Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, zeigt sich verwundert. Die kritischen Töne seitens des Rheinrettungsdiensts der Feuerwehr Rheinfelden kann er nicht nachvollziehen. Wenn von Schweizer Seite aus ein Notruf wegen eines Vorfalls im Rheinfelder Abschnitt des Rheins an die Notrufzentrale in Aarau gehe, werde der Rheinrettungsdienst Rheinfelden häufig nicht oder nicht sofort aufgeboten, bemängelte der Leiter des Rheinrettungsdiensts gegenüber der „Neuen Fricktaler Zeitung“. Er schob nach: „Teilweise wird zuerst nur eine Polizeipatrouille geschickt.“
Oft handelt es sich um unkonkrete Meldungen
Wie Graser sagt, handle es sich bei unkonkreten Meldungen über Sichtungen im Rhein allzu oft um Baumstämme. Dann würde eine Polizeipatrouille geschickt, um die Meldung zu verifizieren. „Wir können nicht bei jeder vagen Mutmaßung gleich die ganze Rettungskette aktivieren“, sagt er.
Aber: Sobald man nur ansatzweise den Hinweis habe, dass jemand in Not sei, würden die kommunalen oder regionalen Organisationen vor Ort alarmiert. Dazu gehört auch der Rheinrettungsdienst Rheinfelden. Denn auch für die Kapo gilt bei Personenrettungen im Rhein: Jede Sekunde zählt.
Diese Organisationen sind bei Alarmierungen eingespannt
Gemäß Graser sei der Rhein in Abschnitte untergliedert. Verschiedene kommunale und regionale Organisationen oder private Dienstleister mit Booten seien entlang des Rheins und an Seen in das Alarmdispositiv eingespannt. Auf diese Kontakte haben die Personen in der Notrufzentrale Zugriff. „Sie werden alle auf dem neuesten Stand gehalten“, sagt Graser, der mehrere Beispiele aus jüngerer Vergangenheit nennt, wo es zur Alarmierung von solchen ortsansässigen Organisationen und Dienstleistern kam.
So etwa beim Einsatz auf der Reuss bei Mellingen am 23. Juni. Ein 32-Jähriger, der mittlerweile tot geborgen wurde, tauchte nach einem Kopfsprung nicht mehr auf. Nebst der Rega waren auch diverse weitere Rettungskräfte im Einsatz. „Darunter etwa die Stadtpolizei Baden, die Wasserrettung mit mehreren Booten und auch Pontoniere“, sagt Graser.
Der Stadtrat Rheinfelden hat sich schon an die Polizei gewandt
Gemäß Graser habe sich der Stadtrat Rheinfelden zur Frage der Alarmierung bereits Anfang Jahr an die Kantonspolizei gewandt. Es sei zu einer Besprechung von Vertretern der Kantonspolizei, der Feuerwehr und des Stadtrats Rheinfelden gekommen. Auf exemplarisch vorgebrachte Rettungseinsätze, bei denen auf die Rheinfelder Rheinrettung verzichtet wurde, habe man aufzeigen können, dass diese unter Einsatzleitung der deutschen Polizei abgelaufen seien, so Graser.
Wann die deutsche Polizei auch die Schweizer Rheinrettung alarmiert
„Gleich verhielt sich die Situation beim Vorfall vom 18. Juni, bei dem die deutsche Polizei ebenfalls auf den Beizug der Schweizer Rheinrettung verzichtete“, sagt Graser. Bei besagtem Vorfall stürzte eine Frau beim Wasserkraftwerk Rheinfelden in den Rhein.
Auf die Frage, warum die deutsche Seite, bei der die Einsatzleitung lag, nicht auch die Rheinfelder Rheinrettung miteinbezogen hatte, verweist das Polizeipräsidium Freiburg auf die integrierte Leitstelle des Roten Kreuzes des Kreisverbands Lörrach, die für die Koordination von Rettungseinsätzen auf dem Rhein bei Rheinfelden verantwortlich ist.
Ein abgestimmtes Konzept zwischen den drei Nationen
Vonseiten der integrierten Leitstelle Lörrach heißt es auf Anfrage: Zwischen den drei Nationen – Deutschland, Frankreich und Schweiz – gebe es ein abgestimmtes Konzept zum Vorgehen bei Unglücksfällen auf dem Rhein.
Die annehmende Rettungsleitstelle alarmiert und informiert die im Konzept beteiligten Einsatzkräfte. Auch sei am 18. Juni die Kantonale Notrufzentrale in Aarau durch die integrierte Leitstelle verständigt worden, „die weitere Alarmierung und Koordination der eigenen Einsatzkräfte obliegt den Rettungsleitstellen der jeweiligen Nationen“.
Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.