neue Spielzeit beginnen. Wäre sogar ein früherer Start denkbar?

Ich glaube es nicht. Aktuell können die Fußballer ja immer nur eingeschränkt trainieren. Wir wollen ihnen mindestens zwei Wochen lang die Möglichkeit geben, richtig zu trainieren, bevor die ersten Pflichtspiele stattfinden.

Wird es in dieser Art in diesem Sommer auch einen virtuellen Schwarzwälder Bezirkstag geben?

Nein. Es wird keiner stattfinden. Glücklicherweise haben wir keine Neuwahlen in diesem Jahr. Die Ehrung wollen wir im Herbst in einem offiziellen Rahmen nachholen.

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Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Anfang September die neue Saison starten kann?

Sehr groß. Ich gehe davon aus, dass es klappt. Es kommt aber darauf an, wie sich die Leute in den nächsten Wochen verhalten. Im Urlaub wird der eine oder andere etwas übermütig. Jeder weiß, was in Lokalitäten in Urlaubssorten wie in Ischgl passieren kann. Wir haben die Pandemie noch lange nicht überstanden. Das Damoklesschwert der zweiten Welle schwebt weiter über uns.

Gehen wir davon aus, dass im Herbst wieder gespielt wird: Kann es bezüglich der Zuschauer Probleme geben?

Das glaube ich auf Bezirksebene nicht. Die Zuschauerzahlen sind meist so, dass die Abstandsvorschriften rund um den Platz eingehalten werden können. Schwieriger wird es bei möglichen Hygiene-Vorschriften. Meistens hat eine Mannschaft bei einem Spiel nur eine Umkleidekabine. Wir können aber nur abwarten, welche Vorgaben es von der Politik gibt. Viel wichtiger ist, dass überhaupt wieder auf Amateurebene Fußball gespielt werden kann.

Was ist Ihr größer Wunsch für die kommende Saison?

Ich hoffe, dass wieder halbwegs Normalität einkehrt und es keine zweite Corona-Welle gibt. Allerdings wird wohl nichts mehr gleich sein wie früher. Daran werden wir uns gewöhnen müssen.