In vielen Berufen ist es zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Arbeitnehmer auch von von zu Hause aus arbeiten können. Teilweise bestand in manchen Berufen sogar eine Pflicht oder Empfehlung, im heimischen Büro zu arbeiten. Mittlerweile ist es für viele wenigstens eine gängige Option geworden. Nur Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten, werden bald nicht mehr so flexibel wählen können.

Sonderregelung nur noch im Juni

Noch bis zum ersten Juli gelten die Sonderregeln für Sozialversicherung und Steuern. Ab dann wird es für Grenzgänger nur noch beschränkt möglich sein, im deutschen zu Hause zu arbeiten.

Um nicht auch in Deutschland versicherungspflichtig zu werden, dürfen die Arbeitnehmer nämlich maximal 24,9 Prozent der Arbeit im Heimatland verrichten – so wie es vor der Pandemie schon geregelt war.

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Auch die Arbeitgeber haben wenig Einfluss auf diese Regeln.

Einer der größten Arbeitgeber im Grenzgebiet, der Schweizer Pharmakonzern Novartis, ist sich der neuen Bedingungen für Mitarbeiter bewusst, wie Sprecherin Anna Schäfers auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt: „Dies bedeutet nach zwei Jahren Homeoffice für viele Mitarbeitende eine große Umstellung, insbesondere für Mitarbeitende, welche Betreuungsaufgaben haben. Als Unternehmen erhoffen wir uns aber, dass dies wieder vermehrt die sozialen Kontakte und den informellen Austausch fördern wird.“

Weniger Mitarbeiter wollen Homeoffice

Von den 11.600 Novartis-Beschäftigten in der Schweiz arbeiten 15 Prozent in Deutschland, so Schäfers weiter. Aber die Bereitschaft, im Homeoffice zu arbeiten, sei bei allen Mitarbeitern gesunken: „Umfragen haben gezeigt, dass der Anteil der Mitarbeitenden, welche nur noch im Homeoffice arbeiten wollen, weniger als 10 Prozent ist und im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sogar gesunken ist“, so Schäfers weiter.

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Wie das in den einzelnen Teams weiter geregelt wird, wer wann im Homeoffice arbeiten darf, sei bei dem Pharmakonzern nicht zentral geregelt. So dürfen die einzelnen Teams selbst entscheiden, wie die einzelnen Homeoffice Regelungen angewandt werden sollen – unter der Berücksichtigung bestimmter Einflussfaktoren.

Schäfers erklärt hierzu: „Die Aufhebung der Suspendierung der Grenzgängerregelung ist ein wichtiger Einflussfaktor und deshalb bitten wir die Teams, die Situation neu zu beurteilen und eine für alle Mitarbeitenden im Team eine tragbare Lösung zu finden.“

Präsenz vor Ort nimmt bereits jetzt zu

Ähnlich sieht es auch beim Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB in Baden aus. „Örtliche und zeitliche Flexibilität wird nach wie vor genutzt; grundsätzlich hat die Präsenz vor Ort aber überall wieder zugenommen“, erklärt Felix Fischer, Zuständiger für die Kommunikation des Unternehmens. Gleichzeitig habe sich das Unternehmen auf die Aufhebung der Sonderregel vorbereitet und eine „Remote Work Policy“ speziell für Grenzgänger festgelegt, die ab Juli greifen wird.

Bei der Erstellung dieser Regelung sei auch eine mögliche Ungleichbehandlung zwischen Grenzgängern und Arbeitern aus der Schweiz ein Thema gewesen. Auch bei der Frage zwischen Produktion und Bürojob sei diese Ungleichbehandlung in Sachen Homeoffice aufgekommen. „Wir sind bestrebt, eine gute Balance zu finden, wie ein hybrides Arbeitsmodell in Zukunft erfolgreich funktioniert. Für ein attraktives Arbeitsumfeld ist örtliche Flexibilität ein Baustein nebst vielen anderen Elementen, die eine Arbeitsstelle und ein Arbeitsumfeld attraktiv machen“, so Fischer.

Firmen haben keinen Einfluss

Auch beim Pharmakonzern Roche gehen wieder mehr Menschen ins Büro, wie Sprecherin Nina Mählitz auf Anfrage erklärt: „Für die Zeit nach der Pandemie gehen wir in ein hybrides Modell über, in dem die Mitarbeitenden wieder vermehrt an die Standorte kommen, um sich mit Kollegen und Kolleginnen auszutauschen und für Arbeiten, die besondere Konzentration benötigen, auch von daheim arbeiten können.“

Auch beim Pharmariesen Roche arbeiten viele Grenzgänger, die jetzt nur noch beschränkt im Homeoffice arbeiten können.
Auch beim Pharmariesen Roche arbeiten viele Grenzgänger, die jetzt nur noch beschränkt im Homeoffice arbeiten können. | Bild: Urs Flueeler/dpa

Alle drei Unternehmen machen aber klar: Bei der Regelung für Grenzgänger habe man keine Handhabe. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen könne man nicht beeinflussen. „Als Unternehmen sind wir an die geltenden Gesetze gebunden und können unseren Grenzgängern daher leider nicht weiter entgegenkommen“, so Schäfers von der Novartis.

Die ABB setzt sich aber ein, dass auch Grenzgänger zukünftig mehr Möglichkeiten haben, wie Fischer von der ABB erklärt: „Wir setzen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten über unsere Mitgliedschaft in Wirtschaftsverbänden und im Austausch mit Politikerinnen und Politikern für eine Lockerung dieser Einschränkung ein.“

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