Noch Ende der vergangenen Woche war Hannes Burger so zuversichtlich. Am Freitag rechnete er damit, dass die Küken der Laufenburger Schwäne schon in wenigen Tagen schlüpfen könnten und sah die Schwaneneltern gut gewappnet gegen das sich anbahnende Hochwasser: „Bei den Hochwassern im vergangenen Jahr haben sie das Nest stetig erhöht. Ich glaube, es könnte reichen“, sagte Burger, der die Schwanenfamilie seit vielen Jahren beobachtet und fotografiert.

Aber es kam anders: Als Burger nach einem Wochenendausflug zurückkehrte, ahnte er schon Böses. Laufenburgerinnen und Laufenburger erzählten ihm, dass das Nest in den Fluten verschwunden sei. Wenig später dann die Bestätigung: Hannes Burger traf die Schwaneneltern am Ufer beim Kraftwerk an. Allein. „Dass sie ihr Nest verlassen haben, ist ein untrügliches Zeichen, dass sie das Gelege verloren haben“, sagt Burger.

„Der Schwanenvater senkte den Kopf, als er mich sah. Als würde er mir zeigen wollen, dass er trauert“, erzählt Burger, den das Schicksal der Schwaneneltern und ihrer Küken selbst ziemlich mitnimmt. Besonders, weil die Schwäne eine regelrechte Pechsträhne erleben.
Schwäne haben viele Feinde: Hochwasser, Fuchs, Wels
Bereits zum vierten Mal in Folge haben die Schwaneneltern ihr Gelege oder ihre Küken verloren. 2020 wurde ihr Nest ebenfalls im Hochwasser weggeschwemmt. 2021 kamen alle sieben Jungschwäne beim Hochwasser ums Leben. 2022 holte sich ein Fuchs oder ein anderes Wildtier die Eier aus dem Nest. 2023 dann sah es ganz lange ganz gut aus – um dann erneut im Drama zu enden: Was genau passiert ist, weiß Burger bis heute nicht, vermutet aber, dass ein Wels die fünf Jungtiere gefressen hat.
Denn in der Nähe des Kraftwerks, wo sich die Schwanenfamilie in den Tagen vor dem Verschwinden der Jungvögel aufhielt, leben auch Welse. Die Raubfische, die im Schnitt ein- bis eineinhalb Meter lang werden, fressen vorwiegend andere Fische, aber auch Amphibien, Krustentiere – oder eben junge Wasservögel.
Die Laufenburger hätten ihrem Schwanenpaar mehr Glück gegönnt
Hannes Burger hätte es den Schwaneneltern deshalb in diesem Jahr ganz besonders gegönnt, wenn es endlich wieder einmal geklappt hätte. „Viele Laufenburgerinnen und Laufenburger haben ihnen die Daumen gedrückt“, sagt er. Gegen die Hochwasserfluten der vergangenen Tage waren die Schwanenmama und der Schwanenpapa allerdings machtlos. „Das Wasser stieg so schnell und so stark, dass sie keine Chance hatten, das Nest noch zu erhöhen“, sagt er.
Somit wird in Laufenburg ein weiteres Jahr ohne Jungschwäne vergehen. Schwäne brüten, anders als etwa Kleinvögel wie Meisen und Spatzen, nur einmal pro Jahr. „Es bleibt uns also nichts anderes, als auf nächstes Jahr zu hoffen“, sagt Burger.
Die Autorin ist Redakteurin bei der „Aargauer Zeitung“, wo dieser leicht angepasste Beitrag ursprünglich erschien.