Was flog da in der Nacht von Sonntag auf Montag zu später Stunde über Kaiseraugst? Die Frage stellte sich wohl so manch Kaiseraugster oder Kaiseraugsterin, die nach 1 Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen wurden.
Spekulationen in den sozialen Netzwerken
Auch in den sozialen Netzwerken war das Flugobjekt ein Thema. In der Facebook-Gruppe „Kaiseraugst lebt“ etwa gingen die Spekulationen weit auseinander: War es ein Helikopter? Vielleicht doch ein Zeppelin? Oder gar ein deutsches Armeeflugzeug – schließlich startet diese Woche die Luftübung der Nato.
Der leuchtende Punkt am Himmel belebt die Fantasie
Ein gepostetes Foto zeigt zumindest einen hell erleuchteten Punkt am schwarzen Nachthimmel. Mit etwas Fantasie ist darin ein Zeppelin zu erkennen – ebenso sind aber auch viele andere Interpretationen möglich. Also beginnt die Spurensuche.
Die Spurensuche beginnt: Zuerst bei einem Anwohner
Anruf beim Anwohner. „Für mich hat es wie ein Helikopter getönt“, sagt ein Kaiseraugster, der durch den Lärm aufgeweckt wurde. Er sei davon ausgegangen, dass es sich um einen Suchflug etwa entlang des Rheinufers handle, und habe daher einfach weiter geschlafen. Erst am Morgen erfuhr er von den wilden Spekulationen um das Flugobjekt.
Kein Erfolg bei der Gemeindeverwaltung
Anfrage bei der Gemeinde. „Wir können die Fragen allesamt mit ‚nein‘ beantworten“, sagt Gemeindeschreiber Rolf Dunkel. Die Fragen: Wissen Sie, was hinter dem nächtlichen Flug steckt? Gingen auf der Gemeindekanzlei Fragen oder Meldungen zum Helikopter oder Zeppelin ein? Haben Sie selbst etwas davon mitbekommen?
Die Kantonspolizei durchsucht die Rapporte
Anruf bei der Kantonspolizei Aargau. Mediensprecherin Corina Winkler durchforstet die Rapporte nach passenden Stichworten – vergeblich. Mit einem Lachen bittet sie aber darum, über die weiteren Erkenntnisse doch bitte auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Auch dem BAZG ist nichts bekannt
Anruf beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit. Gleiche Anfrage, gleiche Antwort: Auch dort ist nichts von einem nächtlichen Flug über Kaiseraugst bekannt. Sprecher Simon Erny scherzt: „Eines kann ich verraten – Zeppeline fliegen wir nicht.“ Auch er forscht intern nach, konstatiert dann: „Wir hatten in besagtem Zeitraum und am Ort nichts in der Luft.“ Also auch keinen Helikopter auf einem Suchflug.
Die Rettungsflugwacht kann nicht weiterhelfen
Anruf bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht – aber auch hier die Antwort: „Wir können leider nicht weiterhelfen. Gemäß Einsatzzentrale war kein Rega-Helikopter zu besagter Zeit im Raum Kaiseraugst unterwegs.“
Schließlich ein letzter Versuch: Anruf bei Skyguide
Also letzter Versuch. Anruf bei Skyguide, der Flugsicherungsgesellschaft, die den Schweizer und den angrenzenden Luftraum überwacht. Die startet ihre Recherchen zu allfälligen Überflügen in Kaiseraugst, was aufwendig ist – und zunächst erfolglos blieb.
„Damit handelt es sich im Fachjargon tatsächlich um ein Ufo, also um ein bis zum jetzigen Kenntnisstand unidentifiziertes Flugobjekt“, sagt Skyguide-Pressesprecher Vladi Barrosa. Das bedeute aber nicht, dass in Kaiseraugst demnächst die Landung grüner Wesen oder fliegender Untertassen zu erwarten sei, fügt er an.
Ein Mitarbeiter bleibt neugierig und hartnäckig
Das Mysterium um das Objekt aber ließ auch einem Skyguide-Mitarbeiter keine Ruhe. Er suchte weiter und lieferte schließlich die Antwort. Über die Luftfahrt-Software „FlightAware“ fand er die Flugdaten eines Helikopters, die zum Vorfall passten.
Schließlich findet er die Spur zum Flugobjekt
Der als „Polizeihubschrauberstaffel Baden-Württemberg, Stuttgart 12“ identifizierte Helikopter startete demnach um 0.47 Uhr in Stuttgart, kreiste über dem Rhein direkt an der Grenze – ohne allerdings diese zu überqueren – und flog zurück in Richtung Karlsruhe/Baden-Baden, wo er um 2.38 Uhr landete.
Die Daten zeigen weiter: Der deutsche Polizeihelikopter war auf seinem Flug am und über dem Rhein einerseits ziemlich tief – auf einer Höhe zwischen 530 und 720 Metern – und ziemlich langsam unterwegs. Das erklärt, weshalb viele Kaiseraugsterinnen und Kaiseraugster vom Lärm aus dem Schlaf gerissen wurden.
Aber was sucht die deutsche Polizei am Nachthimmel?
Was aber suchte die deutsche Polizei zu später Stunde an der Grenze zum Fricktal? Es handelt sich laut Thomas Batzel, Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Freiburg, um eine Vermisstensuche.
Alle Hinweise führen zu einer Suchaktion
Gesucht wurde nach einer stark dementen 77-jährigen Frau aus dem nahen Grenzach-Wyhlen am anderen Rheinufer. Sie wurde schließlich am Montag von einer Passantin orientierungslos im Rheinfelder Ortsteil Herten aufgefunden und zu weiteren Untersuchung ins Spital gebracht.
Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort sind folgende Beiträge dazu auch zuerst erschienen: Zunächst die erfolglose Spurensuche, dann ein Tag später die Aufklärung.