Der Deal, dass sich die Schweizer mit 50 Millionen Franken an der Elektrifizierung und dem Ausbau der Hochrheinbahn beteiligen, steht. Aber die Eidgenossenschaft soll auch etwas dafür haben: freie Fahrt auf der deutschen Strecke für die Landsleute mit Generalabonnement (GA) und 50 Prozent Rabatt für die mit Halbtax-Abo. Darüber wird derzeit zwischen beiden Seiten verhandelt.
Abos TNW-U und A-Welle vor allem im Aargau verbreitet
Und jetzt könnte es noch komplizierter werden. Denn SVP-Nationalrat Christoph Riner aus dem fricktalischen Zeihen möchte, dass die Schweizerinnen und Schweizer noch mehr Vorrechte bekommen. Dass in der Hochrheinbahn neben den SBB-Angeboten GA und Halbtax auch die regionalen und gerade im Aargau verbreiteten Abos TNW-U und A-Welle gelten sollen. Diese seien in den Verhandlungen bisher ignoriert worden, sagt Riner, der das durch Recherche und Nachfrage beim zuständigen Departement in Bern erfahren hat.
„Mir geht es darum, dass der Aargau, insbesondere das Fricktal und der Bezirk Zurzach, bei der Investition der Schweiz in Deutschland nicht vergessen geht“, schiebt er nach. Durch die 50 Millionen-Franken-Investition hätten sonst nur Basel und Schaffhausen Vorteile, findet er.

Will der Fricktaler damit das eigentlich schon geschnürte Schweizer Hilfspaket wieder aufdröseln? Das bestreitet er. Er sagt: „Ich stehe dahinter, mir geht es nicht darum, das irgendwie noch zu verhindern. Ich erwarte aber auch klar, dass der Aargau dabei nicht vergessen geht.“
Daher hat der im Herbst 2023 ins Bundesparlament gewählte Riner jetzt auch beim Schweizer Bundesrat eine entsprechende Interpellation eingereicht. Drei Fragen hat er darin gestellt: Eine davon lautet: „Ist der Bundesrat bereit, sich für die Anerkennung des TNW-U-Abo und der Zonenabonnemente A-Welle der Region Zurzach auf der von der Schweiz mitfinanzierten Strecke einzusetzen?“ Und Riner sagt klar, was er sich erhofft: „Ich hoffe auf möglichst positive Antworten und wenn nicht auf allfällige Alternativvorschläge.“
Hochrheinbahn wird interessant
Tatsächlich könnte eine ab 2027 elektrifizierte Hochrheinbahn, was ja der Plan ist, für Schweizerinnen und Schweizer interessant werden. Das gilt vor allem, wenn sie östlich von Laufenburg wohnen. Denn dort ist ja auf der Schweizer Seite Endstation für die regionale S1. Auf der anderen Rheinseite aber ginge es weiter – mit mehr Zügen, elektrischen Fahrtkomfort und auf einer womöglich analog zur Wiesentalbahn oder zum Seehas von den SBB selbst betriebenen Strecke. In Waldshut gäbe es den Umstieg Richtung Koblenz-Turgi-Baden, in Schaffhausen die Direktverbindung nach Winterthur und weiter nach Zürich via S-Bahn oder IC.
Wie schon erwähnt: Auf der Schweizer Seite ist Laufenburg für Personenzüge Endstation und das schon seit 1994. Seitdem fahren auf dem Abschnitt Laufenburg-Koblenz nur noch Güterzüge.
Direkte Bahnverbindung Winterthur-Basel soll kommen
Christoph Riner gehört zu denen, die das ändern wollen und das seit kurzem an ganz prominenter Stelle. Der Fricktaler ist Präsident des im April in Laufenburg gegründeten Vereins Pro WiBa, der für eine Reaktivierung der direkten Bahnverbindung Winterthur-Basel (WiBa) kämpft. Dafür stehen Investitionskosten von bis zu 345 Millionen Franken und Betriebskosten von rund 30 Millionen Franken pro Jahr im Raum – auch für die Schweiz kein Pappenstiel. Da muss Riners Verein in den kommenden Jahren dicke Bretter bohren.
Und womöglich wäre es schon merkwürdig, würde sich die Schweiz am Ausbau einer Bahnstrecke im Ausland beteiligen, einer inländischen und teils parallel dazu verlaufenden aber das Geld verweigern. Doch es gehe ihm nicht um ein Gegeneinander in der deutsch-schweizerischen Grenzregion, beteuert Riner. Hingegen dreht der den Spieß um. Und sagt: „Viel eher würde ich mich über Unterstützung auch von deutschen Politikern freuen, was unsere Rheintallinie Wiba angeht.“
Tickets grenzüberschreitend
Riner sagt, die Abos TNW-U und A-Welle seien nicht grenzüberschreitend und endeten am Rhein. Was nicht ganz stimmt. Ist doch das Abo TNW-U auch im Kreis Lörrach gültig, was aber in Bezug auf der Hochrheinbahn nicht allzu viel bringt.
Und bei der A-Welle gibt es das zumindest das grenzüberschreitende Hochrheinticket als Ergänzung, das auch im Waldshuter Tarifverbund WTV gilt. Aber bei Kosten von monatlich bis zu 304 Franken/Euro dürfte es preislich kaum interessant sein.