Eishockey: Nach 279 Tagen ist es endlich soweit: Die Wild Wings starten in ihre wohl ungewöhnlichste Spielzeit. Mit drei Monaten Verspätung beginnt die Deutsche Eishockey Liga mit der Saison 2020/21. Für Schwenningen geht es im ersten Spiel am Sonntag zum ERC Ingolstadt (Beginn: 17 Uhr).
Die längste Vorbereitung der Geschichte ist Geschichte. Nun wird es ernst für die Wild Wings. Vieles wird anders sein, zum Beispiel werden die sonst so stimmungsvollen Eisstadien der Republik leer sein. Eines allerdings ändert sich für die Schwenninger nicht: Die Erwartungen sind hoch, denn zu ansehnlich waren die Auftritte beim Vorbereitungsturnier Magenta-Sport-Cup. Die gegnerischen Trainer haben die Wild Wings durchaus auf dem Zettel. Münchens Don Jackson meinte: „Schwenningen ist sehr stark.“ Und der Mannheimer Coach Pavel Gross sieht das Schlusslicht der vergangenen Saison auf einem direkten Playoff-Platz.
Die Vorschusslorbeeren nimmt man am Neckarursprung eher mit gemischten Gefühlen auf. „Natürlich klingt das gut. Wir haben uns beim Magenta-Cup ja auch gut präsentiert. Wir haben einen guten, tiefen Kader und werden für jeden Gegner schwer zu spielen sein“, erwidert Schwenningens Trainer Niklas Sundblad das Lob. Am Ende ist eben nur wichtig, dass man in der Südgruppe einen Platz unter den Top vier belegt, denn nur diese Ränge berechtigen zur Teilnahme an den Play-Offs.
Zunächst aber liegt das Hauptaugenmerk auf dem ersten Spiel. Kurioserweise begannen die Schwarzwälder schon die vergangene Spielzeit gegen Ingolstadt. Von der damaligen 4:10-Heimniederlage erholten sie sich gefühlt die gesamte Saison nicht mehr. Die Voraussetzungen sind nun aber andere. Zehn Neuzugänge haben die Wild Wings an Bord, alle 21 Spieler sind startbereit. Auch der zuletzt mit einer Unterkörperverletzung pausierende Travis Turnbull wird dabei sein. „Ich bin zu 100 Prozent fit. Die Verletzung war ein kleiner Schreck, aber es geht mir absolut gut“, berichtet der Stürmer.
Acht Spieler hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Diese Profis mussten auch zunächst einen Herz-Lungentest absolvieren, bevor sie zurück ins Training durften. „Alle sind gesund“, sagt Sundblad. „Die erkrankten Spieler haben zuletzt alle Trainingseinheiten mitgemacht und die leichten Probleme mit der Atmung werden zusehends besser.“ Die Vorfreude, dass es endlich losgeht, ist groß. „Die Mannschaft ist absolut heiß“, so Sundblad. Das bestätigt nur zu gerne auch der Kapitän. „Wir haben so lange so hart gearbeitet. Jetzt sind wir einfach total aufgeregt, dass wir spielen dürfen“, erklärt Turnbull.
Die Schwenninger werden mit angemessenem Respekt in die Partie gehen. Die Ingolstädter haben lange mit der Komplettierung des Kaders gewartet, nun aber so richtig was auf die Beine gestellt. „Das ist eine sehr starke Mannschaft, sie sieht auf dem Papier sehr gut aus. Aber für uns sind alle Gegner eine Herausforderung“, stellt Sundblad klar.
Die Mannschaft, die diese Herausforderung annehmen soll, ist derweil kaum ein Geheimnis. Während des Magenta-Sport-Cups haben sich die Verteidigerpärchen und Sturmreihen bereits herauskristallisiert. Last-Minute-Zugang Marius Möchel hat in den letzten Tagen mit Max Hadraschek und Daniel Pfaffengut die vierte Linie komplettiert. „Das sah gut aus. Er ist ein körperlich guter Defensivstürmer und wird eine gute Rolle für uns spielen“, meint Sundblad. Auch auf der Torhüterposition dürfte es keine Überraschung geben. Joacim Eriksson, nominelle Nummer eins, wird wohl den Vorzug vor Patrik Cerveny erhalten. Die endgültige Entscheidung, wer zwischen den Pfosten steht, will Sundblad erst nach dem Abschlusstraining am Samstag fällen.
Der Wild Wings-Kader
Tor: Joacim Eriksson, Patrik Cerveny
Abwehr: Colby Robak, Dylan Yeo, Benedikt Brückner, Johannes Huß, Christopher Fischer, Will Weber, Emil Kristensen
Angriff: Maximilian Hadraschek, Davic Cerny, Andreas Thuresson, Darin Olver, Alexander Weiß, Cedric Schiemenz, Boaz Bassen, Troy Bourke, Travis Turnbull, Daniel Pfaffengut, Tylor Spink, Marius Möchel, Jamie MacQueen, Tyson Spink
Cheftrainer: Niklas Sundblad, Co-Trainer: Gunnar Leidborg, Manager: Christof Kreutzer
Zugänge: Eriksson (Brynas/Schweden), Cerveny, Weber (beide Bremerhaven), Huß (Düsseldorf), Kristensen (Zug/Schweiz), Olver (Ingolstadt), Turnbull (Straubing), Möchel (Selb), Tylor und Tyson Spink (Ässät/Finnland)