Eishockey: Ein wenig mag man nun endlich daran glauben – daran, dass die Wild Wings tatsächlich am Ende dieser Saison nicht zu den Absteigern gehören werden. Selbst das 3:4 gegen Mannheim am Sonntag trug dazu bei, diese Hoffnung zu nähren. Aus den letzten sechs Spielen haben die Schwenninger 13 Punkte geholt. Das ist ein Wort und vor allem ein gewisser Trend. Fünf Siege führten zu dieser stattlichen Anzahl an Zählern, zuletzt kam am vergangenen Freitag ein hart erkämpfter gegen die Kölner Haie nach Penaltyschießen hinzu. In der Tabelle bedeutet dies Rang 13 und damit keinen Abstiegsplatz mehr.
Ein Stichwort der letzten Partien ist aber „hart erarbeitet“. „Meine Mannschaft ist auf einem sehr, sehr guten Weg und wir arbeiten bei jedem Wechsel hart. Wir versuchen, jeden Schuss zu blocken und in der defensiven Zone eine richtig gute Arbeit zu machen“, lobte Sportdirektor und Trainer Christof Kreutzer seine Spieler nach der Partie gegen die Kölner Haie. Und sprach damit den wohl entscheidenden Unterschied zu den bescheidenen Monaten zuvor an.
Zu oft hatte man in jenen Wochen das Gefühl, dass eben doch nicht jeder Schwenninger Profi das letzte „Hemd“ gab. „Wir schauen jetzt erst mal, dass wir von den letzten beiden Plätzen wegbleiben. Und dann hoffen wir, dass es für die Playoffs reicht“, beschrieb Neuzugang Brett Pollock den neuen Anspruch der Wild Wings. Zu lange hatte man als Ziel die Teilnahme an der Endrunde ausgegeben. Nun hat offenbar auch das Team verinnerlicht, dass es aktuell gegen den Abstieg geht.
Bleibt die Frage. Wird es am Ende der Saison überhaupt einen Absteiger geben? Es mehren sich die deutlichen Forderungen nach einem erneuten Aussetzen der Abstiegsregelung. Zuletzt hatten sich die Sportdirektoren Stefan Ustorf von den Nürnberg Ice Tigers und Christian Hommel von den Iserlohn Roosters klar dahingehend positioniert. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke kündigte neue Gespräche mit der DEL2 an. „Wir werden Kontakt mit der zweiten Liga aufnehmen, auch da ist die Problematik wie bei uns. Ich hoffe, dass wir sinnvolle Regelungen finden,“ so Tripcke.
Beide Ligen sind derzeit massiv von Spielverlegungen betroffen, etliche Mannschaften befinden sich geschlossen in Corona-Quarantäne. Allein in der DEL sind dies mit München, Iserlohn, Wolfsburg und Bietigheim im Moment vier Klubs. Tripcke erwägt auch deshalb eine deutliche Abweichung vom angedachten Spielplan, um die Saison irgendwie zu beenden. „Im schlimmsten Fall müssen wir gucken, ob man die Playoffs verkürzt oder verschiebt. Das müssen die nächsten zwei Wochen zeigen. Noch glauben wir, dass wir es in den Griff kriegen, aber ideal ist es nicht“, so der Geschäftsführer.
In Schwenningen beobachtet man die Lage ebenfalls sehr genau. „Wir sind informiert worden, dass in der nächsten Zeit wieder Gespräche stattfinden“, sagt Wild-Wings-Geschäftsführer Christoph Sandner. Der 50-Jährige unterstützt dabei die Ansichten von Hommel und Ustorf. „Zudem muss man ja auch vorausschauen. Die Befürchtung ist, dass es noch mehr Infektionen und damit mehr Spielverlegungen geben wird“, so Sandner.
So oder so stehen in den kommenden Wochen die Planungen für die sportliche Zukunft an. Bei den Wild Wings heißt dies, personelle Klarheit zu schaffen. Der Vertrag von Sportdirektor und Chefcoach Kreutzer läuft Ende April aus. Immer häufiger ist aus dem Schwenninger Umfeld zu hören, dass man sich eher nicht auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen wird. „Es gibt noch keine Entscheidung. Ich kann mir durchaus vorstellen, hier weiterzumachen. Aber ich hätte schon gerne eine Entscheidung bis zur Olympia-Pause“, erklärt Kreutzer, ohne sich zum gewünschten Posten offiziell zu äußern. Auch der Geschäftsführer der Wild-Wings-Spielbetriebs-GmbH lässt sich nicht in die Karten schauen. Sandner: „Wir reden miteinander. Das Ziel ist, dass wir bis zur Olympia-Pause eine Entscheidung treffen.“