Der Präsident der umstrittenen Schweizer Sterbehilfeorganisation The Last Resort, Florian Willet, hat Suizid begangen. Das teilte seine Organisation mit. Die Staatsanwaltschaft Schaffhausen bestätigte den Tod.
Sie ermittelte gegen Willet (47) und andere wegen „Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord“. Ende September vergangenen Jahres war Florian Willet als Einziger beim ersten Suizid dabei, den die Kapsel Sarco auslöste.
Eine 64-jährige US-Amerikanerin hatte sich in das Gerät gelegt, das bei einer Waldhütte im Ort Merishausen im Kanton Schaffhausen stand. Per Knopfdruck aktivierte sie mutmaßlich einen Vorgang, bei dem die Raumluft durch hundert Prozent Stickstoff ersetzt wird. Dieses Prinzip führt zum Tod durch Ersticken.
Die Beamten der Schaffhauser Polizei beschlagnahmten die Suizidkapsel kurz darauf. Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren gegen mehrere Personen wegen „Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord“, mehrere Verdächtige kamen in Untersuchungshaft – darunter Florian Willet, gebürtig aus Heidelberg.
Nach der Haft sei Willet verändert gewesen
Laut The Last Resort ist die Staatsanwaltschaft der Überzeugung, dass das Gerät nicht funktioniert habe und Florian Willet die Frau erwürgt habe. „Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage“, heißt es auf der Webseite von The Last Resort.
Weiter schreibt die Organisation, dass Willet am 5. Mai in Deutschland Suizid beging. Er war im Dezember nach rund 70 Tagen aus der Haft entlassen worden. Willet sei nach der Haft ein veränderter Mensch gewesen, sein herzliches Lächeln sei verschwunden.
„An seine Stelle war nun ein Mensch getreten, der durch die Erfahrung der Haft und die fälschliche Anschuldigung der Strangulierung zutiefst traumatisiert schien“, so The Last Resort.
Psychotische Störung bei Reha diagnostiziert
Nach Angaben der Organisation stürzte Willet bereits Anfang Januar 2025 aus dem dritten Stock seines Wohnhauses in Zürich. Ein Entlassungsbericht aus der anschließenden Reha diagnostiziere ihm eine psychotische Störung, die sich während der Untersuchungshaft entwickelt habe.
„Florians Geist war gebrochen“, so The Last Resort. Willet habe nichts Falsches oder Illegales getan, aber habe den Glauben an die Rechtsstaatlichkeit der Schweiz verloren. Laut Organisation gebe es ununterbrochene Videoaufnahmen von der Suizid-Kapsel, die zeigen würden, dass es keinen Eingriff einer außenstehenden Person gegeben habe.
Ermittlungen gehen gegen andere Personen weiter
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gehen die Ermittlungen gegen andere beschuldigte Personen weiter. Suizidhilfe ist in der Schweiz erlaubt, wenn Helfer keine selbstsüchtigen Motive haben. Es gibt mehrere Suizidhilfe-Organisationen. Das Gerät Sarco betrachten die Schweizer Behörden als nicht rechtskonform.
Die Behörden hatten die Macher von Sarco vor dem Einsatz gewarnt. Das Obduktionsgutachten des Institutes für Rechtsmedizin des Kantons Zürich zu der US-Amerikanerin Ann liege jetzt vor, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Sie machte keine Angaben zum Stand der Ermittlungen.