Fußball-Oberliga: Torhüter gelten als besonderer Menschenschlag. Oft etwas eigensinnig, manchmal sogar ein bisschen verrückt. Müssen sie vielleicht auch sein, wer sonst würde sich – wie beim Eishockey – einer mit nahezu 170 Stundenkilometern heranfliegenden Hartgummi-Scheibe entgegenstellen? Oder – wie beim Handball – dem Gegner Auge in Auge gegenüberstehen. Immer in der Gefahr, den Ball aus nächster Nähe mitten ins Gesicht zu bekommen.

Und im Fußball? Auch da wird dem ein oder anderen Schlussmann eine gewisse Macke nachgesagt. Deshalb muss selbst Henning Schwenk, die neue Nummer eins des FC 08 Villingen, bei diesem Thema grinsen. „Da ist schon etwas dran“, gibt er unumwunden zu. Weil die Fußball-Torhüter ebenfalls manchmal Kopf und Kragen riskieren müssen, Angst dabei aber ein schlechter Begleiter wäre. „Deshalb sind wir schon ein bisschen verrückt, in erster Linie aber Fußball-verrückt“, schränkt er ein.

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Die Sportart faszinierte Schwenk schon seit frühester Kindheit. „Wie fast alle Jungs wollte ich unbedingt kicken“, berichtet er. Schon im Bambini-Alter ging er zum SV Winzeln, hatte fortan in nahezu jeder freien Minute den Ball am Fuß. Oder vielmehr in der Hand, denn der Platz zwischen den Pfosten sagte ihm von Anfang an zu. „Die anderen wollten immer nur Tore schießen, Keeper zu sein, war bei den meisten eher unbeliebt. Ich selbst habe im Feld eigentlich nie gespielt“, erinnert sich Schwenk.

Dass er fußballerisch kaum außerhalb der Pfosten unterwegs war, hat er zwar nie bereut, hätte ihm aber sicherlich weitergeholfen. Denn im Gegensatz zu seinem Vorbild Manuel Neuer, dem aufgrund seiner fußballerischen Qualitäten sogar eine Karriere außerhalb des Kastens mindestens in der Regionalliga zugetraut worden wäre, „muss ich in diesem Bereich noch zulegen“, macht Schwenk keinen Hehl aus den Dingen, in denen er sich noch verbessern will. Weil er ganz genau weiß, wie sich das Spiel auf dieser Position in den vergangenen Jahren gewandelt hat. „Früher klebten die Torhüter nur auf der Linie, heute ist unsere Aufgabe weitaus anspruchsvoller“, betont er.

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Selbst wenn er nun ins kalte Wasser geworfen wird, hat Schwenk mit seinen 22 Jahren noch genügend Zeit für diesen Lernprozess. „Klar, spielt Erfahrung eine Rolle. Doch wo soll die herkommen, wenn nicht über die Praxis“, blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Zumal sich neben dem Spiel selbst auch das Alter der Torhüter verändert und nach unten bewegt hat. Für ihn jedenfalls sei es bei den Herren immer ein erklärtes Ziel gewesen, so hochklassig wie möglich zu spielen.

Ein Anspruch, der für Schwenk im Nachwuchs-Bereich noch nicht in dem Ausmaß gegolten hatte. Zwar machte er einen Versuch beim für seine gute Jugendarbeit bekannten SV Zimmern, brach diesen trotz des ihm attestierten Talents aber wieder ab. „Ich hatte auch die Chance, nach Freiburg zu gehen, damals waren mir mein Umfeld, meine Familie und meine Freunde immer wichtiger“, sagt er. Doch mit zunehmendem Alter packte den gelernten Industriemechaniker der Ehrgeiz.

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Trotzdem muss sich Schwenk manchmal kneifen, wenn er die jüngere Vergangenheit Revue passieren lässt. Gerade in den Aktiven-Bereich gewechselt, wurde er im Juni 2018 mit Winzeln Meister in der Kreisliga, zwei Jahre später ging es nach Holzhausen in die Verbandsliga. Und nun nochmals einen Schritt nach oben zum FC 08 Villingen. Fünf Spielklassen in ebenso vielen Jahren – ganz schön rasant. „Es ist wohl besser, nicht so viel darüber nachzudenken“, lacht der Schlussmann.

Eine gute Woche noch, dann feiert Schwenk, der auf dem Platz gerne und viel mit seinen Vorderleuten kommuniziert („Schließlich habe ich von hinten den besten Überblick“), sein Oberliga-Debüt. Bammel davor hat er nicht, „wohl aber Respekt“. Sprach‘s und macht sich bereit für die nächste Trainings-Einheit. Lernen und sich weiterentwickeln – das will Henning Schwenk jeden Tag.