Eishockey: Die einwöchige Pause hat den Wild Wings offenbar genauso wenig geschadet, wie der kurzfristige Wechsel des Gegners. Am Sonntag setzten sie mit einem 3:0 gegen die Augsburger Panther ihre eindrucksvolle Serie fort.
Eigentlich sollte man diese Frage nie stellen, aber ein bisschen drängt sie sich angesichts der derzeitigen Leistung der Wild Wings auf. Was wäre gewesen, wenn? Was wäre gewesen, wenn das Team von Sportdirektor Christof Kreutzer, der nun seit zwei Monaten auch Trainer ist, von Beginn der Saison an so aufgetreten wäre? Seit der 54-Jährige in Personalunion tätig ist, ging es deutlich bergauf.
Nun gut, noch weiter bergab war ohnehin nicht mehr möglich. Doch die Mannschaft hat sich und ihren Weg nun offenbar gefunden. 19 Spiele haben die Schwenninger unter Trainer Kreutzer absolviert und damit die Hälfte der bisherigen Partien. 30 von 47 Punkten wurden dabei eingefahren. Macht summa summarum einen Schnitt von 1,57 Zählern pro Partie. Hätten sie diese Leistung vom Start weg gebracht, würden die Wild Wings derzeit Rang sieben in der Tabelle belegen und hätten wohl eher keine Abstiegssorgen.
Die Veränderungen im Team der Schwäne sind zum Teil sehr offensichtlich, zum anderen aber haben sie in den Köpfen der Spieler und Verantwortlichen stattgefunden. Keiner aus der Organisation der Wild Wings spricht derzeit noch von den Playoffs. Dieses Umdenken in Richtung Abstiegskampf zeigt sich entsprechend auf dem Eis. „Meine Mannschaft hat defensiv super gearbeitet. Wir haben den Augsburgern nie eine Chance gegeben, einen Abpraller zu bekommen. Wir haben alles so weit wie möglich von Joacim Eriksson weggehalten. Deshalb hat er sich nach dem Spiel auch bei der Mannschaft bedankt“, berichtete Kreutzer nach dem Sieg gegen die Panther.
Damit lieferte der Coach gleich eine erste Erklärung, was dieser Tage bei den Schwenningern besser läuft. Torhüter Joacim „Jokke“ Eriksson feierte sein zweites „Zu-Null-Spiel“ in dieser Saison und musste dafür tatsächlich einmal nicht über sich hinauswachsen. Seine Vorderleute erledigten einen großen Teil der Abwehrarbeit einfach selbst. Die Wild Wings gerieten dabei nie in Hektik, bewiesen vielmehr ordentlich Geduld. Auch in Druckphasen der Panther agierten sie unaufgeregt und blieben diszipliniert bei ihrer Strategie – eine weitere Verbesserung im Schwenninger Spiel, die sich in den letzten Wochen immer deutlicher zeigt.
Sicher, mit den Siegen erarbeiteten sich die Schwarzwälder natürlich auch mehr Selbstvertrauen. Doch wie sagte Verteidiger Colby Robak vergangene Woche: „Wir halten uns an unser System.“ Man spielt es einfach und kassiert so auch weniger Strafzeiten. „Der Plan war gegen Augsburg, in allen drei Zonen so wenig Risiko wie möglich einzugehen. Das haben wir umgesetzt. Wir waren zudem in allen Bereichen – Torhüter, Defensive und Offensive – besser als der Gegner“, befand Stürmer und Torschütze Daniel Pfaffengut nach dem Erfolg gegen die Bayern.
Die anderen beiden Treffer an diesem frühen Sonntagabend erzielte Neuzugang Brett Pollock. Der Kanadier hat mittlerweile fünf Spiele für die Wild Wings absolviert und kommt bereits auf sieben Punkte. Dass der 25-Jährige eine Verstärkung ist, dürfte unbestritten sein. Er ist aber eben auch eine enorme Verbesserung im Vergleich zu seinem „Vorgänger“ Patrik Lundh.
Auch Jordan George, der gegen die Fuggerstädter sein Debüt im Schwenninger Trikot gab, zeigte gute Ansätze. Mit etwas „Akklimatisation“ sollte auch der 31-jährige US-Amerikaner mit deutschem Pass den Sturm weiter aufwerten. Mit diesen beiden Neuen im Kader verfügen die Wild Wings nun endlich über drei recht ausgeglichene Reihen. Das schlägt sich in der Statistik nieder. Gleich sechs Spieler im Kader haben bereits 20 Scorerpunkte oder mehr auf dem Konto. Die Nachverpflichtungen haben sich also allemal gelohnt. Und einmal mehr könnte man die Frage stellen: Was wäre gewesen, wenn?