Jetzt steht fest: Das Aus für die beiden Schweizer Atomkraftwerke Beznau I und II soll in den Jahren 2032 und 2033 kommen.

Zwei der dienstältesten Atomkraftwerke der Welt nahe der deutschen Grenze in der Schweiz sollen noch bis 2032 und 2033 laufen und dann stillgelegt werden. Das teilte der Betreiber Axpo mit.

Energie für 1,3 Millionen Vierpersonenhaushalte

Es geht um Beznau I und II, die seit 1969 und 1971 am Netz sind. Sie liegen an der Aare bei Döttingen, rund zehn Kilometer südwestlich der deutschen Gemeinde Waldshut-Tiengen in Baden-Württemberg.

Bild 1: Atomkraftwerke Beznau I und II laufen noch bis 2032 und 2033
Bild: MapCreator

Um den Weiterbetrieb zu sichern, wird der größte Energiekonzern der Schweiz 350 Millionen Franken (etwa 376 Millionen Euro) investieren. In Beznau werden rund sechs Terawattstunden Strom produziert. Das entspricht etwa dem Verbrauch von 1,3 Millionen Vier-Personen-Haushalten.

„Axpo hat umfangreiche Abklärungen getroffen und Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurden auch externe Spezialisten und Lieferanten beigezogen sowie Gespräche mit der Aufsichtsbehörde Ensi geführt. In allen Überlegungen stand der Aspekt der Sicherheit an oberster Stelle“, teilt das Unternehmen selbst mit.

Der Entscheid, Block 2 des Kernkraftwerks noch nach 2032 und Block 1 nach 2033 vom Netz zu nehmen, sei unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Verantwortung sowie aufgrund von technischen, organisatorischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten gefallen.

Unmittelbaren Einfluss auf die Schweizer Strompreise seien keine zu befürchten: „Das Werk produziert noch lange zuverlässig CO2-armen Strom.“ Auch habe die Entscheidung keine Auswirkungen auf die bestehenden Arbeitsverträge. Für die Atomkraftwerke Leibstadt und Gösgen sollen Untersuchungen zeigen, ob dort ein Betrieb über 60 Jahre hinaus möglich ist.

Anti-Atom-Verein meldet sich zu Wort

Der Verein Nie wieder Atomkraftwerke (NWA) kommentierte die Meldung des Laufzeitendes von Beznau I und II: „Die Stilllegung der beiden Reaktoren des Atomkraftwerks Beznau kommt in den Augen von NWA Schweiz zu spät.“ Das Atomkraftwerk sei schon länger ein Risiko und solle wegen zahlreicher Probleme sofort stillgelegt werden.

„Der Entscheid darf nicht dazu führen, die Sicherheit der Anlage zu vernachlässigen. Insbesondere ist das Ensi verpflichtet, gegenüber der Betreiberin weiterhin auf die Erfüllung aller erforderlichen Nachrüstungen zu pochen“, ist einer Pressemeldung des Vereins zu entnehmen. NWA fordert, die für die Aufrüstung nötigen 350 Millionen Franken direkt in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen zu lassen.

„Wir fordern zudem, dass auch für die beiden verbleibenden Atomkraftwerke Gösgen und Leibstadt eine Ausstiegsplanung erarbeitet wird. Dies schafft für die Stromerzeuger Investitionssicherheit.“

Greenpeace schließt sich an

Auch die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert die Laufzeitverlängerung des AKW Beznau: „Anstatt zu versuchen, ein veraltetes Atomkraftwerk am Leben zu erhalten, müssen die Anstrengungen zur Entwicklung erneuerbarer Energien heute noch beschleunigt werden, um eine schnelle Dekarbonisierung des Energiesystems zu gewährleisten.“

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Wie NWA fordert auch Greenpeace den sofortigen Stopp von Beznau I und II. Den Betrieb des ältesten Atomkraftwerks der Welt aufrechtzuerhalten, stelle ein riskantes und unnötiges Experiment dar. In einer Pressemeldung schreibt die Organisation: „Die Energiezukunft unseres Landes hängt davon ab, dass wir sehr rasch das enorme Potenzial der erneuerbaren Energien ausschöpfen, die Energie effizienter nutzen und wo immer möglich einsparen.“