Diese Liegenschaft hat traurige Berühmtheit erlangt. Sie ist als das Mordhaus von Bottighofen bekannt geworden. Hier erschoss die Besitzerin 2020 eine Mieterin und zerstückelte anschließend ihre Leiche. Eine Geschichte, die samt ihrer grausigen Details 2022 im Strafprozess am Bezirksgericht Kreuzlingen ausgebreitet worden war. Die damals 55-jährige Täterin wurde zu 15 Jahren Gefängnis und anschließendem Landesverweis wegen vorsätzlicher Tötung und Störung der Totenruhe verurteilt.

Seit einiger Zeit ist das Haus direkt an der viel befahrenen Hauptstraße zum Verkauf ausgeschrieben. Mit der politischen Gemeinde Bottighofen hat nun die öffentliche Hand zugeschlagen – was nicht heißt, dass es keine anderen Interessenten gegeben hätte, wie der zuständige Immobilienmakler Daniel Zimmermann aus Amriswil betont. Sechs Kaufwillige stünden weiterhin bereit, wenn es mit dem Verkauf an die Gemeinde doch nichts wird, sagt er dem SÜDKURIER.

Bisher keine Flüchtlinge im Ort

Bottighofen will in den drei Wohnungen Asylbewerber unterbringen. „18 Flüchtlinge müssten wir gemäß dem kantonalen Verteilschlüssel aufnehmen, aktuell haben wir aber gar keine bei uns im Dorf“, erklärt Gemeindepräsident Matthias Hofmann auf Anfrage. Es drohe also eine Zwangszuweisung seitens des Kantons.

In Keller dieses Haus in Bottighofen am Bodensee tötete Anastasia S. ihre Mieterin Maria A. und zerteilte ihren Leichnam.
In Keller dieses Haus in Bottighofen am Bodensee tötete Anastasia S. ihre Mieterin Maria A. und zerteilte ihren Leichnam. | Bild: René Laglstorfer

Die schreckliche Vorgeschichte des Hauses war bei der Entscheidung ein großes Thema, wie der Gemeindepräsident sagt. Die vorsätzliche Tötung, die darin stattgefunden hat, habe das Dorf erschüttert. Es sei eine moralisch schwierige Frage, was mit den Häusern nach einer Bluttat wie dieser geschehen soll, führt die Behörde in einer Mitteilung in den Gemeindenachrichten aus. „Der Gemeinderat ist überzeugt, dass von Menschenhand ausgeführte Taten losgelöst von Räumlichkeiten betrachtet werden müssen. Andernfalls müssten solche Gebäude jeweils abgerissen werden oder würden verwahrlosen.“

Haus ist weiterhin bewohnt

Die Liegenschaft Hauptstraße 1 sei jedoch durchgängig bewohnt worden. Aktuell lebten bereits geflüchtete Ukrainer in einer Wohnung des Hauses. Insofern sei es „wertvoller Wohnraum, wenn auch mit einer schlimmen Vergangenheit“. Und Wohnraum sei, gerade in Bottighofen, ein knappes Gut, gibt Hofmann zu bedenken.

Der Bottighofer Gemeinderat bezahlt gemäß Mitteilung für das Mehrfamilienhaus 1,2 Millionen Franken. In der Verkaufsanzeige von Zimmermanns Immobilienfirma Zimba im Internet waren zuvor 1,3 Millionen Franken als Preis für das Gebäude samt Grundstück angegeben worden.

Zimmermann lobt die faire Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Man sei gemeinsam beim Ehemann der Besitzerin gewesen und habe das Vorhaben mit ihm besprochen. „Und weil er das für eine gute Sache hält, ist er auch ein bisschen mit dem Preis heruntergegangen.“

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Ganz sicher ist der Kauf jedoch noch nicht: Ein Zehntel der Bottighofer Stimmberechtigten könnte einen Volksentscheid bei einer Gemeindeversammlung herbeiführen und den Beschluss damit kippen. Die entsprechende Frist läuft noch bis zum 11. Juli.

Bisher habe er jedoch keine negativen Stimmen gehört, sagt Matthias Hofmann. Läuft die Frist ungenutzt ab, gilt der Kauf als besiegelt. Die Gemeinde Bottighofen wäre dann offizielle Eigentümerin des Mordhauses und kann es somit als Asylunterkunft nutzen. Damit wäre auch Makler Zimmermann glücklich: „Die Bewohner sind dort für sich und haben einen schönen Garten, wo sie sich selbst verwirklichen können.“ Gleichzeitig sei es kein Luxushaus, „über das sich die Leute vielleicht aufregen“.

Urs Brüschweiler ist Autor unserer Partnerzeitung „Thurgauer Zeitung“.