Mal geschwind in Hamburg-Altona in den ICE steigen und in knapp zehn Stunden in Interlaken in der Schweiz ankommen. Eine feine Sache. Aber so einfach geht es eine Weile lang nun nicht mehr.

 Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben angekündigt, einige der Direktverbindungen aus Deutschland in die Schweiz in Basel zu kappen. Schuld daran sind vermehrte Verspätungen der deutschen Fernzüge. Sie bringen den Schweizer Fahrplan durcheinander. Darauf reagieren die SBB.

Die Konsequenz: Nur noch wenige Direktverbindungen

„Täglich verbinden über 40 Direktzüge Destinationen in Deutschland und der Schweiz. Bei mehreren Verbindungen ist bis auf Weiteres ein Umsteigen in Basel notwendig“, heißt es auf den Internetseiten der SBB. Laut des neuen Fahrplankonzepts, das bis auf Weiteres gelte, verkehrten nur noch fünf Züge durchgehend von Deutschland in die Schweiz.

Bei allen anderen Verbindungen aus Deutschland in die Schweiz heißt es: umsteigen am SBB-Bahnhof in Basel. Die Fernzüge (ICE) die außerplanmäßig in Basel enden, werden innerhalb der Schweiz durch Ersatzzüge ersetzt.

Wenigstens funktioniert‘s in die andere Richtung

Ein kleiner Trost: In umgekehrter Richtung, bei Verbindungen aus der Schweiz nach Deutschland, verkehren fast alle Züge durchgehend. Mit Ausnahme des ICE376 um 15 Uhr aus Interlaken Ost. Die Nachtzüge verkehrten laut SBB in beiden Richtungen durchgehend.

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Und so betrifft es die Bahnreisenden

Wer ist konkret betroffen? Und was bedeutet das? Es betrifft hauptsächlich die Bahnreisenden die gerne bequem, ohne Umstieg auf der Nord-Süd-Achse mit den Schnellzügen der Deutschen Bahn in die Schweiz reisen wollen.

Ob von Berlin, Hamburg, Frankfurt, Karlsruhe oder Freiburg aus. Sie müssen jetzt zumeist in Basel SBB umsteigen. Pech haben sie, wenn der ICE viel zu spät in Basel ankommt und der Schweizer Ersatzzug schon weg ist. Dann heißt es: warten auf den nächsten.

Ein Beispiel aus der Fahrplanauskunft

Um beim Beispiel Hamburg-Interlaken zu bleiben – am Dienstag, 8. August, bei Bahn.de gefiltert: Der ICE371 fährt um 10.06 Uhr in Altona los. Er soll um 16 Uhr in Karlsruhe ankommen. Laut Fahrplanauskunft hat er da neun Minuten Verspätung. Geplante Ankunft in Basel SBB: 17.47 Uhr. Vor den weiteren Stationen (Liestal, Olten, Bern, Thun, Spiez und Interlaken West) steht „Halt entfällt“. Man wird auf den Ersatzzug (Abfahrt: 17.56 Uhr) verwiesen, der die Fahrgäste nach Interlaken (Ankunft: 19.58 Uhr) bringt.

Kommt der ICE zu spät an, reicht‘s womöglich nicht mehr auf den Ersatzzug. Es fahren zwar nach 18 Uhr halbstündlich Züge nach Interlaken, aber die Reise kann sich erheblich verlängern. Nicht alle fahren direkt nach Interlaken.

Aber: Wer in Basel zusteigt, ist kaum betroffen

Wer in Basel SBB in Züge etwa nach Interlaken, Zürich oder Chur zusteigt, ist vom neuen Fahrplankonzept im Grunde nicht betroffen. Von dort fahren in alle Richtungen die SBB-Züge. Je nachdem ob mit dem Schnellzug oder den Regionalzügen kommen die Fahrgäste mal schneller, mal etwas später an ihr Reiseziel in der Schweiz.

Auch für Bahnreisende am Hochrhein ändert sich nichts

Für Bahnreisende am Hochrhein, die zwischen Singen/Schaffhausen und Basel von Ost nach West unterwegs sind, haben die Änderungen keine Auswirkungen. Die Züge auf der Hochrheinstrecke (Interregioexpress und Regionalbahn) enden ohnehin am Badischen Bahnhof in Basel, die Wiesentalbahn, die in Zell startet, fährt dagegen bis zum Schweizerischen Bahnhof SBB.

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Die SBB versprechen: „Sobald der Brückenschaden behoben ist und der Hauptbahnhof Frankfurt wieder wie gewohnt angefahren werden kann, werden die Verbindungen, die bis zum Brückenschaden grenzüberschreitend verkehrten, wieder über Basel SBB hinaus in Richtung Schweiz beziehungsweise Deutschland verkehren.“

Felix Schreiner (CDU), Bundestagsabgeordneter und unter anderem auch Mitglied des Verkehrsausschusses im Bundestag.
Felix Schreiner (CDU), Bundestagsabgeordneter und unter anderem auch Mitglied des Verkehrsausschusses im Bundestag. | Bild: Wahlbüro Felix Schreiner
„Der schlechte Zustand der Bahn wirkt sich jetzt auch auf die Verbindungen ins Ausland aus. Das können wir nicht auch noch brauchen.“
Felix Schreiner, CDU-Bundestagsabgeordneter

Indes äußert der CDU-Bundestagsabgeordnete, unter anderem Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags, in einer Pressemitteilung seinen Unmut über die neue Situation: „Die Bahn in Deutschland kommt nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Zugausfälle und Servicemängel machen das Bahnfahren immer unattraktiver.“

Laut seiner Auskunft waren 2022 nur 65 Prozent der Fernzüge pünktlich, zehn Prozent weniger als im Jahr davor. „Der schlechte Zustand der Bahn wirkt sich jetzt auch auf die Verbindungen ins Ausland aus. Das können wir nicht auch noch brauchen.“ Die Akzeptanz der Bahn nehme weiter ab. Er fordert den Bundesverkehrsminister auf, mit den Verantwortlichen in der Schweiz nach Lösungen zu suchen.

Was ist der Grund für die zugespitzte Lage?

Auf ihren Internetseiten schreiben das Schweizer Bahnunternehmen: „Züge aus Deutschland treffen häufig verspätet in Basel ein. Zugespitzt hat sich die Situation jüngst durch einen Brückenschaden bei Frankfurt am Main, der durch einen Lastwagen verursacht worden ist.“ Der Hauptbahnhof in Frankfurt könne nur beschränkt oder überhaupt nicht angefahren werden. Wegen der Umleitungen komme es zu zusätzlichen Verspätungen. Diese hätten negative Auswirkungen auf die Pünktlichkeit der Züge innerhalb der Schweiz.

Die erste Maßnahme gab es schon 2022

Die Situation besteht nicht erst seit jetzt. Bereits im Juli 2022 hätten SBB und Deutsche Bahn beschlossen, dass bei einzelnen Verbindungen in Basel SBB ein Umstieg notwendig ist. Die SBB schreiben von Stabilisierungsmaßnahmen, die nun erweitert werden.