Der Kanton Thurgau ist bekannt für seine vielen Apfelbäume. In den letzten Jahren erlebt aber auch ein anderer Baum einen Aufschwung: die Edelkastanie, besser bekannt als Maroni. Einer der Pioniere ist Christoph Rutschmann, ein Forstingenieur aus Weinfelden. Er hat sich vor fünf Jahren dazu entschlossen, auf einer Landparzelle Edelkastanien zu pflanzen.

„Ich habe lange überlegt, welche Bäume ich setzen könnte“, erklärt er. „Äpfel gibt es schon viele im Thurgau. Mit der Klimaerwärmung im Hinterkopf habe ich mich schließlich für die Edelkastanie entschieden. Sie ist robust gegenüber Hitze und dazu noch ein schöner Baum fürs Landschaftsbild.“ Die Wetterbedingungen in diesem Jahr seien ideal für das Wachstum der Bäume gewesen.

Dennoch hatte Rutschmann zu kämpfen. „Das größte Problem sind die Wühlmäuse. Sie lieben Kastanienwurzeln“, erzählt er. Rund ein Drittel seiner 20 Bäume sei den Mäusen zum Opfer gefallen. Mit verschiedenen Methoden kämpft er nun mehr oder weniger erfolgreich gegen die Nager an. „Bisher steht es etwa unentschieden“, resümiert Rutschmann.

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Doch nicht nur die Tiere bereiten ihm Schwierigkeiten. Auch der Mensch trägt dazu bei, dass Rutschmann viele Maroni entgehen. „Letztes Jahr wurden 80 Prozent meiner Mini-Ernte gestohlen. Diebischer Mundraub ist ein wachsendes Problem für die Landwirtschaft.“

Interessanter als der Apfelanbau?

Peter Helfenberger aus Wuppenau betreibt ein Pilotprojekt mit 25 Aaren Maronikultur und 16 Hochstammmaronibäumen mit diverseren Sorten. „Die Maroni sind dieses Jahr gut gekommen, aber der Anbau ist nicht ohne Herausforderungen“, berichtet er. Der Wuppenauer ist sich sicher, dass er in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird: „Aber es ist wichtig, die richtigen Standorte zu wählen. Der Boden muss sauer sein, und Frostlagen sollten vermieden werden.“

Helfenberger ist zudem der Meinung, dass ein großflächiger Anbau im Thurgau auch gewisse Tücken mit sich bringen würde. „Wenn es mehr Edelkastanien gibt, dann wird der Krankheitsdruck größer.“ Im Maroni-Kanton Tessin müssen die Edelkastanien laut Helfenberger teilweise gespritzt werden, da sich Krankheiten ausgebreitet haben.

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„Es könnte ein Nebenerwerb sein, der für einige Bauern sogar interessanter ist als der Apfelanbau“, meint Christoph Rutschmann. „Es gibt zu wenig Schweizer Maroni. Die Importquote ist sehr hoch, und die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt. Bis die Edelkastanien im Thurgau so weit sind, dürfte es aber noch einige Jahre dauern. Die Bäume brauchen Zeit. Es dauert immerhin 15 bis 20 Jahre, bis sie erste Früchte tragen.“

Manuel Fässler ist Autor der „Thurgauer Zeitung“, in der dieser Beitrag zuerst erschien.