Eishockey: Die Deutsche Eishockey Liga präsentiert sich in einem neuen Gewand. Da die Corona-Pandemie die Klubs zum Sparen zwingt, wird die Saison erstmals in einem anderen Modus ausgetragen. Um Kosten für Übernachtungen und weite Anreisen zu verringern, werden die 14 Teams in eine Nord- und Südgruppe aufgeteilt. Nach den Gruppenspielen folgen die Playoffs. Da die Mannschaften der Nordgruppe nur einmal gegen die Wild Wings antreten, die Teams der Südgruppe jedoch zweimal, gilt diesen sechs Gegnern bei der Team-Vorstellung unser Augenmerk.
Südgruppe
Augsburger Panther: Ganz hinten steht bei den bayerischen Schwaben das „Prunkstück“. Torhüter Olivier Roy war in den vergangenen Spielzeiten die Lebensversicherung der Panther und hatte maßgeblichen Anteil am dritten Platz 2018/19 mit anschließenden famosen Playoffs. Bei Abbruch der letzten Saison im März waren die Augsburger solider Zehnter und hatten kaum schmerzhafte Abgänge zu verzeichnen. Allerdings verabschiedeten sich gleich vier Ausländer, dazu beendete Christoph Ullmann seine Karriere. Mit nur fünf Kontingentspielern starten die Fuggerstädter in diese Saison, sechs Importstellen sind frei. „Wir sehen uns mit diesem Kader konkurrenzfähig. Wir vertrauen unseren Spielern“, sagt Trainer Tray Tuomie, dem acht Verteidiger und 13 Stürmer zur Verfügung stehen. Die Vorbereitung war mit zweieinhalb Wochen extrem kurz, die Mannschaft ist aber sehr erfahren und eingespielt.
ERC Ingolstadt: Kein Klub der DEL hat derartig lange mit der Kaderzusammenstellung gewartet wie der ERC. Manager-Fuchs Larry Mitchell hatte beim Spielermarkt auf sinkende Preise gehofft. Mittlerweile haben die Donaustädter ein Team auf die Beine gestellt, das jede Menge Potenzial hat. Namhafte Neuzugänge wie der Finne Petrus Palmu oder DEL-Urgestein Daniel Pietta sorgen für eine homogene Mannschaft, die sowohl im Sturm als auch in der Abwehr gut besetzt ist. Aber: Elf Neuzugänge müssen erst einmal integriert werden. Angesichts der kurzen Vorbereitung kein einfaches Unterfangen. Als Geheimtipp gelten die Panther dennoch. Der Manager ist schon mal überzeugt: „Das ist der beste Kader, den ich je hatte“, meint Larry Mitchell.
Adler Mannheim: Im letzten Testspiel (5:1 gegen Iserlohn) überzeugten die Kurpfälzer noch einmal. „Bis zum Saisonstart haben wir noch ein paar Baustellen, an denen wir arbeiten müssen“, hatte Trainer Pavel Gross vor der Partie erklärt. Tatsächlich war die weitere Vorbereitung inklusive des Magenta-Sport-Cups durchwachsen. Besonders die deftige 2:6-Klatsche gegen Bremerhaven im Halbfinale des Cups dürfte nachwirken. Der Titel-Mitfavorit kommt nicht so recht ins Rollen, obwohl man schon seit Ende Juli auf dem Eis trainiert. Der Kader der Adler ist erneut sehr gut besetzt. Heraus ragen dabei die jungen deutschen Stars wie Tim Stützle, Lean Bergmann und Marc Michaelis. Allesamt sind aber lediglich auf Leihbasis in Mannheim und könnten von ihren NHL-Clubs demnächst angefordert werden. Mit der Verpflichtung von Felix Schütz wurde Mannheim auf dem Transfermarkt noch mal aktiv.
EHC Red Bull München: Mit dem Sieg beim Magenta-Sport-Cup unterstrichen die „Roten Bullen“ ihre Favoritenrolle in der kommenden Saison. Zwölf (!) Vorbereitungsspiele haben die Oberbayern absolviert, stiegen als erstes Team der Liga bereits im August mit der kompletten Mannschaft ins Eistraining ein. Der Luxus-Kader des letzten Jahres, als sie Hauptrunden-Erster wurden, wurde kaum verändert. Mit Zach Redmond und Kalle Kossila wurde er sogar noch verstärkt. Man baut in München auf viel Erfahrung, dürfte aber auch aufgrund einiger „Oldies“ etwas verletzungsanfälliger sein. „Unser Ziel ist immer das gleiche: Wir wollen am Ende den Titel holen“, sagt der Coach des dreimaligen Meisters, Don Jackson.
Nürnberg Ice Tigers: In Mittelfranken begann im März eine neue Ära. Mäzen Thomas Sabo zog sich, wie angekündigt, zurück. Die Verantwortlichen mussten sich auf die Suche nach neuen Geldgebern machen. Entsprechend kommt das neue Team auch etwas „abgespeckt“ daher. Neben Trainer Kurt Kleinendorst verließen gleich elf Spieler, darunter einige Leistungsträger, die „Eistiger“. „Ich war immer ein Freund von deutschen Spielern und ich bin ein Freund von deutschen Trainern. Ich glaube, das ist der richtige Weg für die Zukunft“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Gastner die neue Strategie. Neu-Coach Frank Fischöder hat dennoch keine schlechte Truppe beisammen. Mit Marcel Kurth und Ilya Sharipov befinden sich unter den Neuzugängen auch zwei letztjährige Schwenninger. Der hochdekorierte, ehemalige Jugendtrainer Fischöder überträgt seinen teils sehr jungen Deutschen viel Verantwortung, darf dabei aber seine „Altstars“ wie Andrew Bodnarchuk oder Tom Gilbert nicht aus den Augen verlieren.
Straubing Tigers: Ihnen hat der Abbruch der letzten Saison wohl am meisten wehgetan. Die Niederbayern waren nach einer großartigen Hauptrunde auf Platz drei gelandet, hofften in den Playoffs auf den großen Coup. Entsprechend waren die Veränderungen im Kader sehr überschaubar. Etwas geschmerzt haben dürfte der Abgang von Stefan Loibl, doch die Neuzugänge ergänzen die Mannschaft sinnvoll und durchaus wertig. Wie schön eingespielt die Truppe von Trainer Tom Pokel ist, zeigte sich in den vier Vorbereitungsspielen. Man fuhr vier Siege ein. Mit im Schnitt 29,1 Jahren ist das Team extrem erfahren, was in dieser ungewöhnlichen Zeit helfen könnte. Pokel: „Deutscher Meister wird am Ende, wer die Probleme durch die Pandemie am besten von sich weghält. Sportlich werden wir versuchen, da anzuknüpfen, wo die letzte Saison abgebrochen wurde.“
Nordgruppe
Eisbären Berlin: „Wir werden eine starke Mannschaft aufs Eis schicken“, sagt Trainer Brent Aubin vor dem Auftakt am Freitag gegen Bremerhaven. Ganz so viel Zuversicht herrscht im Umfeld der Hauptstädter allerdings nicht. Schwache Leistungen beim Magenta-Sport-Cup, dann Corona-Quarantäne und der Abschied von Anführer Maxim Lapierre – die Eisbären sind gebeutelt.
Fischtown Pinguins Bremerhaven: Was für ein Auftritt! Die Pinguins versetzten die Eishockey-Nation wieder mal in Staunen mit ihren fulminanten Spielen beim Magenta-Sport-Cup. Nur der EHC München war im Finale eine Nummer zu groß. Das Team von Kult-Trainer Thomas Popiesch ist erneut perfekt zusammengestellt, die Neuzugänge sind echte Verstärkungen. Bremerhaven ist ein nicht so geheimer Geheimfavorit.
Düsseldorfer EG: 0:7 – das nennt man wohl einen Auftakt zum Vergessen. Die derbe Niederlage zu Beginn des Magenta-Sport-Cups gegen Wolfsburg ließ manchen am Rhein Schlimmes befürchten. Doch es wurde zügig besser. „Es war ein holpriger Start. Das lag natürlich in erster Linie auch an den Kader-Mutationen“, meint Trainer Harold Kreis. Sein Team ist trotz namhafter Abgänge sicher nicht schlechter geworden.
Iserlohn Roosters: Heimlich, still und leise haben die Sauerländer an ihrem Kader gebastelt. Neun Akteure gingen, so mancher Abgang tat durchaus weh. Allerdings lesen sich die Neuzugänge mehr als fein. Mit Brent Raedeke oder Brent Aubin wurden gestandene DEL-Spieler geholt. Dazu kommen viele hungrige, sehr junge Profis. Insgesamt hat Trainer Jason O’Leary eine gute Mischung aus Erfahrung und Jugend, die sich deutlich im Mittelfeld der Tabelle ansiedeln sollte.
Kölner Haie: Knapp war es, sehr knapp. Ausgerechnet einer der absoluten Traditionsklubs stand im Herbst vor dem Abgrund. Mit einer einmaligen Solidaritätstickets-Verkaufsaktion wurden eine Million Euro gesammelt und der KEC gerettet. Der Umbruch im Team von Star-Trainer Uwe Krupp fiel gewaltig aus, das Durchschnittsalter sank auf 25,6 Jahre. „Die jungen Spieler werden in dieser Saison viel Verantwortung tragen müssen“, sagt Krupp.
Krefeld Pinguine: Sommer in der Seidenstadt – das bedeutet Theater. Beim KEV ging es wieder mal hoch her. Spieler kamen und gingen, ebenso Trainer und Geschäftsführer. Und wieder steht ein großes Fragezeichen hinter den Finanzen. Immerhin haben die Rheinländer eine Mannschaft auf die Beine gestellt, und die sieht in weiten Teilen nicht schlecht aus.
Grizzlys Wolfsburg: Pat Cortina war nicht so richtig glücklich in den letzten Wochen. Seine „Bären“ waren ziemlich sang- und klanglos aus dem Magenta-Sport-Cup ausgeschieden. „Ich hoffe, das war ein Weckruf zur rechten Zeit“, meint der Coach. Immerhin wollen die Niedersachsen dieses Jahr nach Höherem streben. Man hat sich zu diesem Zwecke verjüngt und größer und schwerer gemacht. Das Halbfinale soll es damit schon sein.