Wenn das mal kein schlechtes Omen ist. Zum 13. Mal in ihrer mittlerweile 33-jährigen Zugehörigkeit zu Deutschlands höchster Liga bestreiten die Schwenninger Wild Wings die Playoffs. Zwei Zahlen, die wohl nicht viele Anhänger der Neckarstädter zusammenbekommen hätten, geschweige denn haben sie diese Zeiten erlebt. Daniela Giesser, Wolfgang Jack und Robert Grüneis schon.
Seit 1981 bei den Spielen
Gerade Letzterer gehört zu den ganz „altgedienten“ Fans des SERC. Seit 1981 geht „Robie“ mittlerweile regelmäßig zu den Spielen in die Helios Arena, die früher Eisstadion am Bauchenberg hieß. Und tatsächlich hat er nun wirklich jegliche Höhen und Tiefen mit seinem Klub erlebt. Besonders gern erinnert sich Grüneis an die Playoffs 1989/90.
Nicht nur, dass der Schwenninger Eis- und Rollsportclub damals nach Platz fünf in der Vorrunde ins Halbfinale einzog und damit den bis heute größten Erfolg in der Vereinsgeschichte feierte. Schon das Viertelfinale gegen den BSC Preussen Berlin war kurios gewesen.
Erinnerungen werden wach
„Ich habe zu der Zeit in München gearbeitet, musste mich also entscheiden, ob ich zum letzten Heimspiel nach Hause fahre, oder aber zum Auswärtsspiel in Berlin“, erzählt Grüneis. „Ich bin nach Berlin gefahren.“ Aus gutem Grund. Alle vier Partien zuvor gegen den Tabellenvierten hatte jeweils der Gast gewonnen. „Ich erinnere mich noch, dass wir im fünften Spiel kurz vor Schluss den Ausgleich zum 3:3 kassiert haben. Dann hat (Karl) Altmann das Tor verschoben, es gab eine Keilerei und Dave Silk von den Berlinern ist total durchgedreht, hat zwei Minuten gekriegt. Im Powerplay haben wir den Siegtreffer geschossen und wir Fans sind total ausgerastet.“
Auch Daniela Giesser war damals in Berlin dabei. Sie wählte allerdings ein etwas außergewöhnliches „Gefährt“. Sie fuhr mit dem Mannschaftsbus. Ohne die Mannschaft natürlich, die war geflogen. „In Berlin haben die Busfahrer uns dann am Kudamm rausgeschmissen, der Bus musste ja zum Flughafen. Wir haben dann notgedrungen etwas Sightseeing gemacht. Nach dem Spiel mussten wir auch wieder warten, haben dafür aber jeden einzelnen Spieler, der in den Bus stieg, komplett abgefeiert“, berichtet sie von dem Sieg in Spiel fünf.
Anschließend fuhrt Giesser wieder nach Hause, der andere Teil der Schwenninger Fans hingegen direkt weiter nach Düsseldorf, wo zwei Tage später das Halbfinale gegen die DEG anstand. Diese Serie wiederum war ebenfalls rekordverdächtig, denn die Schwaben unterlagen nicht nur in drei Spielen, sondern auch mit einem Torverhältnis von 18:27.
Damals regelmäßig in der Endrunde
In den 80er und frühen 90er Jahren qualifizierten sich die Schwäne noch regelmäßig für die Endrunde. 1990/91 standen sie im Viertelfinale dem SB Rosenheim gegenüber, wobei Wolfgang Jack das erste Spiel der Serie in denkwürdiger Erinnerung geblieben ist.
„Rosenheim führte und war klar überlegen, also bin ich mal Bier holen gegangen. Dann gab es eine Strafe gegen Ernst Höfner und unser Daniel Nowak zog einfach mal aus der Distanz ab. Das war das 6:6 und ich habe logischerweise sofort gejubelt, hatte aber dadurch auch sechs Bier auf dem Kopf“, lacht der heutige Fanbeauftragte der Wild Wings.
Playoffs? Einzigartig!
Nicht nur diese Geschichten sind speziell, die Drei sind sich einig, dass Playoffs einfach einzigartig sind. „Es ist vor jedem Spiel eine unglaubliche Anspannung. Ich habe zum Beispiel immer dieselbe Unterwäsche und dasselbe T-Shirt getragen bis wir das erste Mal verloren haben“, erinnert sich Jack. „Gewaschen natürlich“, beeilt er sich grinsend klarzustellen.
In Schwenningen ist diese „Saisonverlängerung“ einfach ungewohnt, dazu kommt die Taktung der Spiele. Alle zwei bis drei Tage geht es ins Stadion, egal wie weit die Fahrt auch sein mag. Bei Daniela Giesser wundern sich Familie und Freunde darüber schon lange nicht mehr. „Meine Freizeit richtet sich komplett nach dem Eishockey. Das wissen Familie und Freunde, planen nichts, ohne vorher den ‚Eishockey-Check‘ gemacht zu haben“, müssen Ehemann Rainer und die Töchter Jasmin und Jacqueline schon seit Jahren tapfer sein.
Tolle Erlebnisse, aber auch Stress
Auch die nun anstehenden Playoffs bedeuten für viele Fans wieder große Freude, tolle Erlebnisse, aber auch Stress. „Man braucht ja eine Mitfahrgelegenheit, eine Unterkunft, ein Verkehrsupdate. Heute ist das zum Glück einfacher, früher gab es nur die Zimmervermittlung und das Radio“, erklärt Jack.
Die nächsten Fahrten sind dabei schon fest ausgemacht. Alle Drei werden die Wild Wings bei allen Spielen begleiten. Und wie weit wird es gehen für Schwenningen? „Ich wäre gerne mal Deutscher Meister“, meint Jack lachend. „Ich bin mit dem Viertelfinale zufrieden, es darf aber gerne ein Ründchen weiter gehen.“
Daran glaubt auch Giesser, die sich aber vor allem auf spannende Spiele freut. Ein bisschen mehr darf es für Grüneis sein: „Ich habe mir den 30. April extra frei gehalten.“ An diesem wäre das siebte Finalspiel.