Einen solch aufsehenerregenden Fund gibt es nicht alle Tage: Im Zuge von Baurbeiten des Ruderclubs Basel am Rheinufer bei Kaiseraugst wurden im Dezember von einer archäologischen Begleitgruppe des Kantons Aargau überraschend die Überreste eines spätantiken Amphitheaters entdeckt.

Freigelegt ist etwa ein Viertel des Mauerovals.
Freigelegt ist etwa ein Viertel des Mauerovals. | Bild: Kantonsarchäologie Aargau

Da das Bauvorhaben – es geht um den Neubau eines Bootshauses – sich im Bereich eines römischen Steinbruchs bewegte, haben die Experten nicht mit dem Fund von Mauern gerechnet, wie die Kantonsarchäologie Aargau jetzt mitteilt.

Ein Amphitheater statt eines Steinbruchs

Die Funktion des ovalen Mauerrings wurde erst im Verlauf der Ausgrabungen deutlich. Noch dazu hat das Amphietheater beträchtliche Ausmaße: Die Anlage sei rund 50 Meter lang und 40 Meter breit. Sie liegt in der Senke eines noch in römischer Zeit aufgegebenen Steinbruchs unmittelbar westlich des Kastells Kaiseraugst, des Castrum Rauracense, so die Archäologen.

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Im Süden der Anlage konnte ein großes Tor freigelegt werden, das beidseits von zwei Seiteneingängen flankiert war. Vom westlichen Seiteneingang hatte sich noch die Schwelle aus Sandsteinquadern erhalten.

An der Westseite der Anlage befand sich ein weiterer Zugang in die Arena, wiederum mit einer großen Sandsteinschwelle. Die Innenseite der Arena-Mauer war verputzt. Die Tribünen bestanden aus einer Holzkonstruktion, von der sich noch der Abdruck eines Holzpfostens nachweisen ließ.

Bauwerk stammt wohl aus 4. Jahrhundert

Eine verputzte Mauer umschliesst die ovale Arena des Amphitheaters.
Eine verputzte Mauer umschliesst die ovale Arena des Amphitheaters. | Bild: Kantonsarchäologie Aargau

Alle diese Indizien sprechen aus Sicht der Experten zweifellos für die Deutung, dass es sich um ein Amphitheater gehandelt hat. Es datiere aufgrund der verwendeten Baumaterialien, der Funde und der Tatsache, dass es im aufgegebenen Steinbruch errichtet worden ist, in die Spätantike, wahrscheinlich ins 4. Jahrhundert nach Christus.

Damit ist es das jüngste bekannte Amphitheater des Imperium Romanum. Das Monument unterstreicht dadurch die Bedeutung des Castrum Rauracense im 4. Jahrhundert. Das Kastell war eine wichtige Siedlung mit militärischer Funktion an der römischen Grenze, aber auch ein administratives Zentrum.

Die Schwelle des Seiteneingangs besteht aus einem Sandsteinblock.
Die Schwelle des Seiteneingangs besteht aus einem Sandsteinblock. | Bild: Kantonsarchäologie Aargau

Als archäologische Fundstelle „Römerstadt Augusta Raurica“ bilden die kaiserzeitliche Stadt Augusta Raurica und das spätantike Kastell Castrum Rauracense eine Einheit. Heute erstreckt sich die Fundstelle sowohl auf Aargauer wie auch auf basellandschaftlichem Gebiet.

Das dritte Theater-Monument im Kanton Aargau

Das Amphitheater von Kaiseraugst ist nach demjenigen von Vindonissa (Windisch) das zweite Amphitheater im Kanton Aargau. In der Römerstadt Augusta Raurica ist es das dritte derartige Monument. Schweizweit sind nun acht solcher Bauten bekannt.

Dank der engen und guten Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft konnte das Bauprojekt so angepasst werden, dass das Amphitheater von Kaiseraugst im Boden erhalten bleibt. Die archäologische Substanz wird durch eine Aufschüttung geschützt. Darüber wird der Neubau errichtet. Das Monument bleibt dadurch an seinem originalen Platz und ist optimal geschützt, sodass es für die Zukunft erhalten bleibt.

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