Reiten: Das Fest der Pferde steht nicht nur für erstklassigen Reitsport, sondern auch für Show und Unterhaltung. Wer einmal die Atmosphäre bei den Abendveranstaltungen miterlebt hat, kommt immer wieder. Die Springen unter Flutlicht, die spektakulären Vorführungen, die Livemusik der Bands und das herrlich gelegene Turniergelände – all das wirkt wie ein Magnet auf die Besucher, die während der vier Turniertage zu Tausenden auf die Immenhöfe strömen. Doch in diesem Sommer wird alles anders. „Das Fest der Pferde in der bisherigen Form wird es in diesem Jahr nicht geben“, sagt Turnierchef Christian Frese.

Lange haben die Veranstalter die Entwicklung während der Corona-Pandemie beobachtet, abgewartet und gehofft, dass es für das Event (30. Juli bis 2. August) eventuell noch reicht. Je mehr Wochen verstrichen, umso stärker entpuppte sich die Zeit als Gegner. „Solch ein Turnier lässt sich nicht von heute auf morgen stemmen. Das braucht schon einen ordentlichen Vorlauf, und den haben wir nicht mehr“, sagt Christian Frese.

Auch die allgemeine Ungewissheit ist Gift für die Veranstaltung. „Es gibt inzwischen zwar die Verordnung, dass Großveranstaltungen bis zum 31. August verboten sind. Aber wir wissen nicht einmal, ob das Fest der Pferde zur Kategorie der Großveranstaltungen gehört“, sagt der Turnierchef. Wie der Begriff zu verstehen ist, darüber herrscht immer noch keine Klarheit und wird in den jeweiligen Bundesländern unterschiedlich definiert. Selbst wenn eine akzeptable Menge an Besuchern erlaubt wäre, befürchtet Uschi Frese vom gleichnamigen Reitzentrum unüberwindbare Hürden. „Wenn die Abstandsregel von zwei Metern weiterhin eingehalten werden muss, würde das bei den Gegebenheiten auf unserem Gelände nicht funktionieren. Auch das Catering in den Zelten würde vor unüberwindbare Probleme gestellt.“

Die wirtschaftlichen Probleme, die auf viele Unternehmen zukommen, haben ebenfalls zu dem Entschluss geführt, das Fest der Pferde in der gewohnten Form abzusagen. Frese: „Sehr viele Betriebe in Baden Württemberg haben Kurzarbeit angemeldet. Da wäre es unmoralisch, in solch einer prekären Situation Sponsoren zu bitten, das Turnier finanziell zu unterstützen. Ohne Geld aber lässt sich solch eine Veranstaltung nicht auf die Beine stellen.“

Auch wenn sie das Fest der Pferde für dieses Jahr abgehakt haben – gänzlich auf ein Reitturnier will die Familie Frese nicht verzichten. Deshalb reift bei ihnen der Plan, am 12./13. September ein Pferdesport-Wochenende zu veranstalten. Wobei die Betonung auf Pferdesport liegt – ohne Show, ohne Unterhaltung und, falls nötig, nur mit einer Handvoll Zuschauer. „Dann haben wir halt nur die Pferde und Reiter auf unserem Gelände“, sagt Christian Frese. Der Termin ist bereits reserviert, und der Turnierchef rechnet mit einem hochklassigen Starterfeld. „Die baden-württembergischen Top-Reiter werden kommen, denn sie brauchen Turniere, um ihre Pferde zu zeigen und letztlich auch zu verkaufen.“ Im Rahmen dieses Wettbewerbs soll auch eines der vier Qualifikationsspringen für das BW-Bank Hallenchampionat in Stuttgart ausgetragen werden.

Vorausgesetzt, die Corona-Pandemie ist bis dahin überwunden, soll das Fest der Pferde im nächsten Jahr wieder in bewährter Form stattfinden. Christian Frese glaubt allerdings kaum, dass die Veranstaltung an die Größenordnung der Vergangenheit wird anknüpfen können. „2019 lag das Preisgeld bei 110.000 Euro. Angesichts der wirtschaftlichen Situation werden wir uns von solchen Summen wohl verabschieden müssen.“