Eishockey: Huch, da kann man sich schon mal erschrecken. Drei Sätze und ein sehr freundliches Lächeln gleich zur Begrüßung, das ist mal so gar nicht finnisch. Teemu Pulkkinen überrascht, aber nicht nur in dieser Hinsicht.

Wer hätte gedacht, dass ein Spieler seines Kalibers in diesem Sommer in Schwenningen aufschlagen würde? Geschäftsführer Stefan Wagner hat beim vorerst letzten Neuzugang wirklich ganze Arbeit geleistet. Pulkkinen war nach seinem Engagement bei Kunlun Red Star in China einige Wochen vertragslos gewesen, Wagner bewies Geduld und lockte den ehemaligen NHL-Profi schließlich an den Neckarursprung. „Es gefällt mir unglaublich gut. Ich bin wirklich sehr froh, hier zu sein“, konstatiert Pulkkinen nach seinen ersten beiden Wochen in der Doppelstadt.

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Er trifft schon jetzt

Sein Einstand gelang dabei mal so ziemlich nach Maß. In seinen ersten drei Spielen traf der 32-Jährige gleich dreimal, schnürte im Heimspiel gegen Kloten einen Doppelpack und wurde selbstredend von den Fans bei der anschließenden Saisoneröffnungsfeier lautstark gefeiert. „Das hat mich schon beeindruckt, so viele Zuschauer in einem Vorbereitungsspiel“, war Pulkkinen erstaunt angesichts der 4200 verkauften Tickets am letzten Sonntag.

Große Zuschauermengen ist der Stürmer allerdings in regulären Spielen durchaus gewohnt, hat er doch auch 83 NHL-Spiele für die Detroit Red Wings, die ihn 2010 gedraftet hatten, die Minnesota Wild und die Arizona Coyotes absolviert. So richtig durchsetzen konnte sich der 1,80 Meter große und 85 Kilogramm schwere Angreifer in der besten Liga der Welt allerdings nie. Nach seiner fünften Saison in der zweitklassigen AHL, in der er mit 66 Scorerpunkten in 78 Spielen absolut überzeugte und dennoch keine Perspektive für die NHL sah, entschied er sich für einen Wechsel in die damals noch europäisch-russische KHL zu Dynamo Minsk.

Er wollte in die NHL zurück

„Es war zu dieser Zeit meine beste Option. Ich hatte damals vor, mich dort zu beweisen und anschließend möglichst in die NHL zurückzugehen. Es kam aber nie dazu“, berichtet Pulkkinen. Es folgten dagegen weitere fünf Jahre in der KHL, zuletzt beim chinesischen Team Kunlun Red Star. Natürlich weiß der Finne um die Diskussionen um ein Engagement in der nun rein russisch-belarussisch-chinesischen Liga, seit Russland die Ukraine überfallen hat. Reden möchte er darüber lieber nicht. „Ich weiß, dass die Journalisten diese Fragen stellen müssen, und ich weiß, dass ich gerade in meiner Heimat heftig kritisiert werde. Aber das ist Vergangenheit, und ich bin froh, dass ich hier jetzt freier leben kann“, sagt Pulkkinen sichtlich betroffen.

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Sein Blick geht nach vorne und vor allem auf die Schwenninger Wild Wings und die DEL. Beide sind für den Mann aus Vantaa, der viertgrößten Stadt Finnlands, keine Unbekannten. „Ich bin Europäer, habe immer die europäischen Ligen verfolgt. Es war auch mein Wunsch, wieder nach Europa zurückzukehren. Gerade die DEL hat sich sehr entwickelt und ist mittlerweile eine sehr gute Liga“, erklärt der Neu-Schwan.

An seinem neuen Wohnort Schwenningen, wo er nur zehn Minuten zu Fuß von der Helios Arena sein Appartement hat, und auch im neuen Team hat er sich schnell zurechtgefunden. „Die Jungs haben es mir sehr leicht gemacht. Alle sind hilfsbereit und freundlich. Ein Navi brauche ich auch nicht mehr“, erzählt Pulkkinen lachend. Ein bisschen unterwegs war er auch schon, hat sich Villingen angeschaut und war in den umgebenden Wäldern spazieren.

„Ich habe aber natürlich noch einiges auf der Liste, wie Zürich oder so. Ganz oben steht aber Rottweil“, überrascht der Finne erneut. Warum Rottweil? „Wir hatten früher in der Familie einen Rottweiler, und ich will unbedingt mal schauen, wo er herkam“, erläutert er grinsend.

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Im Oktober kommt die Familie

Privat läuft es also auch bereits. Noch besser soll es werden, wenn im Oktober für einige Zeit seine Frau mit den drei Kindern zu Besuch kommt. Dauerhaft wird die Familie nicht bleiben, da die Vertragsunterschrift zu spät erfolgte, um noch Kindergarten- beziehungsweise Schulplätze für die Kinder zu bekommen. Doch spätestens an Weihnachten werden sie natürlich wieder da sein.

Der Papa konzentriert sich derweil auf seine Hauptaufgabe: „Tore zu schießen. Deshalb bin ich hier. Das ist es, was die Fans, die Trainer von mir erwarten und was ich auch selbst von mir erwarte. Das ist kein großes Geheimnis, und ich bin bereit dafür“, sagt Pulkkinen kurz und knapp und zeigt sich am Ende dann doch noch ein wenig finnischer.