Fußball: Mit 16 Jahren haben Jugendliche so manche Flausen im Kopf. Da sind Feiern, mit Freunden abzuhängen, auch mal einen zu trinken oder einfach nur zu chillen die vergleichsweise harmlosesten Varianten. Aber selbst dies war für Samet Yilmaz nie besonders wichtig. „Das mag jetzt langweilig klingen, aber für mich gab und gibt es in erster Linie zwei Dinge. Und die heißen Familie und Fußball“, erzählt er. Nun hat sich ein für ihn besonderes Ereignis zum fünften Mal gejährt, das zum einen diesen zweiten Punkt unterstreicht, zum anderen aber auch seine ehrgeizigen Ziele verdeutlicht.
Wir schreiben den 10. August 2019, der FC 08 empfängt in der ersten Runde des DFB-Pokals Fortuna Düsseldorf. Dicht dran am Geschehen der Villinger B-Jugendspieler Yilmaz – als Balljunge. „Für mich stand außer Frage, dass ich bei diesem Ereignis unbedingt dabei sein möchte“, erinnert er sich. Also war er einer der ersten, die sich freiwillig für diesen Einsatz meldeten. Gibt im Rückblick aber gleichzeitig zu: „Ich war ganz schön aufgeregt. Ein Spiel gegen einen Bundesligisten bekommst du als Nachwuchskicker nicht jeden Tag live und hautnah mit.“
Wie überhaupt sein Gedächtnis an dieses Highlight nach wie vor gut funktioniert. „Wir bekamen damals klare Anweisungen, was unsere Aufgaben sind und wie wir uns zu verhalten haben“, berichtet Yilmaz. So seien beispielsweise die Schiedsrichter vor dem Anpfiff nochmals zu den Balljungen gekommen, hätten an ihre Fairness appelliert und sie angemahnt, beide Mannschaften bei der Herausgabe des Spielgeräts gleich zu behandeln. Mit einem breiten Grinsen muss Yilmaz allerdings eingestehen: „Als Villingen in der Verlängerung zurücklag, haben wir uns vielleicht noch einen Tick mehr beeilt.“
Auch wenn der FC 08 trotz Führung zur Pause (Yilmaz: „Da war der Jubel auch bei uns natürlich groß. Schließlich hat Neutralität seine Grenzen, und es war uns Balljungen nicht ausdrücklich verboten“) die Begegnung am Ende verlor, hat der inzwischen 21-Jährige nur positive Erinnerungen an jenen Tag. Zum Beispiel, wie nett und zuvorkommend die Düsseldorfer Spieler gewesen seien. „Mit Kaan Ayhan, der inzwischen bei Galatasaray Istanbul spielt, habe ich noch ein Selfie gemacht und ihn nach seinem Trikot gefragt. Leider hatte der dies schon verschenkt. Doch im Gespräch nach dem Spiel hat er ernsthaftes Interesse gezeigt, gefragt auf welcher Position ich spiele“, so Yilmaz.
Jetzt schließt sich in gewisser Weise der Kreis. Yilmaz ist der Schritt von außerhalb des Spielfeldes gelungen, gehört gegen Heidenheim zum Kader der Schwarz-Weißen. Mittendrin, statt nur dabei. „Damit geht für mich ein Traum in Erfüllung, den ich seit frühester Kindheit hatte. So viele Jugendspieler gibt es nicht, die es zu den Aktiven geschafft haben und nun im DFB-Pokal spielen dürfen“, sagt er. Und fügt an: „Ich habe mir fest vorgenommen, jede Sekunde dieses Tages trotz aller Ernsthaftigkeit einfach nur zu genießen. Vom Aufstehen, über den Weg zum Stadion, das Treffen mit meinen Mannschaftskameraden, das Warmmachen, die letzte Besprechung mit dem Trainer-Team bis hin zum Spiel selbst. Denn sicher ist: die Erfahrung – vom Balljungen zum Spieler – kann mir keiner mehr nehmen. Und darauf bin ich unheimlich stolz. Und wer weiß: Vielleicht gelingt uns ja die Überraschung.“