Alexander Karachun, gut zwei Wochen sind seit dem Saisonende mit dem Aus in den Playoffs nach dem siebten Spiel mit den Wild Wings in Straubing vergangen. Wie weh tut es noch?

Nicht mehr so. Zwei Wochen sind schon etwas Zeit, ich blicke jetzt mehr erfreut darauf zurück als enttäuscht. Man ist stolz auf das Erreichte, einen Verein das erste Mal in fast 30 Jahren dahin zu bringen, wo er einmal war. Ich selbst war ja auch seit sechs Jahren nicht mehr in den Playoffs, und so war es einfach eine tolle Erfahrung.

Wie haben Sie das Viertelfinale insgesamt erlebt?

Die unglaubliche Unterstützung war toll, ebenso die Freude, die wir den Fans in der ganzen Region bereiten konnten. Man wurde oft in der Stadt angesprochen. Aber auch auswärts war es brutal. Bei den Spielen in Straubing haben zwei Stunden vor Beginn und dann die ganze Zeit über beide Fanlager schon gesungen und das dann die ganze Zeit über. Das ist schon einzigartig.

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Bemerkenswert war sicher auch der Empfang nach Spiel sieben an der Helios Arena, als 250 Fans im strömenden Regen auf das Team gewartet haben?

Als wir ankamen, rauchte es plötzlich und es regnete, wir haben nichts gesehen. Und dann standen da Menschenmengen. Diese Unterstützung, dieses Feiern im Nachhinein, das ist einfach Aufopferung. Wer stellt sich denn an Mitternacht bei Regen dahin? Und dann sangen wir zusammen. Das war einfach genial, genau so wie das letzte Hauptrundenspiel gegen Straubing, als wir den Einzug ins Viertelfinale fix gemacht haben. Solche Momente vergisst man sicher nie mehr.

Es war Ihr drittes Jahr in Schwenningen und endlich ein mannschaftlich erfolgreiches. Was war anders als zuvor?

Es waren viele Kleinigkeiten. Wir hatten ein anderes Trainerteam und andere Führungsspieler, dazu an einigen weiteren kleinen Stellschrauben gedreht. Der gute Start mit den vielen Heimsiegen, die uns auch die gesamte Saison über getragen haben, waren wegweisend. Ehrlicherweise muss man sagen, dass wir auswärts die meiste Zeit eher katastrophal waren, für zwei Siege in Mannheim hat es dennoch gereicht (grinst). Aber zuhause haben wir abgeliefert, wenn es darauf ankam.

Hat sich auch die Mentalität der Mannschaft verändert?

Im Team war in gewisser Weise eine andere Einstellung. Die Spieler, die zuvor schon bei den Wild Wings waren, wussten, was fehlt. Die, die dazu kamen, hatten zum Teil die Erfahrung, wie man zum Erfolg kommt. Das war eine gute Kombination.

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Gute Kombination ist ein gutes Stichwort: Ihre Sturmreihe mit Zach Senyshyn und Kyle Platzer hat großartig funktioniert. Was passt da so hervorragend? Und harmonieren Sie auch privat so gut?

Ja, das passt (lacht). Wir ergänzen uns einfach gut, jeder hat seine Stärken. Wir haben Geschwindigkeit, Kraft und Technik. Aber wir wurden Anfang Januar, als wir ein kleines Tief hatten, auch von den anderen Reihen getragen. Wir hatten insgesamt viel Spaß zusammen und verstehen uns gut. Wir sind ja alle Arbeitskollegen, aber natürlich ist es schön, wenn Freundschaften entstehen. Wir hatten das im gesamten Team, auch unter den Frauen und Familien. Wir waren eine Einheit, die auch viel privat unternommen hat.

Für Sie war die Saison nach dem Viertelfinale noch nicht zu Ende, Sie haben noch zwei Spiele mit der Nationalmannschaft gegen Tschechien absolviert. Danach hat Sie Bundestrainer Harry Kreis nicht mehr für die zweite Phase der WM-Vorbereitung nominiert. Wie überrascht waren Sie darüber?

Schon überrascht. Ich fand mich eigentlich ganz gut, war fitter als erwartet und finde, ich habe auch gute Akzente gesetzt. Ich habe damit nicht gerechnet, dass es so früh endet. Jetzt habe ich halt mehr freie Zeit als erwartet, auch, um meine Hochzeit vorzubereiten (lacht).

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Wie und wann hat Harry Kreis Ihnen diese Entscheidung mitgeteilt?

Er hat mich am Sonntag angerufen und mir zunächst gesagt, dass ich eine überragende Saison gespielt habe. Dann erklärte er, dass die Mannschaft in der ersten Phase nicht das Tempo hatte, das er sich bei der Weltmeisterschaft vorstellt. Das Trainerteam meint, dass ich auf internationalem Level, was das Tempo angeht, nicht mithalten kann, beziehungsweise mit dem Tempo, das sie spielen lassen möchten.

Sie haben den kleinen positiven Aspekt angesprochen, Sie heiraten diesen Sommer kirchlich. Wie weit sind denn die Planungen, auch für die Hochzeitsreise?

Wir haben die letzten Monate ja schon einiges gemacht, aber manches habe ich echt schleifen lassen. Zum Beispiel hatte ich noch keinen Anzug, den habe ich vorgestern ausgesucht. Wir heiraten hier und lassen es uns dann auf den Malediven für zwei Wochen gut gehen.

Auch wenn es noch eine Weile hin ist, verspüren Sie schon eine gewisse Vorfreude auf die nächste Saison mit?

Man hat zwar mit der letzten Saison schon so ein bisschen abgeschlossen, aber ich hätte schon gerne noch weiter gespielt. Es fühlt sich so ein bisschen unvollendet an. Der größte Teil des Teams bleibt erfreulicherweise zusammen. Wir wollen zeigen, dass die letzte Saison kein Zufall war, sondern, dass wir dahin gehören.

Fragen: Tina Fröhlich